Es ist möglich, daß Johannes glaubte, das zweite Kommen Christi werde sich in der allernächsten Zukunft ereignen, als er die Erscheinungen, die er auf der Insel Patmos hatte, in morgenländischer Bildersprache berichtete. In seiner sinnbildlichen Beschreibung im 12. Kapitel und in anderen Teilen der Offenbarung mag es sich daher um Ereignisse gehandelt haben, von denen er glaubte, daß sie unmittelbar bevorstünden. Daß die vorausgesagten Veränderungen nicht zu Lebzeiten des Johannes oder in den nächstfolgenden Jahrhunderten eintrafen, beweist jedoch nicht, daß seine Weissagung trügerisch war. Tatsache ist, daß seine prophetische Vision gegenwärtig in Erfüllung geht, und dies ist Grund zur Freude.
Als Jesus die Zerstörung der Materie und das zweite Kommen Christi weissagte und seine Jünger ihn fragten: „Meister, wann soll das werden?”, nannte er in seiner Antwort keine bestimmte Zeit; dagegen sprach er von gewissen Zeichen, die zuvor geschehen würden. „Alsdann”, sagte er, „werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit”.
Daß Jesus ein andermal sagte: „Und ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich”, beweist, daß er wußte, daß das Denken der Welt noch nicht reif war für die volle und endgültige Offenbarung des Christus, der Wahrheit — der Wissenschaft des Seins. Er wußte, daß der verheißene Tröster zur rechten Zeit kommen würde. Viele Jahre lang warteten mühselige und beladene Sterbliche auf diesen Tröster — den „Geist der Wahrheit”— der zu ihnen kommen sollte. Im finstern Mittelalter trübten Materialismus und Schulweisheit das Licht der geistigen Wahrheit in solchem Maße, daß es fast ganz aus den Augen verloren ging. Mit der Reformation begannen sich die Wolken zu lichten, und nachdem die Menschheit erheblichen Fortschritt in größerer Gedankenfreiheit gemacht hatte, war sie mehr als zuvor für das Kommen des Trösters bereit.
Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen
Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.