Als sich der Hauptmann an Jesus wandte und ihn bat, seinen kranken Knecht zu heilen, sagte der Meister: „Ich will kommen und ihn gesund machen”. Und er heilte ihn sofort. Für Jesus war die Gegenwart immer die rechte Zeit zu heilen. Er lebte in der Allgegenwart der Allheit Gottes, in der alle Fähigkeit, alle Gelegenheit, alle Geschicklichkeit und alle Wahrheit bestehen. Daher schob er etwas, was sich ihm zur Behandlung darbot, nicht auf einen andern Tag auf.
Jesus begann jeden neuen Tag mit der Vergegenwärtigung, daß Gottes Arbeit getan ist, und daß diese Tatsache nur bewiesen zu werden braucht. Jeder Tag entfaltete ihm Gelegenheiten, in dem zu sein, das seines Vaters war — die Vollständigkeit und Vollkommenheit Gottes widerzuspiegeln. Als er am Sabbat den Wassersüchtigen „heilte und gehen ließ”, war das Werk getan. Das Jetzt war für ihn immer die angenehme Zeit. Alles Gute steht immer zur Verfügung, und jetzt ist die Zeit, es zu beweisen. Der Mensch lebt jetzt und ewig.
In „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 41) lesen wir: „Warum sollte man seine rechtmäßige Freude aufschieben und sein gesetzliches Erbe, das ‚unvergänglich und unbefleckt ist, außer acht lassen?” Aufschub und Mangel gehen Hand in Hand; denn nachdem man die fünf körperlichen Sinne um Rat gefragt hat, glaubt man, daß es einem an Zeit, Inspiration, Neigung, Fähigkeit, Verlangen, Mut und Versorgung fehle. Man nimmt seine Zuflucht zum Aufschub, während man sich an das allgute Jetzt wenden und den Sinn des Mangels sofort umkehren sollte. Wenn unser Tag zu voll, zu hastig, zu beschwerlich scheint, tun wir gut daran, die Lage zu prüfen, anstatt unser Heil im Aufschub zu versuchen. Wir mögen finden, daß der menschliche Sinn, falsche Verantwortlichkeit, Stolz und Eigenwille unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Wenn das, was sie einflüstern, in unserem Denken ausgelöscht ist, bietet unser Tag reichlich Gelegenheit, Gott in Gelassenheit und Harmonie zu verherrlichen.
Erreicht dich das Gute nicht heute? Scheint eine irrende Gewalt den Eintritt des Guten in deinen Tag aufzuschieben? Dann frage dich: „Was habe ich heute im Gutestun aufgeschoben?” Tu es und sieh, wie sich dir die Schleußen der Gelegenheit öffnen! Bekämpfe und heile jetzt den ungeduldigen Gedanken, die Aufregung, die Furcht, den Zweifel, den Schmerz, den Mangel, den Groll! „Es gibt keine Vortrefflichkeit ohne Arbeit; und die Zeit zu arbeiten ist jetzt”, schreibt unsere verehrte Führerin (Miscellaneous Writings, S. 340).
Das Jetzt und das Gute gehen Hand in Hand. Alles Gute wirkt jetzt. Das Jetzt schließt keine Vergangenheit oder Zukunft in sich. Gott ist — das genügt. Ist auf deinem Pfad ein Schatten, der den Weg verdunkelt, der erschreckt, verändert, die scheinbare Düsterkeit verstärkt? Dann prüfe den Schatten. Ist es nicht der Schatten des menschlichen Sinnes des Selbst? Wenn wir uns dem Licht zuwenden, liegt der Schatten hinter uns; der Pfad vor uns ist hell, der Weg frei.
Wir können viel daraus lernen, wenn wir einfach in ein finsteres Zimmer treten und das Licht einschalten. Die Finsternis braucht keine Zeit zum Verschwinden. Sie verschwindet sofort. Zwischen dem Licht und der Finsternis entsteht kein Kampf, kein Schmerz, kein Lärm, kein Druck; und es bleiben keine Narben oder Spuren zurück, die zeigen, wo die Finsternis vorher gewesen ist. Die Finsternis hat keine Quelle, das Licht dagegen geht immer aus seiner Quelle hervor. So kann es auch keinen Glauben an mentale Finsternis geben, wenn wir uns befleißigen, das geistige Licht immer in unserem Bewußtsein zu behalten.
Gott, das Gute, ist jetzt bei uns. Wenn wir uns in einer gegebenen Lage an Gott wenden, spiegeln wir die Weisheit, die Inspiration und den sittlichen Mut, sie zu meistern, wider. Der Mensch ist jetzt die Widerspiegelung, das Bild, die Idee, das teure Kind Gottes. Der Irrtum flüstert uns ein, unsere geistige Arbeit, unser Handhaben des Irrtums, unser Vorwärtsdringen in geistigem Fortschritt bis zum Wochenende, bis wir allein sind, bis das Wetter kühler ist, bis der Besuch abgereist ist, oder bis wir mehr in der Stimmung sind, aufzuschieben. Wenn wir die Gelegenheit versäumen, der Einflüsterung des Irrtums — dem tierischen Magnetismus — jetzt entgegenzutreten, ihn jetzt zu handhaben, geben wir eigentlich zu, daß er wirklich ist, daß es Zeit braucht, ihm entgegenzutreten usw., und so machen wir aus nichts einen Irrtumsfall. „Der Irrtum ist ein Feigling vor der Wahrheit” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 368). Wir können die Wahrheit jetzt wissen, dann wird der Feigling in nichts vergehen. Wir müssen uns davor hüten, Irrtum in unserem Denken festzuhalten und so seine Ausrottung hinauszuschieben.
Jetzt ist die Zeit zu heilen und geheilt zu werden. Jetzt ist die Zeit, geistig tätig zu werden, Freude, Dankbarkeit und Vergebung auszudrücken. Für das Denken, das in der Wahrheit bleibt, gibt es keine Verzögerung des Erscheinens des Guten in der Erfahrung. Für den immergegenwärtigen Christus, die Wahrheit, gibt es keinen chronischen Irrtum. „Chronisch” schließt die Vorstellung Zeit in sich. Sorgfältiges Lesen der Bestimmung des Begriffs „Zeit” in Wissenschaft und Gesundheit (S. 595) zeigt klar, daß Mangel, Zweifel, Krankheit, Sünde und Tod Elemente der Zeit, nicht des ewigen Jetzt sind. „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder”.
