Eine der Erklärungen des Wortes „Fälschung” in Websters Wörterbuch lautet: „Das, was etwas anderem in täuschender Absicht nachgemacht ist”; eine andere: „Das, was etwas anderes darstellt oder etwas anderem ähnlich ist”. Eine gefälschte Banknote z.B. ist einer echten nachgemacht in der Absicht, diejenigen zu täuschen, denen sie in die Hände fällt. Ja, die Fälschung kann in manchen Fällen dem Original so sehr ähnlich sein, daß viele Leute sie für echt halten. Aber ein Bankkassierer oder einer, dem in seinem Berufe Taufende echter Banknoten durch die Finger gehen, entdeckt den Unterschied sofort.
Diese Veranschaulichung mit der Banknote ist angewandt worden mit Bezug auf den Gebrauch, den Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, von dem Wort „Fälschung” macht, wenn sie z.B. auf Seite 337 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt: „Das sichtbare Weltall und der materielle Mensch sind die armseligen Fälschungen des unsichtbaren Weltalls und des geistigen Menschen”. Die Veranschaulichung trifft jedoch nicht genau zu, da sowohl die echte als auch die gefälschte Banknote materiell ist, während „das sichtbare Weltall und der materielle Mensch” genau das Gegenteil „des unsichtbaren Weltalls und des geistigen Menschen” sind.
Es besteht nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen den geistigen Ideen, die das göttliche Gemüt ausdrücken, und den sterblichen Annahmen, die die Fälschungen dieser Ideen sind. Die Ideen sind in jeder Hinsicht verschieden von den sie fälschenden Dingen. Jene sind geistig, diese materiell; jene sind unsterblich, diese sterblich; jene sind unendlich, diese endlich; jene unsichtbar, diese sichtbar. Die Dinge, die Mrs. Eddy in mehreren Stellen in ihren Schriften als Fälschungen erwähnt, sind nur verkörperte falsche Begriffe, die das menschliche, sterbliche Gemüt von rechten Ideen hat.
Viel nötiges Licht wirft das, was Mrs. Eddy auf Seite 60 und 61 in „Miscellaneons Writings” schreibt, auf den Gegenstand „Fälschungen”: „Das Böse maßte sich im Anfang die Macht, die Weisheit und die Nützlichkeit des Guten an; und jede Schöpfung oder Idee des Geistes hat ihre Fälschung in einer Materie-annahme. Jede materielle Annahme weist auf das Bestehen geistiger Wirklichkeit hin; und wenn die Sterblichen in geistigen Dingen unterrichtet sind, wird es sich zeigen, daß die materielle Annahme in allen ihren Kundwerdungen umgekehrt als das Urbild und die Vertretung köstlicher, ewiger Wahrheiten, die unmittelbar vorhanden sind, erfunden wird”. So wird es sich zeigen, daß es ein Irrtum ist zu glauben, daß eine Fälschung, wie Mrs. Eddy das Wort in dieser und in anderen Stellen gebraucht, etwas sei, was dem Original sehr ähnlich aber trotzdem unwirklich ist. Die materielle Vorstellung hat keine Ähnlichkeit mit der geistigen Idee, die sie fälscht. Sie ist in jeder Hinsicht die Umkehrung dessen, was wirklich ist.
Eine Fälschung kann jedoch auf das Vorhandensein der göttlichen Wirklichkeit hinweisen; und unsere Führerin macht dies klar, wenn sie schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 267): „Wenn man die Sterblichen im Lichte der göttlichen Wissenschaft prüft, stellen sie mehr dar, als man auf der Oberfläche entdeckt; denn umgekehrte Gedanken und irrige Annahmen müssen Fälschungen der Wahrheit sein. Der Gedanke ist einer höheren Quelle als der Materie entlehnt, und durch Umkehrung dienen die Irrtümer als Wegweiser zu dem einen Gemüt, in welchem aller Irrtum in der himmlischen Wahrheit verschwindet”.
Die Unähnlichkeit zwischen dem Wirklichen und der Fälschung, dem Echten und dem Nachgemachten, dem Wahren und dem Falschen tritt im Reiche des Gesetzes klar hervor. Es gibt viele sogenannte Gesetze der Materie oder des sterblichen Gemüts, die allgemein als Gesetz angenommen werden, die aber in Wirklichkeit nur als Annahme bestehen. Manchmal scheinen diese vermeintlichen Gesetze mit einem beträchtlichen Grade von Genauigkeit zu wirken wie z.B. das sogenannte Gesetz der Schwerkraft. Aber Jesus ging auf dem Wasser ungeachtet dieses materiellen Gesetzes und bewies so, daß es nichts als eine Annahme des sterblichen Gemüts ist. Ja, des Meisters Wirken war reich an Fällen seiner Fähigkeit, die Wirkung materieller Gesetze durch sein Verständnis und seine Anwendung des geistigen Gesetzes—des Gesetzes des göttlichen Gemüts—aufzuheben. Diese Tatsache ist durch sein Heilen von Krankheiten, die als unheilbar galten, sein Auferwecken der Toten, das Speisen des Volkes und das Stillen des Sturms veranschaulicht.
Andere Fälle ähnlicher Art sind aus der Zeit vor und nach Christi Jesu Wirken berichtet, und heute werden durch das Verständnis der Christlichen Wissenschaft viele falsche Gesetze der Physiologie und der materiellen Heilkunde als falsch und unwirksam bewiesen. Sogenannte materielle Gesetze werden durch Anwendung des unfehlbaren Gesetzes Gottes, das das Gesetz des Lebens und der Gesundheit ist, beständig aufgehoben.
Dann werden auch im Namen der Theologie falsche oder nachgemachte Gottesbegriffe aufgestellt, die von vielen für wahr gehalten werden, die aber tatsächlich nur falsche Annahmen sind. Manchmal sind diese falschen theologischen Annahmen so tückisch, daß sie gerade das zu sein scheinen, wovon Jesus sprach, als er seine Zuhörer darauf aufmerksam machte, daß falsche Propheten aufstehen und, „wo es möglich wäre, auch die Auserwählten” verführen werden.
Die Christlichen Wissenschafter müssen wachsam sein, daß sie keine falschen Lehren annehmen, auch nicht darauf hören, noch davon beeinflußt werden, gleichviel, ob es theologische oder philosophische Lehren sind, die ihr Denken zu verfinstern und sie so zu täuschen suchen, daß sie glauben, diese falschen Lehren seien mit der Christlichen Wissenschaft verwandt oder wohl gar besser als sie. Alle solche Lehren sind ausnahmslos Fälschungen. Sie sollten als solche durch Vergleichung mit der genauen, beweisbaren Wissenschaft Christi, die ihre Entdeckerin Christliche Wissenschaft nannte, sofort bloßgestellt werden. Entweder ist diese Wissenschaft der göttliche Tröster, „der Geist der Wahrheit”, der in alle Wahrheit leiten wird, wie Jesus sagte, oder sie ist es nicht. Daß sie der Tröster ist, und daß daher kein anderes Erlösungsmittel nötig ist, beweisen täglich Tausende ihrer Anhänger.
Die echte Christliche Wissenschaft, die eine Wiedereinsetzung des Urchristentums ist, befähigt ihre Anhänger, zwischen dem Wahren und dem Falschen, dem Wirklichen und dem Unwirklichen zu unterscheiden. Durch Ersetzen des Materiellen durch das Geistige im menschlichen Bewußtsein finden Heilung und Erneuerung statt, und es gibt nichts anderes, wodurch die Menschheit wissenschaftlich und daher wahrhaft und dauernd errettet oder erlöst werden kann.
