„Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist”. Es gibt Fälle, wo das Gebet eines guten und gerechten Menschen, der Gott inständig und glaubensvoll um Hilfe oder um Segnungen bittet, anscheinend nicht erhört wird. Natürlich erhebt sich die Frage: Warum wird es nicht erhört? Liegt die Schuld an Gott, oder betet man nicht recht? Der Prophet Jesaja sagt: „Des Herrn Hand ist nicht zu kurz, daß er nicht helfen könne, und seine Ohren sind nicht hart geworden, daß er nicht höre”. Dies läßt klar erkennen, daß Gott unser Gebet immer erhört, wenn wir verständnisvoll beten.
Christus Jesus sagte: „Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf daß der Vater geehrt werde in dem Sohne. Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun”. Es ist daher einleuchtend, daß, wenn unsere Gebete nicht erhört werden, es daran liegt, daß wir nicht recht beten. Wir müssen wachen, daß nicht blinder Glaube, Selbstgerechtigkeit, Selbstbedauern oder selbstsüchtiges Begehren der Beweggrund unserer Gebete ist. Laßt uns sicher sein, daß unsere Gebete keine leeren Worte sind noch dem Gebet des Pharisäers gleichen, sondern vielmehr Gebete um geistige Erleuchtung, um Weisheit und Verständnis, um Reinheit und Liebe sind, damit wir mehr Gottähnlichkeit widerspiegeln können. Solche Gebete sind Gebete der Erkenntnis und der Dankbarkeit.
Dankbarkeit kommt in Sanftmut, Demut, Selbstlosigkeit, Lauterkeit, Anerkennung und Empfänglichkeit zum Ausdruck. Sie läßt Bereitwilligkeit erkennen, wie ein kleines Kind zu werden, der göttlichen Liebe zu gehorchen und zu sagen: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe”. Als Salomo zu Gibeon im Traum mit Gott redete, dankte er zuerst für die Segnungen, die Gott seinem Vater David und ihm selber verliehen hatte. Dann bat er um Führung und um ein verständiges Herz, um das Volk recht richten zu können. Sein Denken war selbstlos und ließ das tiefe Verlangen erkennen, so zu geben, wie er von Gott empfing. Seine Dankbarkeit und seine Demut bereiteten ihm den Weg, nicht nur das, worum er bat, sondern auch die Dinge, um die er nicht bat, in reichem Maße zu empfangen.
Jesu Fähigkeit, seine mächtigen Werke zu vollbringen, alles zu haben, was er selber zum eigenen Wohle brauchte, und zu tun, was er für die Menschheit tat, war von einer stets lebendigen Dankbarkeit gegen Gott für Seine Gaben begleitet. Seine Dankbarkeit kam beständig zum Ausdruck, wie z.B. in der Anerkennung: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhöret hast. Doch ich weiß, daß du mich allezeit hörest”.
Wahre Dankbarkeit ist eine geistige Eigenschaft, die im Geben oder Teilen des von einem liebenden und freigebigen Gott empfangenen Guten zum Ausdruck kommt. Dankbarkeit kommt nicht in leeren, müßigen Worten zum Ausdruck, sondern durch Handeln, dadurch daß man Freundlichkeit, Mitgefühl, Geduld, Wohlwollen und Erkenntlichkeit lebt und bekundet. Daß Dankbarkeit ein wesentlicher Teil des Gebets ist, das erhört wird, ersehen wir klar aus folgender Stelle in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 3): „Wir flehen um unverdiente Verzeihung und um ein freigebiges Ausströmen von Wohltaten. Sind wir wirklich dankbar für das schon empfangene Gute?” Ferner lesen wir: „Dankbarkeit ist weit mehr als eine Dankesäußerung in Worten. Taten drücken mehr Dankbarkeit aus als Worte”.
Wahre Dankbarkeit bekundet sich in Freigebigkeit, in liebreichem Erbarmen, durch das hörende Ohr, durch Entfaltung des Denkens, den weiteren Blick, ein höheres Verlangen nach Gerechtigkeit. Dankbarkeit und Segnungen gehen Hand in Hand. Wenn wir dankbarer werden, empfangen wir Segnungen in größerer Fülle. Der Psalmist betont die Wichtigkeit, Gott für Seine liebevolle Fürsorge und Seinen Schutz zu danken. Im 107. Psalm nennt er viele Verleihungen Gottes und ruft aus: „Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut”. Ferner ermahnt er uns, den Herrn zu loben und Seiner Segnungen eingedenk zu bleiben, wobei er besonders die Heilung von Leiden, die Erhaltung des Lebens, das Stillen des Sehnens des Herzens nach dem Guten erwähnt. Undank umnachtet das Bewußtsein des Menschen und verschließt leicht den geistigen Ideen, die den Reichtum der Wohltaten Gottes enthüllen, den Einlaß.
Dankbarkeit ist mit Liebe verwandt. Das von Dankbarkeit überfließende Herz bekundet unwillkürlich Liebe zu Gott und dem Menschen. In das von Dankbarkeit und Liebe erfüllte Bewußtsein finden Zweifel, Verzagtheit, Furcht und Mangel keinen Eingang. Gott loben und Ihm danken öffnet die Tür des Bewußtseins, so daß wir die gerechten Ideen, die aus dem Gemüt hervorgehen und uns sodann mit allem Nötigen versorgen, in Fülle empfangen können.
Im Buch des Propheten Maleachi werden wir geheißen, „die Zehnten ganz in das Kornhaus zu bringen”, „den Herrn Zebaoth” zu prüfen und Zeuge zu sein, daß Er „des Himmels Fenster” auftut und Segen herabschüttet die Fülle, so daß nicht Raum genug vorhanden ist, ihn aufzunehmen. Im Glossarium in Wissenschaft und Gesundheit (S. 595) erklärt Mrs. Eddy das Wort „Zehnte” u.a. als „Dankbarkeit”. Somit sehen wir, daß wir, wenn wir unser Bewußtsein, unser Gedankenvorratshaus, mit Dankbarkeit und Liebe erfüllen, Zeuge eines Ausgießens der Segnungen Gottes sein werden und uns eines Reichtums an Gesundheit, Tätigkeit, Stärke, Freiheit, Herrschaft, Versorgung und allem, was zu unserem Fortschritt, unserem Frieden, unserer Harmonie und unserem Glück dient, erfreuen.
Es ist unser göttliches Recht, die Erhörung des „wirksamen inbrünstigen Gebets” (engl. Bibel) darzutun und Gottes Güte und „seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut”, hier und jetzt zu erleben. Echte Dankbarkeit für Wohltaten und Segnungen, die wir durch die Christliche Wissenschaft empfangen haben, helfen uns, die wahre Art des Betens zu erfassen; denn „Verständnis, nicht Annahme, gewinnen”, wie Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 15) schreibt, „das Ohr und die rechte Hand der Allmacht”.
