Die an die Menschen herantretenden Probleme sind so zahlreich und zuweilen so verwirrend und lästig, daß es manchmal den Anschein haben kann, daß es keine Erleichterungsmöglichkeit gebe, und daß manche Probleme unlösbar seien. Dies ist jedoch nicht der Fall; denn ein unlösbares menschliches Problem gab es nie und wird es nie geben. Tatsache ist, daß es für jedes Problem, welcher Art es auch sei, eine rechte Lösung gibt.
Paulus schreibt: „Gott ist getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr’s könnet ertragen”. Eine Definition des Wortes „versuchen” ist „erproben”. Hieraus ist ersichtlich, daß die zur Lösung an uns herantretenden Probleme nur Erprobungen unseres Verständnisses und unserer Treue sind; und wenn wir an die oben angeführte Bibelstelle glauben, können wir an unsere Probleme mit der Gewißheit herantreten, daß wir die Fähigkeit haben, sie durch die Kraft des göttlichen Gemüts zu lösen.
Wir lernen dies bald, wenn wir bereit und willens sind, die Materie und materielle Mittel und Wege aufzugeben und die Lösung unserer Schwierigkeiten von Gott und Seinen Gesetzen zu erwarten. Es ist über die Möglichkeit eines erfolgreichen Widerspruchs hinaus bewiesen worden, daß durch die Bereitwilligkeit, materielle Heilmittel aufzugeben und das in der Christlichen Wissenschaft gelehrte Heilverfahren Christi Jesu anzunehmen, Tausende von sogenannten chronischen und akuten Krankheiten, die von den Ärzten in vielen Fällen für unheilbar erklärt worden waren, geheilt worden sind. Ebenso verbürgt die Willigkeit, selbstische Absichten und den menschlichen Willen beiseitezusetzen und die göttliche Liebe walten zu lassen, die Berichtigung aller schlechten Gewohnheiten, alles falschen Verlangens, aller Sünde. Die Bereitwilligkeit, den Reichtum der Güte Gottes in kindlichem Glauben anzunehmen und anzuwenden, bringt den harmonischen Zustand des wirklichen Menschen, dessen sämtliche Bedürfnisse reichlich befriedigt sind, ans Licht.
Das Lösen menschlicher Probleme jeder Art wird am besten damit begonnen, daß man sie nicht mehr als schwere Lasten oder als verwirrende und unlösbare Schwierigkeiten ansieht. Wir sollten sie vielmehr als Erprobungen unseres Verständnisses ansehen, als Gelegenheiten, die Lehren der Christlichen Wissenschaft zu beweisen. So gestaltet sich das Ausarbeiten der Lösungen der Probleme durch Anwendung des Gesetzes Gottes oder der in unserer Zeit durch Mrs. Eddy geoffenbarten Wissenschaft des Christentums zu einer freudigen und, befriedigenden Erfahrung.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, spricht von „der Vorschule der Erde”, die „aufs äußerste ausgenutzt werden muß” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 486). Nun weiß jeder, der in die Schule geht, daß er Aufgaben ausarbeiten muß, damit er beweisen kann, daß er versteht, was er gelehrt wird. Sollte eine Lehranstalt in ihrem Lehrplan keine Aufgaben vorsehen, so wäre sie von geringem Wert. Der Erfolg eines Schülers liegt in seiner Fähigkeit, durch die richtige Lösung besonderer Aufgaben zu beweisen, daß er meistert, was er gelehrt worden ist. Ohne Erfüllung dieses Erfordernisses kann in einem Lehrkurs wenig Fortschritt gemacht werden.
Dies trifft besonders auf das Gebiet der Mathematik zu. Jede gelöste mathematische Aufgabe bedeutet einen Schritt vorwärts im Erlernen dieses Fachs. Der Studierende der Mathematik hört nicht auf weiterzulernen, nachdem er die einfachen Regeln der Arithmetik meistern gelernt hat. Wenn er die höhere Mathematik zu beherrschen wünscht, klagt er auch nicht und wird nicht traurig und niedergeschlagen, wenn die Aufgaben größer und verwickelter werden.
