Den Beamtenwahlen in christlich-wissenschaftlichen Zweigkirchen wird mit Recht außerordentliche Wichtigkeit beigemessen, weil die Nützlichkeit und das Gedeihen der Kirchen in hohem Grade von der Personenwahl abhängt, die von den verschiedenen Kirchenmitgliedschaften vorgenommen wird.
Die Christlichen Wissenschafter sollten diese Wahlen nicht leicht nehmen. Ehe sie stattfinden, werden sie unpersönlich die Namen derer, die für die Wahl zu einem Amt in Betracht kommen, sei es als Leser, Schriftführer, Schatzmeister, Bücherwart, Verwalter oder Vorstandsmitglied, einzig und allein mit Rücksicht auf ihre Geeignetheit erwogen haben, und sie werden dabei um göttliche Erleuchtung und Führung gebetet haben, wie die Christliche Wissenschaft sie beten lehrt. Dieses Beten um Führung ist ungemein wichtig; denn es bedeutet das Reinigen des Denkens von einem falschen Verantwortlichkeitsgefühl und von jeder Neigung zu Feindseligkeit oder persönlicher Voreingenommenheit. In dieser Hinsicht erweisen sich Mrs. Eddys Worte in Artikel VIII, Abschnitt 1 des Kirchenhandbuchs als unseres „Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege”. Sie schreibt: „Weder Feindseligkeit noch rein persönliche Zuneigung sollte der Antrieb zu den Beweggründen oder Handlungen der Mitglieder Der Mutterkirche sein. In der Wissenschaft regiert allein die göttliche Liebe den Menschen”.
Da die christlich-wissenschaftlichen Zweigkirchen demokratische Körperschaften sind, liegt ihre Regierung in den Händen der Kirchenmitglieder — nicht einiger, sondern aller Mitglieder. Dies sollte von allen erkannt werden; denn wenn es nicht erkannt wird, mögen manche nicht sehen, was ihre Pflicht ist, und infolgedessen versäumen, von ihrem unveräußerlichen Recht der Mitwirkung bei den Wahlen Gebrauch zu machen, indem sie vielleicht der zu diesem Zweck einberufenen Sitzung fernbleiben. Je mehr die Kirchenmitglieder erfassen, wie bedeutungsvoll, wie wichtig es ist, nur die Würdigsten für amtliche Vertrauensstellungen zu wählen, desto mehr werden sie ihre Pflicht schätzen und würdig zu erfüllen suchen.
Wenn die Wahlen hingebungsvoll und in Übereinstimmung mit der Wahlordnung vorgenommen werden, sollten die Ergebnisse anerkannt werden, da es eine unerläßliche Bedingung demokratischer Regierung ist, daß der Wille der Mehrheit genau so bei Wahlen wie bei der allgemeinen Regelung der Kirchenangelegenheiten maßgebend ist. Hinsichtlich der letzteren sei nebenbei bemerkt, daß die Mitglieder nach dem Kirchenhandbuch, nach den von ihnen gutgeheißenen Verfahrungsregeln und nach den von ihnen angenommenen Kirchensatzungen in einer ordnungsmäßig abzuhaltenden Sitzung jeden angenommenen Beschluß selber aufheben und durch einen andern, der ihrer Ansicht nach die Interessen der Kirche besser wahrt, ersetzen können. Aber gewöhnlich sind Kirchenbeamte für einen festgesetzten Zeitraum gewählt, und die Mitglieder unterstützen gesinnungstreu die verschiedenen Ämter und diejenigen, die sie bekleiden.
Jeder echte Christliche Wissenschafter versteht diese Dinge. Er ist überzeugt, daß das Gebet geistigen Verständnisses den Wahlvorgang befriedigend regeln und die besten Ergebnisse hervorbringen kann. Trotzdem weiß er, wie sehr manche ihre Verantwortung gegen das Prinzip zuweilen vergessen und sich Wahlumtriebe erlauben, die als äußerst unwissenschaftlich angesehen werden müssen. Zum Beispiel kam es vor, daß gewisse Mitglieder offen oder unter der Hand Stimmen für einen geworben haben, den sie für ein bestimmtes Amt — vielleicht das Leseramt — für geeignet hielten. Sie mögen wohl geglaubt haben, daß sie es mit dieser Bevorzugung ehrlich meinten; aber andere zu beeinflussen suchen, damit ihre Denkweise zur Geltung komme, ist tadelnswert. Es läßt auf Mangel an Geistigkeit in ihnen selber schließen; auf Mangel an Glauben an die beständige Gegenwart des göttlichen Gemüts — der göttlichen Intelligenz; ans Mangel an Glauben an das, dessen Wichtigkeit die Christliche Wissenschaft beständig einschärft — erleuchtetes Gebet. Und kein Christlicher Wissenschafter, dessen Verständnis der Wahrheit und dessen Geistigkeit ihn für ein Amt, z.B. das eines Lesers geeignet machen, würde je ein solches Vorgehen billigen, vielmehr würde er dessen Unwürdigkeit bloßstellen, sollte es zu seiner Kenntnis kommen.
Unter der Überschrift „Leser in Kirchen” schreibt unsere Führerin (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 249): „Ich gebe demjenigen den Vorzug, der sich am besten eignet, dieses wichtige Amt zu versehen”. Und im übernächsten Satz fährt sie fort: „Was unseren Kirchen not tut, ist jene andächtige, selbstlose Denkungsart, die die Gemeinde vergeistigt”. Wir sollten also ruhig beobachten, um „jene andächtige, selbstlose Denkungsart” unter unseren Kirchenmitgliedern zu entdecken, da sie allein fähig ist, das Denken anderer zu vergeistigen und unsere Kirchen zu den Stätten geistiger Erleuchtung und Heilung zu machen, die sie sein sollten. Wir gedenken der Worte, die der Herr bei der Salbung Davids zu Samuel sprach (1. Sam. 16, 7): „Denn es geht nicht, wie ein Mensch sieht: ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an”.
Gottvertrauen, Vertrauen auf das göttliche Prinzip, und völlige Abkehr von rein menschlichen Mitteln und Wegen tun zur Zeit der Wahlen not, sehr not. Der Worte Mrs. Eddys sollten wir uns bei diesen Gelegenheiten klar erinnern (Miscellaneous Writings, S. 152, 153): „Habt zur Aufrichtung der Sache der Christlichen Wissenschaft mehr Vertrauen auf Gott und Seine geistigen Mittel und Verfahren als an den Menschen und seine materiellen Mittel und Wege”. Und dieses Vertrauen wird durch Hingebung an die Wahrheit und die Liebe geweckt. Bei den uns bevorstehenden Wahlen, an denen wir teilzunehmen haben, sollten wir uns bemühen, die Wahrheit der Worte aus Seite 228 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” zu beweisen: „Es gibt keine von Gott getrennte Macht. Allmacht besitzt Allgewalt, und irgendeine andere Macht anerkennen heißt Gott die Ehre versagen”.
