Eine Schülerin einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule sagte einmal zu ihrer Lehrerin: „Was wir hier in der Klasse über uns lernen, widerspricht dem, was wir in der Schule gelehrt werden, so sehr, daß ich es verwirrend finde. In der Schule werden wir über unsern materiellen Leib belehrt, und hier lernen wir, daß keine Wirklichkeit in der Materie ist”!
Vom jungen Christlichen Wissenschafter mag verlangt werden, sich in der Schule mit den sogenannten Naturwissenschaften zu befassen; aber dies braucht ihn nicht zu beunruhigen. Der materielle Leib ist nur eine Kundwerdung des sterblichen Gemüts. Wenn wir uns mit dem Leib und den ihn regierenden materiellen Gesetzen befassen, befassen wir uns in Wirklichkeit überhaupt nicht mit uns. Wir nehmen nur Unterricht in etwas, was moderne Mythologie genannt werden kann. Wir lernen, was das sterbliche Gemüt über seine eigene falsche Schöpfung sagt—was es über sich für wahr hält. „Materie” und „sterbliches Gemüt” hat Mary Baker Eddy für uns im Glossarium unseres Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” erklärt, und ein in beiden Begriffsbestimmungen gebrauchter Ausdruck ist „Mythologie”.
„Die menschliche Annahme sucht viele Künste; aber keine ist imstande, das Problem des Seins ohne das göttliche Prinzip der göttlichen Wissenschaft zu lösen. Deduktionen von materiellen Hypothesen sind nicht wissenschaftlich. Sie weichen von der wirklichen Wissenschaft ab, weil sie nicht auf das göttliche Gesetz gegründet sind” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 273). Einige der „vielen Künste”, die die menschliche Annahme zu ergründen sucht, sind die materiellen falschen Wissenschaften, die so oft einen Teil des Schullehrplans bilden. Die zwei Fächer, die den jungen Schüler wohl am meisten beunruhigen, sind Naturlehre und Seelenlehre; denn diese maßen sich an, ihm den sogenannten sterblichen Menschen zu erklären.
Die Christliche Wissenschaft gibt uns den einen richtigen Ausgangspunkt, von dem aus zu folgern ist. Gott, der Geist, allein schuf alles. Demnach sind der geistige Mensch und das geistige Weltall die einzigen Tatsachen der Schöpfung. Die materiellen Sinne verneinen dies und zeugen fälschlich für einen sterblichen Menschen und ein materielles Weltall. Mrs. Eddy schreibt: „Der Mensch ist nicht Materie; er besteht nicht aus Gehirn, Blut, Knochen und anderen materiellen Elementen. Die Heilige Schrift belehrt uns, daß der Mensch zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist. Die Materie ist nicht dieses Gleichnis. Das Gleichnis des Geistes kann dem Geist nicht so unähnlich sein. Der Mensch ist geistig und vollkommen, daher muß er in der Christlichen Wissenschaft so verstanden werden. Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 475). Diese göttliche Offenbarung, daß das wahre Sein des Menschen geistig, die Idee des Gemüts, ist, ist unser Fels, auf den wir bauen.
Was sollen wir dann tun, wenn sich uns die Beweisgründe des materiellen Sinnes darbieten? Wir tun gut daran, wenn wir den Rat befolgen, den Paulus dem Timotheus gab: „Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit”. Wie Timotheus müssen auch wir „das Wort recht teilen”—die Fabel von der Tatsache trennen. Um dies zu tun, müssen wir erkennen, daß der Irrtum oft in der Verkleidung der Wahrheit zu uns kommt. Wir müssen ihn als die Lüge sehen, die er immer ist, und dürfen uns durch seinen falschen Schein nicht täuschen lassen. Viele von uns haben sich einmal mit der alten Mythologie befaßt; doch dies ließ uns nicht an das tatsächliche Bestehen der alten Götter und Göttinnen glauben. Warum? Weil wir wußten, daß sie nur sagenhaft sind. Doch heute glauben noch alle, die die Wissenschaft des Christentums nicht kennen, wenigstens einigermaßen an die Mythologie der Materie. Menschliches Wissen kann uns nicht über den wirklichen Menschen belehren. Wie zwecklos es also ist zu erwarten, aus solch unzuverlässiger Quelle etwas über das echte Selbst des Menschen zu erfahren!