Ein Mathematiklehrer sagte einmal zu seinen Schülern, daß er im Ausarbeiten mathematischer Aufgaben mehr Befriedigung und Freude finde als in irgend etwas, womit er sich je beschäftigt habe. Sollten dann wir Christliche Wissenschafter nicht unsere größte Freude und Befriedigung im Ausarbeiten der Probleme finden, die zur Lösung an uns herantreten? Wir haben in der Christlichen Wissenschaft eine genaue und beweisbare Wissenschaft, deren richtiges Verständnis oder richtige Anwendung immer die richtige Antwort oder Lösung für unsere Probleme jeder Art gibt.
Hier könnte gefragt werden: Wie kann ich Freude und Befriedigung im Lösen der an mich herantretenden Probleme finden, wenn diese Probleme Krankheit und Sünde, Mangel und unharmonische menschliche Beziehungen sind? Dankbarkeit ist eine Quelle der Freude und der Befriedigung, der Wertschätzung des Verständnisses, daß durch gewissenhafte und unablässige Anwendung der Christlichen Wissenschaft die richtige Lösung aller menschlichen Probleme gesichert ist. Sollten viele Probleme vorliegen, so erweitert dies unsere Gelegenheit, Gottes Liebe durch das Beweisen der Christlichen Wissenschaft darzutun. Und unsere Dankbarkeit wächst mit jedem Schritt vorwärts. Jeden Tag werden wir dankbarer für die Christliche Wissenschaft, da wir finden, daß wir uns in allen Fällen auf sie verlassen können, und daß bei Gott nichts unmöglich ist. Machen wir nicht vollen Gebrauch von unseren Gelegenheiten, Probleme zu lösen, so können wir nicht beweisen, daß die Christliche Wissenschaft wahr und beweisbar ist. Können wir aber ohne diesen Beweis wahrhaft dankbar für die Christliche Wissenschaft sein? Mrs. Eddy sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit, S. 323): „Das Gute ist nicht verstanden, bis es demonstriert ist”.
In ihren Schriften gebraucht Mrs. Eddy oft das Wort „Problem” in dem Ausdruck „Problem des Seins”. Hier erhebt sich nun eine Frage, die unbedingt gelöst werden muß, da sie jeden angeht: das Ausarbeiten unserer eigenen Erlösung. Mrs. Eddy schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 348): „Das göttliche Leben, die göttliche Wahrheit, die göttliche Liebe ist das grundlegende Prinzip aller Wissenschaft, das das Problem des Seins löst; und nichts, was Böses wirkt, kann Gottes Probleme lösen helfen”. In dem unendlichen Gemüt, der göttlichen Intelligenz, gibt es keine ungelösten Probleme. Der Zweck „der Vorschule der Erde” ist, daß wir das Leben, die Wahrheit und die Liebe so gut verstehen lernen, daß wir dieses Verständnis in unserer eigenen Erfahrung beweisen können. Das heißt unsere Erlösung ausarbeiten; das heißt das Problem des Seins lösen.
Unserer eigene Erlösung ausarbeiten oder das Problems des Seins lösen, soweit es uns angeht, wird von allen ohne Ausnahme gefordert; und weil dies eine göttliche Forderung ist, können wir gewiß sein, daß uns die Antwort oder die Lösung zu Gebote steht. Der Apostel Paulus sagt: „Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen”. Gott zeigt uns, wie wir jeder Versuchung zu glauben, daß menschliche Probleme unlösbar seien, entrinnen können. Sünde oder Krankheit, Mangel oder Widerwärtigkeit mit dem in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit gefundenen Verständnis des Gesetzes Gottes beharrlich verneinen, wird uns zur rechten Lösung aller unserer Probleme führen. Durch geistiges Verständnis wissen wir, daß Widerwärtigkeiten jeder Art unwirklich sind, daß sie die Trugvorstellungen des materiellen Sinnes sind. Wir wissen, daß sie nicht die Wahrheit des Seins sind, weil Gott sie nicht geschaffen hat. Wir wissen, daß Gottes Schöpfung geistig und vollkommen ist, und daß der Mensch immer Gott in Seiner ganzen Güte, Gesundheit, Harmonie und Fülle ausgedrückt hat und Ihn immer ausdrücken wird.
Wir blicken auf die Vergangenheit zurück, nicht um zu ihr zurückzukehren, sondern um zu sehen, in welcher Richtung — gerade und klar — sie in die Zukunft weist.
