Im zehnten Kapitel des Lukas-Evangeliums wird berichtet, daß Jesus siebzig seiner Jünger aussandte in die Welt, um die Wissenschaft, welche er sie gelehrt hatte, praktisch zu betätigen. Dieser Erzählung nach kamen die siebzig wieder mit Freuden und sprachen: „Herr, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen”. Worauf Jesus erwiderte: „Freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind”. Damit meinte er selbstverständlich, daß sie sich nicht so sehr freuen sollten über ihre Werke als über die Tatsache, daß sie das geistige Verständnis hatten, sie zu tun. Mit diesen wenigen Worten betonte Jesus nachdrücklich, daß geistiges Verständnis — das heißt das Verstehen von Gott und des Menschen Beziehung zu Gott — eine notwendige Vorbedingung für das Überwinden materieller Zustände ist, und daß das unvermeidliche Ergebnis solchen Verstehens oder richtigen Denkens individuelle Herrschaft über die materiellen Annahmen bedeutet. Wir können daher aus seinen Darlegungen nur den Schluß ziehen, daß unseres großen Meisters Laufbahn den Hauptzweck hatte, die Menschen mit dem mentalen Rüstzeug oder der Geistigkeit auszustatten, welche sie befähigen würde, in Übereinstimmung mit seiner Weisung die Werke zu tun, die er tat, ohne Einschränkung oder Begrenzung.
Jesu Worte und Werke bewiesen nicht nur die Herrschaft geistigen Verständnisses über materielle Dinge, sondern sie bewiesen auch, daß, in dem Maße wie man im Verständnis von Gott und von Gottes geistigem Weltall wächst, man seine individuelle Fähigkeit, das Materielle oder Unwirkliche zu beherrschen, entsprechend erweitert und vervollkommnet. Jesus lehrte, daß geistiges Verständnis eine notwendige Grundlage ist für alles christliche Streben; daß das Geistige wirklich ist, Materie aber, oder das Materielle, unwirklich, weil es nicht von Gott stammt; und daß wir infolgedessen, in dem Maße wie das Geistige in unserer Auffassung von der Schöpfung zunimmt, unsere individuellen Erfahrungen harmonischer gestalten können.
In keiner Weise schließt dies den Gebrauch der sogenannten Willenskraft in sich, oder das Wirken des sterblichen Gemüts auf die Materie. Das sterbliche Gemüt und die Materie sind eins, wie wir sehen werden, und daher kann man nicht das eine durch das andere verbessern. Jesus zeigte uns, daß alles Materielle und alles Unharmonische im menschlichen Dasein lediglich daher kommt, daß wir falsch denken oder eine falsche Vorstellung von Gott haben. Durch das richtige Verständnis von Gott, wie die Christliche Wissenschaft es lehrt, lernen wir allmählich, wie wir in unser Denken und unser Dasein die Harmonie und Erhabenheit des Göttlichen bringen können; und unser Ausblick wie überhaupt unser Leben wird hoffnungsfroher und reiner werden durch den Einfluß des Göttlichen auf unser Denken. In dem Maße wie wir unser Denken in Gehorsam zu Gott bringen, wird unser ganzes Leben und unsere Umgebung vergeistigt und geläutert, und so bringen wir Frieden, Harmonie und Glückseligkeit zum Ausdruck durch das Walten Gottes in unserem Bewußtsein, anstatt daß wir versuchen, die Dinge des täglichen Lebens durch menschlichen Willen oder den fleischlichen Sinn zu berichtigen und zu beherrschen.
Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen
Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.