Die Christliche Wissenschaft ist eine beweisbare Wissenschaft—nicht bloß eine schöne Theorie—und alles, was nicht mit der obigen inspirierten Bestimmung des Begriffs Mensch übereinstimmt, kann als falsch bewiesen werden. Zu diesem Zweck ist das Ergründen der Schriften Mrs. Eddys in Verbindung mit der Anwendung dessen, was wir aus ihnen lernen, unerläßlich. Unsere Schulaufgaben bereiten uns viel Arbeit, und wir sollten alles, was im Lehrplan enthalten ist, gewissenhaft lernen. Wenn wir aber nicht wachsam sind, lassen wir allzuleicht unser geweihtes tägliches Ergründen der Bibel und unseres christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs durch den Druck der Schule und andere Tätigkeiten stören.
Jesus der Christus, der durch sein bewußtes Einssein mit dem göttlichen Gemüt des Menschen vollständige Herrschaft über den materiellen Traum des Lebens dartun konnte, brachte viele Stunden in stillem, heiligem Gebet zu. „Und des Morgens vor Tage stand er auf und ging hinaus. Und er ging in eine wüste Stätte und betete daselbst”. Da der Meister die Notwendigkeit dieser Vorbereitung am frühen Morgen empfand, hat sicher keiner seiner Nachfolger schon den Punkt erreicht, wo er sie sich ersparen kann! Nichts kann je die Tatsache ändern, daß der Mensch ein Kind Gottes ist; aber angesichts des täuschenden Augenscheins des materiellen Sinnes müssen wir unsere göttliche Sohnschaft beständig bejahen und uns weigern, die Einflüsterung, daß wir bloß Sterbliche seien, zu glauben. Wir müssen den Glauben an ein von Gott getrenntes Selbst beständig verneinen. Dies ist der Glaube der Welt; aber es sollte nicht unser Glaube sein! Und er wird es auch nicht sein, wenn wir der Lehre unserer Führerin treu sind. Das Denken, das bewußt in der Allheit des Geistes weilt, wird durch die falschen Ansprüche der Materie auf Intelligenz und Macht nicht mesmerisiert.
Vor fast 2000 Jahren warnte Paulus, der das Irrige der weltlichen Lehren so gut kannte, die Galater vor dem Annehmen falschen Wissens anstatt des wahren, als er sagte: „So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch”—den Glauben an Leben in der Materie—„fangen”. Unsere geliebte Führerin, deren standhafter Glaube an die Wahrheit nie wankte, obgleich sie dem Hohn und dem Spott einer ungläubigen Welt begegnete, hat uns auf Seite 227 unseres Lehrbuchs Wissenschaft und Gesundheit die inspirierende Ermahnung gegeben: „Die Christliche Wissenschaft erhebt die Fahne der Freiheit und ruft: ‚Folget mir! Entrinnt der Knechtschaft von Krankheit, Sünde und Tod!‘ Jesus zeichnete den Weg vor. Bürger der Welt, nehmt die herrliche ‚Freiheit der Kinder Gottes‘ an und seid frei! Das ist euer göttliches Recht”. Laßt uns wie unsere Führerin für die Wahrheit zeugen! Laßt uns wie sie kühn „der Fahne der Freiheit” folgen, die aus der Finsternis der Materialität heraus in das wunderbare Licht des Geistes führt!
Der einzige Sinn des Lebens besteht darin, daß man das Reich Gottes aufrichten hilft. Dies kann nur geschehen, wenn jeder von uns die Wahrheit anerkennt und bekennt.—
