„Sei gutes Mutes; der Kampf mit sich selber ist gewaltig, er gibt einem reichliche Beschäftigung, und das göttliche Prinzip arbeitet mit dir,— und Gehorsam krönt beharrliches Bemühen mit ewigem Sieg” (Miscellaneous Writings, S. 118). Die Bedeutung dieser Worte von Mary Baker Eddy wurde einer jungen Schülerin der Christlichen Wissenschaft klarer, als sie Problem ausarbeitete, das in ihrem letzten Hochschuljahr zur Lösung an sie herantrat. Eine an Verzweiflung grenzende Furcht vor der Zukunft schien sich ihrer zu bemächtigen — eine Annahme, die angeblich viele Schüler in ihrem letzten Schuljahr beherrscht. Bis dahin hatte sie ihre Ausbildung als Beschäftigung im kommenden Jahr ansehen können; aber nun sah sie, wenn sie in die Zukunft blickte, nur Untätigkeit und Zwecklosigkeit. Es kam noch hinzu, daß Gerüchte im Umlauf waren, daß wegen Mangel an Arbeit nicht jedermann beschäftigt werden könne, und dieser Gedanke schien doppelt beängstigend.
Da wußte die junge Schülerin, daß es Zeit war, ihr Denken zu berichtigen, wie sie gelehrt worden war, es bei ihrem Ergründen der Christlichen Wissenschaft zu tun. Die Worte Christi Jesu: „Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?” gaben ihr den Schlüssel zur Lösung des Problems. Sie fand, daß ihre wahre Arbeit darin bestand, wie der Meister in ihres Vaters Geschäft zu sein. Sie mußte den Glauben an ein materielles Selbst überwinden, um ihr wahres Selbst als Gottes Widerspiegelung zu finden.
Wenn das tatsächlich meine Arbeit ist, dachte sie, dann liegt reichlich Arbeit vor, daß ich und jedermann beständig beschäftigt bleiben. Sie erkannte, daß sie als Gottes Kind jetzt in ihres Vaters Geschäft war, immer darin gewesen war und immer darin sein wird, und daß ihr Abgang von der Hochschule sie dieses Vorrechts nicht berauben konnte. In Wirklichkeit war sie während ihrer ganzen Schulzeit in ihres Vaters Geschäft gewesen, und sie würde nach Schulabgang weiter darin sein.
Mit dem Verständnis, daß sie ewig im Dienste Gottes stand, kam die Erkenntnis, daß sie als Dienerin keinen Grund hatte, sich um das Planen ihrer Arbeit Sorgen zu machen. Ein Arbeitgeber plant die Dinge, die zu tun sind, und verteilt dann die Arbeit unter seine Arbeiter nach ihrer Befähigung. Pflicht des Arbeiters ist nur, die Anweisungen, die sein Arbeitgeber ihm gegeben hat, auszuführen.
Was für eine Last von Verantwortung diese Erkenntnis von ihren Schultern nahm! Sie konnte frohlocken in der ruhigen Gewißheit, daß Gott sie mit Arbeit versorgen würde. Aller Sorgen enthoben, fand sie, daß sie in ihrem letzten Hochschuljahr wahrhaft froh sein konnte, und daß ihre Fröhlichkeit im Hinblick auf ihre Aussichten im nächsten Jahr auch ihrer Umgebung eine Hilfe war, besonders ihren Mitschülerinnen, die auch vor dem Abgang von der Hochschule standen.
Nach Abgang von der Schule mußten die Wahrheiten, die ihr geoffenbart worden waren, bewiesen werden. Sie mußte u.a. das Verlangen zum Schweigen bringen, sich die besondere Anstellung, die sie wünschte, und den Ort, wo sie zu wohnen wünschte, auszumalen. Als sie willens war, der göttlichen Führung gehorsam zu sein, war das Nächste die Überwindung eines falschen Stolzes mit Bezug auf eine Stellung, die sie immer geringschätzig angesehen hatte.
Welch große Freude es dann bereitete, als die Schülerin später die Stellung fand, die sie durch viele Beweise als die für sie richtige erkannte! Obgleich die Stellung von geringerer Bedeutung war, als sie erwartet hatte, entdeckte sie bald, daß diese Arbeit ihr gerade die Gelegenheiten bot, die sie gesucht hatte.
Außerdem enthüllten sich ihr täglich neue und unerwartete Möglichkeiten. Sie fand schließlich, daß ihr Vertrauen auf Gott ihr weit bessere Zustände gebracht hatte, als sie sich hätte träumen lassen können. Dann wurde ihr klar, daß sie, wie sie in diesem Falle geistig geführt worden war, in ihres Vaters Geschäft zu gehen, auch in Zukunft immer geführt werden würde. Und sie faßte den Entschluß, geradeso vorwärtszugehen wie Abraham, der, „da er berufen ward, auszugehen in das Land, das er ererben sollte, gehorsam ward; und ging aus und wußte nicht, wo er hin käme. ... Denn er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist”.
Wie sicher wir doch sind, daß Gott uns vergibt! Wie gewiß wir wissen, daß wir zu Seinem Bilde gemacht sind, wenn wir jemand, der uns Unrecht getan hat, herzlich und unverzüglich vergeben! Wir mögen gefühlsmäßig empfinden und leichthin sagen: „Irren ist menschlich, vergeben ist göttlich”; aber wir kosten die Hoheit und Göttlichkeit des Vergebens erst dann, wenn wir vergeben und den Sieg des Vergebens über unser Gefühl, daß uns unrecht geschehen sei, kennen.—
