Heute können die Menschenkinder so gut wie vor alters auf die durch den Propheten Jesaja geäußerte Verheißung Gottes hören: „So kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden. Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen”.
Steht man auch nur eine Stunde lang Wache an der Tür seines Denkens, so erkennt man, wie schwierig es ist, nicht durch den Sinn der Persönlichkeit, der Weltlichkeit und der Körperlichkeit mesmerisiert zu werden; und man sieht, wie einem seine Gedanken durch Verneinen des Christus „gleich wie Scharlach” erscheinen können. Nur durch das klare Verständnis des Christus, „der göttlichen Offenbarwerdung Gottes, die zum Fleisch kommt, um den fleischgewordenen Irrtum zu zerstören” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 583), können Sünden — Unterlassungs- und Begehungssünden — getilgt werden.
Gewähren wir dem Irrtum Einlaß in unser Bewußtsein, obwohl wir über die Wahrheit gut unterrichtet sind ? Versperren wir wie ein zuverlässiger Wächter irrigen Einflüsterungen, die den Christus, die Wahrheit, verneinen, die Tür des Denkens? Treulos ist, wer erklärt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468): „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem”, und dann an die Macht und die Wirklichkeit dessen glaubt, was Gott, das Gute, und Seine unendliche Gegenwart verneint. Er bejaht im Prinzip, daß die Fälschung des Geistes, die Materialität, wirklich sei.
Wie geduldig, verzeihlich und erbarmungsvoll doch der himmlische Vater-Mutter-Gott ist, den Johannes die „Liebe” nennt! Spiegeln wir immer die Eigenschaften der Liebe im Umgang mit unseren Mitmenschen wider? Decken wir den Irrtum sofort auf, trennen wir ihn von der Person und rügen wir ihn, aber nicht den Menschen? Wenn wir ernst und intelligent beten: „Vergib uns unsre Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern”, können wir den Bruder nicht als elenden Sünder, uns dagegen als die makellosen Kinder Gottes sehen.
Folgert man vom Standpunkt der Allheit, der Unendlichkeit und Ewigkeit Gottes, des Guten, aus, so vergehen die Annahmen Sünde, Krankheit und Tod in ihr Nichts. Außerhalb der Unendlichkeit gibt es nichts — keinen Ort und keinen Raum für Irrtum. So folgernd macht man die ersten Schritte im Gehorsam und bahnt vollständigem Gehorsam gegen das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben” den Weg. Dann glauben wir nicht mehr an einen andern Schöpfer oder eine andere Macht — an etwas Entgegengesetztes.
„Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen”. Wie klar das zeigt, daß des Menschen Versorgung von Gott kommt, und daß wir dies durch Verstehen und Befolgen Seiner Gesetze beweisen können! Um Gott gehorsam zu sein, müssen wir Seine Gebote und Forderungen verstehen. Um einen Fehler zu berichtigen, muß dieser zuerst als Fehler erkannt werden. So muß die Sünde als Sünde gesehen und dann auf ihr Nichts zurückgeführt werden. Wenn wir Gott von ganzem Herzen lieben, erkennen wir die Nichtsheit der Materie und des Bösen.
Die Mission der Christlichen Wissenschaft ist, Gott und Seine vollkommene geistige Schöpfung zu enthüllen. Wenn wir Ihn als das ewige Leben, das göttliche Gemüt, die unendliche Liebe, den einzigen Schöpfer erkennen, der nicht nur alles schuf, sondern auch alles vom Kleinsten bis zum Größten regiert, stützt und erhält; wenn wir die Erklärung unserer Führerin verstehen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 70): „Das göttliche Gemüt erhält alle Identitäten klar erkennbar und ewig, vom Grashalm an bis zum Stern”, erlangen wir den wahren Begriff vom Menschen als der Widerspiegelung Gottes, Seinem Ausdruck, und wir verstehen, daß Gehorsam das Gesetz des menschlichen Seins ist.
Gott ist der einzige Schöpfer, und Er machte alles aus Seiner eigenen Substanz, aus der Substanz des Geistes, des Lebens, der Liebe, des Gemüts, der Seele. Demnach bekundet und enthüllt Seine Schöpfung nur Seine Substanz. Somit ist der Mensch geistig und vollkommen, und für Gott als Seine Kundwerdung ist er unbedingt notwendig. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott ohne den Menschen unausgedrückt wäre.
Jesus sagte: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie; und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen”. Was würde sich anmaßen, einen zu hindern, die Stimme Christi, der Wahrheit, zu hören und ihr zu gehorchen? Nur die Einwendungen der Furcht, der Unwissenheit, des Mangels, des Streites, des Neids, der Eifersucht, der Unehrlichkeit usw.— lauter Annahmen des sterblichen Gemüts, des einzigen Teufels, den es gibt. Nur das Zugeben einer falschen Annahme oder Versuchung läßt das Böse wirklich erscheinen. Wir sagen, Krankheit sei etwas, was zu fürchten ist; aber der Glaube daran oder die Furcht davor ist es, was schadet. Der Krankheit muß Einlaß ins Bewußtsein gewährt werden, ehe sie am Körper erscheint; denn sie bekundet, was das sterbliche Gemüt glaubt.
