Als sich Gott dem Mose als der „Ich Bin, der Ich Bin” offenbarte, wurde die Tatsache Seiner Allmacht bestätigt.
Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, daß der Mensch mit Gott zusammenbesteht, daß der Mensch die Widerspiegelung Gottes, des unendlichen göttlichen Gemüts ist. So ist es die ewige Tatsache, daß der Mensch als Gottes Idee in dem allgegenwärtigen Gemüt besteht.
Das sterbliche Gemüt möchte uns in Ausdrücken der Vergangenheit oder der Zukunft denken lassen. Wenn wir jetzt über finstere Bilder vergangener Trübsale nachdenken, machen wir dann nicht gegenwärtige Wirklichkeiten daraus? Wenn wir jetzt unser Denken mit düsteren Zukunftsahnungen beschäftigen, machen wir diese dann nicht zu einem Teil unseres gegenwärtigen Bewußtseins?
Christus Jesus sagte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben” und: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen”. Christen aller Zeiten haben den allgegenwärtigen Christus, die Wahrheit, klar erschaut. Paulus sagte: „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, ... das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben”. Er sagte auch: „Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt auf Seite 12 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany”: „Es gehört uns keine Vergangenheit, keine Zukunft; wir besitzen nur das Jetzt”. Auf Seite 583 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” erklärt sie „Christus” als „die göttliche Offenbarwerdung Gottes, die zum Fleisch kommt, um den fleischgewordenen Irrtum zu zerstören”. Wir brauchen nicht darauf zu warten, daß Gott bei uns ist; denn die Allheit Gottes ist allezeit überall. Wie können wir uns angesichts dieser unbedingten Feststellungen je in die Erwartung einer langsamen oder einer unvollständigen Heilung einlullen lassen? Die Möglichkeit eines Orts oder eines Augenblicks außerhalb der Unendlichkeit Gottes, wo Seine vollständige Gegenwart nicht augenblicklich zu Gebote steht, ist undenkbar. Wenn wir uns an Gott, die Wahrheit, mit einem ehrlichen, aufrichtigen, dankbaren Gebet der Anerkennung Seiner Allheit wenden, ist kein Verstreichen der Zeit nötig, Seine Allmacht und Allgegenwart in beträchtlichem Maße zu verwirklichen.
Eine geistige Tatsache kann durch noch so viel falsches Denken nicht geändert werden, noch kann die Hartnäckigkeit oder die Vielfältigkeit solches Denkens dieses wahr machen oder ihm Kraft geben. Gott teilt Seine Urheberkraft mit keiner Erscheinungsform des Irrtums. Viele Menschenalter hindurch bestand der menschliche Glaube darauf, daß die Erde flach sei; aber dies berührte keinen Augenblick die Tatsache, daß sie rund ist. So kann der menschliche Glaube, daß einer krank sei, nie auch nur einen Augenblick die geistige Tatsache beeinflussen, daß er in Wirklichkeit gesund ist. Ebensowenig kann der Glaube, sei er auch noch so beharrlich, daß Irrtum Dasein hat, die Tatsache beeinflussen, daß nur die Wahrheit Dasein hat, und daß der Irrtum nur eine Annahme ist. In Wirklichkeit gibt es nur eine Macht—die Wahrheit. Gegensätze wie Verständnis und Aberglaube, Licht und Finsternis, Wahrheit und Irrtum können sich nicht vermischen; denn wo Verständnis ist, kann kein Aberglaube sein; wo Licht ist, kann keine Finsternis, wo die Wahrheit ist, kein Irrtum sein. Daher ist kein Verstreichen der Zeit erforderlich, den Segen zu entdecken, der uns not tut. Die Wahrheit „ist”, nicht „wird” Siegerin „sein”.
Im 1. Buch Mose lesen wir: „Wie der Mensch allerlei lebendige Tiere nennen würde, so sollten sie heißen”. Adam, der Irrtum, benennt und klassifiziert immer noch seine eigenen Annahmen. Manche Krankheiten gelten für „ernst”, manche für „unheilbar” oder „chronisch”, während andere als vorübergehendes Unbehagen von geringer Bedeutung angesehen werden. Warum sollten wir nicht die Tatsache glauben, daß die Wahrheit jene so leicht wie diese zerstört? Was ist der Unterschied, ob ein Zimmer jahrelang in Finsternis oder nur einige Augenblicke im Schatten gewesen ist? Strömt das Sonnenlicht nicht im einen Falle so leicht und so vollständig ein wie im andern? Niemand würde denken, daß es für das Licht schwieriger sei, Finsternis zu vertreiben als Schatten.
