Es kann nicht gesagt werden, daß es für Mrs, Eddy eine leichte Aufgabe war, die Christliche Wissenschaft der Welt zu verkündigen. Nachdem sie im Jahre 1866 selber geheilt worden war, bewies sie in vielen Fällen die Heilkraft der Wahrheit und der Liebe. Aber nur allmählich begannen sich die Leute für ihre Entdeckung zu interessieren und kauften und lasen das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, worin sie ihre Entdeckung erläuterte, damit sie das Verständnis des göttlichen Prinzips, wodurch Heilungen bewirkt werden, gewinnen könnten. Allezeit blieb Mrs. Eddy der von ihr entdeckten Wahrheit unerschütterlich treu, gehorchte deren Prinzip und Regeln, die sie bewies, und unterwies alle, die zu ihr kamen, damit sie fähig sein sollten, ihrem Beispiel zu folgen. Nie stellte die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft ihr erlösendes Werk ein; nie gab sie ihr furchtloses Verfechten der Wahrheit und der Gerechtigkeit auf.
Christliche Wissenschafter, die sich mit der Christlichen Wissenschaft befaßt und ihre Lehren bewiesen haben, finden es seltsam, daß die großen geistigen Wahrheiten, die sie enthüllt, von der Menschheit abgelehnt werden sollten. Warum, fragen sie sich, sollte die Wissenschaft, die Gottes Allheit und Vollkommenheit und die Vollkommenheit des Menschen als des Bildes oder der Widerspiegelung Gottes erklärt, mißverstanden werden? Warum sollte Mrs. Eddys Entdeckung, daß das Böse unwirklich ist, da Gott, das Gute, das All in allem ist, für falsch gehalten werden? Aber die Ablehnung, die Zweifelsucht, sogar die Verfolgung, die die Zweifelsucht manchmal begleitet, veranlassen diejenigen, die die Christliche Wissenschaft und die Heilkraft der Wahrheit und der Liebe verstehen, ihr Verfechten dieser Wissenschaft und das Beweisen ihres Prinzips und ihrer Regeln nur noch entschlossener fortzusetzen.
Unsere Führerin, die selber ein hervorragendes Beispiel sittlichen Mutes war, erwartete von ihren Schülern, daß sie ihr hierin wie in allen anderen christlichen Haupterfordernissen nachfolgen. In allen ihren Schriften begegnen wir immer wieder der dringenden Aufforderung zur Aufrichtigkeit, zur Treue, zur Standhaftigkeit, zur Ergebenheit und zum Gehorsam gegen die Wahrheit. Sie zweifelte nie daran, daß das Verständnis der Christlichen Wissenschaft das Heil der Menschen bedeutet. Sie zweifelte nie daran, daß das Menschengeschlecht durch den Beweis des Guten in gerechtem Leben erlöst werden wird. Und da ihr Glaube an Gott, das Gute, unerschütterlich auf das Verständnis gegründet war, daß Gott das unveränderliche Prinzip ist, und da sie von der Kraft der Gerechtigkeit felsenfest überzeugt war, forderte sie von ihren Nachfolgern Furchtlosigkeit angesichts des Feindes — des mutmaßlichen Bösen — und Bereitwilligkeit, für die Wahrheit und für Gerechtigkeit einzutreten, selbst wenn es beständige und anstrengende Bemühung erfordern sollte. Auf Seite 99 in „Miscellaneous Writings” fragt sie: „Wieviele sind bereit, für eine gerechte Sache zu leiden, eine lange Belagerung auszuhalten, in vorderster Reihe zu stehen, dem Feind entgegenzutreten und jeden Tag in der Schlacht zu sein?
Es mag unsere Standfestigkeit im Erklären der Wahrheit und im Verfechten der Gerechtigkeit auf die Probe stellen, wenn das Böse offensichtlich rings um uns her tobt und vielleicht seine Pseile des Hasses in tödlicher Absicht abschnellt. Aber jeder Versuch des Bösen, uns an die Wirklichkeit seiner Scheintätigkeit glauben zu lassen, sollte dazu dienen, uns umso unerschütterlicher in unserem Bejahen der Wahrheit der Allheit und der Allmacht Gottes, des Guten, und der Trüglichkeit des Bösen zu machen. Wir sollten auch wissen, daß unser Verständnis der Wahrheit und unsere Kenntnis der Unwirklichkeit des Bösen uns gegen jeden Wirklichkeits- und Machtanspruch des Bösen schützen.
„Wir können frohlocken, daß jeder Keim des Guten sich schließlich zu Freiheit und Größe durchringen, und jede Sünde sich selbst so strafen wird, daß sie sich den Geboten Christi — der Wahrheit und der Liebe — beugt” (Nein und Ja von Mary Baker Eddy, S. 8). Was für ein tröstlicher Gedanke! Und wir wissen, daß er wahr ist, weil er auf das Verständnis der Allmacht des göttlichen Prinzips —Gottes, des Guten — gegründet ist. Gerne freuen wir uns über die geringste Spur der Güte in denen, die in dem fernen Lande böser Annahme weilten, weil wir wissen, daß sie — die Güte — durch den Beweis, daß der Mensch die vollkommene Idee Gottes ist, noch die vollste Kundwerdung erlangen wird. Geduld ist zum Vollbringen der Erlösung der Menschheit nötig, sehr nötig. Da aber Geduld eine geistige Eigenschaft ist, die der Mensch widerspiegelt, kann sie unbegrenzt angewandt werden.
Zur Zeit des Urchristentums war Verfolgung an der Tagesordnung; aber sie machte die ersten Nachfolger des Meisters nur noch unerschütterlicher in ihrer Treue gegen Gott, noch entschlossener in ihrem Verfechten der Wahrheit. Im 4. Kapitel der Apostelgeschichte (Vers 33) heißt es: „Mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesu, und war große Gnade bei ihnen allen”. Und es ist berichtet, daß dies stattfand, nachdem sie gemeinsam zu Gott gebetet hatten. Wir von heute müssen in unseren erleuchteten Gebeten und in unserem Festhalten am göttlichen Prinzip vereinigt sein. Denn wie können wir sonst erwarten, der Ungläubigkeit in unserer Mitte, der Treulosigkeit gegen Bündnisse und Verträge, den Versuchen des persönlichen Sinnes, die Stelle des geistigen Sinnes und des geistigen Verständnisses in der Regierung von einzelnen, von Gemeinden und Völkern widerrechtlich an sich zu reißen, ein Ende zu machen?
Die Christlichen Wissenschafter müssen sich entschließen, unerschütterlich für das Prinzip einzustehen, die Gerechtigkeit furchtlos zu verfechten. Das fordert die Christliche Wissenschaft von jedem ihrer Anhänger. Wenn wir an diese Dinge denken, haben wir das Empfinden, daß wir demütig sein müssen; und wir erinnern uns der Worte des Psalmisten (Ps, 19, 15): „Laß dir wohl gefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr, mein Hort und mein Erlöser”.