Eine junge Frau, die operiert werden sollte, traf eine Verabredung mit einer christlich-wissenschaftlichen Ausüberin, nur um die Bitte eines Angehörigen zu erfüllen. Drei Ärzte hatten ihr Leiden als bösartigen Krebs festgestellt und trafen Vorbereitungen, sie am nächsten Tage zu operieren. Sie sagte zu der Ausüberin, sie könne nicht verstehen, wie jemandes Denken oder Beten ihren Zustand heilen könne, da sie schon monatelang gelitten habe und der Augenschein des kranken Zustandes überaus besorgniserregend sei.
Die Ausüberin, die aufrichtig um geistige Weisheit betete, um die Wahrheit zu sprechen, die heilt, erklärte, daß der körperliche Leib einfach vergegenständlichtes Denken ist, und daß Furcht-, Haß-, Auflehnungs-, Groll-, Zorngedanken und Krankheitsbilder oft in körperlicher Störung, dagegen Freude, Dankbarkeit, Wertschätzung, Zufriedenheit und Friede in Harmonie und normaler Tätigkeit zum Ausdruck kommen; daß die falsche Annahme, welche die Krankheitserscheinung hervorruft, zerstört und durch die göttliche Tatsache des vollkommenen Seins des Menschen ersetzt werden müsse. Sie erzählte ihr ihre eigene Heilung von einer für unheilbar erklärten Krankheit durch das Lesen des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs und anderer Schriften von Mrs. Eddy, und bemerkte, daß sie jeden Tag oft stundenlang gelesen habe, um die falschen Einflüsterungen und die Schmerz- und Krankheitsbilder von ihrem Denken fernzuhalten, so daß sie die Tatsache der Schöpfung Gottes — den vollkommenen Menschen — bewahren konnte.
Die Patientin zeigte großes Interesse und sagte, sie habe als Kind in der Schule einen Nachbar gehabt, der dasselbe Leiden hatte, das sie jetzt habe; und erschauernd fügte sie hinzu: „Ich habe dieses Bild nie aus dem Sinn bringen können”. Die Ausüberin fragte sie dann, ob sie denke, daß die Ärzte es mit einem Messer ausschneiden können. Sie antwortete: „Nein”. Dann wurde ihr versichert, daß die Christliche Wissenschaft das falsche Krankheitsbild beseitigen und durch Leben, Gesundheit, Kraft, Harmonie und Frieden ersetzen könne. Eine vollkommene und dauernde Heilung war das Ergebnis dieses einen Besuchs.
Die falschen Annahmen einer materiellen Welt, eines materiellen Menschen und materieller Besitztümer liegen dem Elend der Menschheit zugrunde. An die Wirklichkeit des materiellen Sinnes glauben, ist genau so falsch und ungehorsam wie das Anbeten silberner und goldener Götzen. Materie ist vergegenständlichtes sterbliches Gemüt. Wir müssen Furcht und die Bilder und Gestalten, in denen sie sich bekundet hat, austreiben, indem wir uns die Allgegenwart Gottes klar vergegenwärtigen. Während Krankheit falsch mental und unwirklich ist, ist Gesundheit geistig mental und ewig.
Da Gottes Werk ewig und unveränderlich ist, ist auch Seine unendliche Fürsorge für Seine ganze Schöpfung ewig und unveränderlich. Dann lastet kein Fluch auf dem Menschen, dann gibt es für ihn keinen Mangel, nichts Böses, sondern nur die immer gegenwärtige Herrlichkeit und die Segnungen des Ewigen, des Einen. Wie die Sonne unparteiisch auf Berge und Veilchen scheint, so befriedigt das Ausgießen des Guten alle menschlichen Bedürfnisse. Die Eigenschaften der Liebe und des Lebens, die des Menschen Erhaltung bilden, sind immergegenwärtig und für sein Wohl tätig.
Die Erfüllung der Verheißungen Gottes beruht auf unserem Gehorsam gegen Seine Gesetze und Gebote. Um die verheißene Versorgung und Beschützung zu erfahren und Fülle als Lohn zu ernten, müssen wir den Forderungen des geistigen Gesetzes gehorchen, da Gehorsam gegen Gott ein Grundgesetz des Seins des Menschen ist. Der wirkliche Mensch kennt keinen Ungehorsam. Jesus veranschaulichte auf menschliche Art die göttliche Tatsache des Gehorsams des Menschen gegen Gott. Er sagte (Joh. 15, 10): „So ihr meine Gebote haltet, so bleibet ihr in meiner Liebe, gleichwie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe”.
