Auf den Schreibtischen vieler Büros finden wir den Wahlspruch: „Tu es jetzt”. Wird diese Mahnung befolgt, so vermeidet man Aufschub und auch die Versuchung, sich zu entschuldigen, daß man etwas, was heute getan werden kann, auf morgen aufschiebt. Das sterbliche Gemüt weilt mit seinen Gedanken gern beim morgigen Tag; aber die Christliche Wissenschaft läßt den Posaunenruf „heute” erschallen und erweckt dadurch viele zu Tätigkeit, Gesundheit und Erfolg. Eine der wirkungsvollen Erklärungen von Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 39) lautet: „‚Jetzt‘, rief der Apostel, ‚ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils‘, und meinte damit nicht, daß sich die Menschen jetzt auf das Heil oder die Sicherheit einer zukünftigen Welt vorbereiten müßten, sondern daß jetzt die Zeit sei, dieses Heil im Geist und im Leben zu erfahren”.
Das Verständnis dieses jetzigen Bestehens des Guten macht die Tatsache klar, daß gerade das Heute der Tag ist, an dem wir Gott verherrlichen sollen. Jeden Morgen können wir in der frohen Gewißheit aufstehen, daß das Heute vom Guten erfüllt ist; denn es ist Gottes Tag und folglich übervoll von Freude und Fröhlichkeit. Da Gott der Allwissende und All-liebende alle Macht hat, kann kein Zweifel darüber bestehen, was der Tag, so verstanden, uns bescheren wird. Man braucht Freude nicht erst zu einer andern Zeit zu erwarten. Wahre Freudigkeit ist von Zeit ganz unabhängig; denn sie drückt das Innewerden der Gegenwart Gottes aus.
Sollte eine Wolke den mentalen Horizont trüben, so wäre das ein Zeichen, daß man an die Abwesenheit Gottes geglaubt hat. Aber Gott, der Geist, ist überall gegenwärtig. Nur die Lüge scheint uns einzuflüstern, daß das Gute abwesend sei. Diese Lüge sucht auch die Klarheit unserer geistigen Erkenntnis durch den listigen Vorwand zu trüben, daß wir nicht gut genug oder weise genug oder vielleicht nicht rein genug seien, Gott zu finden. Und dennoch, da wir in Wirklichkeit Sein Bild und Gleichnis sind, da wir jetzt die Kinder Gottes sind, warum sollten wir willens sein, den Vorwand zu glauben, daß Zeit verstreichen müsse, ehe wir die Gegenwart Gottes und unser wahres Selbst wahrnehmen können? Das Verständnis unseres Standpunkts als Christliche Wissenschafter beruht auf der Erklärung unserer Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 200): „Die große Wahrheit in der Wissenschaft des Seins, daß der wirkliche Mensch vollkommen war, ist und stets sein wird, ist unbestreitbar; denn wenn der Mensch das Bild, die Widerspiegelung Gottes ist, dann ist er weder verkehrt noch umgekehrt, sondern aufrecht und gottähnlich”.
Eines der großen Bedürfnisse der Menschheit ist Befreiung von Krankheit. Ein heimtückischer Glaube der Sterblichen, der einen mit Krankheit zu behaften scheint, ist Furcht. Da aber die Kenntnis der Gegenwart Gottes Furcht vernichtet, entzieht sie der Krankheit den Boden. Warum sollten wir, da wir doch einmal unser Freisein von Furcht und Krankheit erkennen müssen, den Glauben an Zeit unsere Befreiung verzögern lassen? Wer Gott erkennt, weist die Irrtumseinflüsterungen zurück und findet, daß Gesundheit und Glück schon jetzt gegenwärtig sind. Sobald das menschliche Bewußtsein die Tatsache erfaßt, daß Gesundheit durch Vergeistigung des Denkens kommt, erkennt man, daß Verzögerung unnötig ist. Warum die Aufschiebung der Heilung annehmen? Warum nicht den falschen Zeitbegriff verneinen und durch gewissenhaftes Widerspiegeln des Guten heute die von Gott kommende Gesundheit genießen?
Christus Jesus sagte: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch”. Dennoch wurde angenommen, daß der Himmel ein Ort sei, wo gute Menschen nach ihrem Hinscheiden in eine andere Welt ihren Lohn empfangen. Die Menschheit hat versucht, sich mit Versprechungen zufrieden zu geben, die zu bestätigen oder zu widerlegen ganz unmöglich war, weil sie erst in der Zukunft in Erfüllung gehen sollten. Warum sollte das Reich, das nach Jesu Aussage „inwendig in euch ist”, auf eine künftige Zeit aufgeschoben werden? Zu dem Propheten Hesekiel kam „des Herrn Wort”: „Du Menschenkind, siehe, das Haus Israel spricht: Das Gesicht, das dieser sieht, da ist noch lange hin; und er weissagt auf die Zeit, so noch ferne ist. Darum sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Herr: Was ich rede, soll nicht länger verzogen werden, sondern soll geschehen, spricht der Herr, Herr”.
Gerade der heutige Tag ist also der Tag des Vollbringens. Heute ist der Mensch geistig. Der gegenteilige Glaube an eine Vergangenheit und eine Zukunft möchte uns unseres Geburtsrechts, d.h. des Wissens berauben, daß wir jetzt Gottes Kinder sind. Der allgemeine Feind Furcht ist meist um künftige Möglichkeiten, nicht um gegenwärtige Tatsachen besorgt. Wenn wir daher die Gegenwart Gottes durch die Kenntnis der Christlichen Wissenschaft jetzt beweisen, werden wir in der friedlichen Gewißheit der Immergegenwart Gottes ruhen, weil wir sie heute gesehen haben. Heute, nicht morgen, ist der Tag, das Reich Gottes inwendig in uns zu beweisen. Der materielle Sinn macht das Bewußtsein gegen die Schönheit gegenwärtiger Geistigkeit blind. Sklavisches Annehmen des Augenscheins der körperlichen Sinnen würde das Bewußtsein allen Unvollkommenheiten eines falschen Daseinsbegriffs preisgeben. Der geistige Sinn zeugt für die Immergegenwart Gottes und des Menschen in Seinem Bilde. Wenn diese wissenschaftliche Tatsache das menschliche Bewußtsein erfüllt, vergehen die Annahmen Unvollkommenheit und Minderwärtigkeit, und der unsterbliche Mensch wird in der unvergänglichen Schönheit und Kraft der Vollkommenheit als der offenkundige Ausdruck des allmächtigen Gottes enthüllt.
Laßt uns also unser Erbe der Gottessohnschaft annehmen! Laßt uns hohe Gedanken festhalten und einer harrenden Welt die Tatsachen der herrlichen Schöpfung Gottes verkündigen! Dann werden wir keine Verdammung vom sterblichen Gemüt annehmen, sondern unsere Gedanken werden über den Versuchungen des Irrtums stehen. Die Vollkommenheit Gottes können wir heute widerspiegeln, und unser Herz singt in der frohen Erkenntnis unserer Vollkommenheit als Sein Bild.
Vielleicht schon jahrelang warten wir auf den Tag Gottes. Heute ist der Tag Gottes. Wir müssen auf unser Erbe Anspruch erheben und den begrenzten Sinn von Gottes Güte verbannen. Wir müssen diese Güte heute ganz beanspruchen und vorwärtsgehen, wissend, daß gerade heute der Tag ist, auf den wir gewartet haben. Heute ist der Tag der Erfüllung. „Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasset uns freuen und fröhlich darinnen sein”.