Ebenso wird die Annahme, daß die Heilung eines sogenannten „ernsten” Irrtums unbedingt ein langsamer, sich in die Zukunft erstreckender Vorgang sein müsse, durch die herrliche Tatsache der Allgegenwart und der Allmacht Gottes zerstört. Um die Veranschaulichung noch weiter auszuführen: wie wir selber nichts dabei tun können, wenn das Licht wirkt und die Finsternis vertreibt, so können wir nichts bei dem Wirken der Wahrheit tun, wenn sie den Irrtum zerstört. Die Wahrheit ist selbsttätig. Wir können dabei nichts anderes tun, als dort, wo für den sterblichen Sinn Irrtum zu sein scheint, nur die selbsttätige, selbsterhaltende, selbstbewußte Wahrheit sehen—die Wahrheit, die anerkannt, bejaht und angebetet werden muß.
Sollte einer, der auf die Verwirklichung seiner Heilung wartet, versucht sein auszurufen: Was für ein Irrtum fesselt mich?, so möge er wissen, daß das einzige, was auch nur scheinen kann, ihn zu fesseln, der falsche Glaube ist, daß es etwas geben könne, was ihn fesseln kann. Er sollte auch keine kostbaren Augenblicke vergeuden zu fragen: Warum befinde ich mich in diesem Zustande? Das „Warum” des Irrtums recht suchen, heißt die Wahrheit suchen, die die Lüge umkehrt. Sollte einer versuchen, ein bißchen Finsternis ans Licht zu nehmen, um sie zu untersuchen, so wäre keine Finsternis, sondern nur Licht da. Ebenso würde man finden, wenn man Irrtum zur Untersuchung zu der Wahrheit brächte, daß kein Irrtum, sondern nur die Wahrheit da ist. In Wirklichkeit besteht nichts anderes als die Wahrheit. Jeder mit nutzlosem Suchen nach der Ursache von Mißklang vergeudete Augenblick sollte lieber zum Bejahen der Wahrheit und zum Frohlocken darüber zugebracht werden. Obgleich das menschliche Denken Zeit zu seinem langsamen Erwachen zu der geistigen Tatsache zu brauchen scheint, können wir zuversichtlich wissen, daß in jedem Augenblick dieser Zeit die Wahrheit durch unwandelbares Gesetz vollkommen zu Gunsten des geistig Guten wirkt. Und es ist ermutigend, zu wissen, daß es keine Macht gibt, dem Bösen Geltung zu verschaffen. Nur das geistige Gesetz wird durch die Macht des allmächtigen Gottes in Kraft gesetzt.
Im Laufe unserer geistigen Entfaltung ist es manchmal gut, wenn wir überlegen, in welcher Beziehung unser Beweis zu der Offenbarung der Wahrheit steht. Wie der Schüler der Geometrie unter eine gelöste Aufgabe die Bemerkung setzt: „was zu beweisen war”, so sind wir für weitere Schritte in unserem Verständnis der Wahrheit bereit, wenn wir anwenden, was wir durch Beweis schon wissen. Tun wir dies, so finden wir, daß wir mehr von der Wahrheit wissen. Solches Wissen ist von Beweis begleitet. Es mag hilfreich sein, uns zuweilen zu fragen: Weiß ich, daß die Christliche Wissenschaft heute heilt?
Die Gegenwärtigkeit der Wahrheit erfassen, heißt die Gegenwärtigkeit der Ewigkeit einigermaßen wahrnehmen. Unser Lösen des Problems des Seins in der Christlichen Wissenschaft ist ein Vorgang, der in der gegenwärtigen Ewigkeit stattfindet, worin es keine materiellen Grenzen der Geburt und des Todes gibt. Wir bauen für die Ewigkeit, und dies ist ein herrliches Unternehmen. Die Lösung unserer Probleme auf den Brennpunkt der unbedingten gegenwärtigen Wirklichkeit—vollkommener Gott und vollkommener Mensch—bringen, heißt unsern Beweis stärken, unsere menschliche Erfahrung verherrlichen und erhöhen.
Johannes sagt: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr”. Mrs. Eddy schreibt mit Bezug auf diese Offenbarung (Wissenschaft und Gesundheit, S. 573): „Dies ist die biblische Gewähr für den Schluß, daß eine solche Erkenntnis des Seins in diesem gegenwärtigen Daseinszustand für die Menschen möglich ist und möglich gewesen ist—daß wir uns hier und jetzt des Aufhörens von Tod, Sorge und Schmerz bewußt werden können”. Und sie fügt hinzu: „Wenn du dies liest, gedenke der Worte Jesu: ‚Das Reich Gottes ist inwendig in euch‘. Dieses geistige Bewußtsein ist daher eine gegenwärtige Möglichkeit”.