Heilung durch die Christliche Wissenschaft ist ein Vorgang, durch den die Kraft Gottes, des unendlichen Gemüts, für den menschlichen Sinn in Erscheinung tritt. Das Erscheinen kommt mit einer Harmoniewirkung, die alle gewöhnlichen menschlichen Harmoniebegriffe übersteigt; aber es ist eine durch und durch realistische Erfahrung. Es ist in der Tat gewissermaßen eine Erfahrung der reinen Wissenschaft, der unbedingten Wirklichkeit; und der Wissenschafter kann bald, wenn nicht sofort, sehen, wie es eigentlich geschieht.
Dies sind Umstände, worauf die Christlichen Wissenschafter andere bei jeder angebrachten Gelegenheit gern aufmerksam machen. Denn sie sehen, daß diese Wissenschaft für alle Menschen Gutes und nur Gutes bedeutet, und sie haben beobachtet, wie freudig einer, der die Christliche Wissenschaft vielleicht schon lange kennt, ohne ihre Bedeutung wahrhaft erfaßt zu haben, wahrzunehmen beginnt, was sie ist und was sie tut. Sie haben gesehen, daß ein solcher wie ein Kind, das zuletzt die Schönheit eines geübten Musikstücks erfaßt, sagen mag: „Warum habe ich das nicht schon früher gewußt?” Nur beginnt natürlich die Schönheit, die er wahrnimmt, sofort sein ganzes Leben zu veredeln in Übereinstimmung mit der Weissagung Jesajas: „Der Geist des Herrn Herrn ist über mir ... zu schaffen den Traurigen zu Zion, daß ihnen Schmuck für Asche und Freudenöl für Traurigkeit und schöne Kleider für einen betrübten Geist gegegen werden”.
Christlich-wissenschaftliche Heilung ist immer die Wirkung der Wahrnehmung der Wahrheit. Der Schüler wird durch geistiges Innewerden oder Verständnis aus dem hypnotischen und unwirklichen Glauben, daß der Mensch materiell und daher der Disharmonie unterworfen sei, aufgerüttelt. Es erweist sich, daß der scheinbar körperliche Zustand, der der Heilung zu bedürfen scheint, überhaupt nicht körperlich und nicht wirklich, sondern nur ein Teil dieses Glaubens ist. In dem Maße, wie der Patient zu der Tatsache erwacht oder völliger erwacht, daß der Mensch nicht materiell, sondern das Gleichnis Gottes, des unendlichen Geistes ist, wie die Bibel erklärt, erfährt er eine große Erleichterung und Befreiung. Er sieht, daß er dem Leiden nicht unterworfen ist und nicht unterworfen war. Dementsprechend vergeht der Traum und damit die betrübenden Zustände, die nur ein Teil des Traums waren.
Warum verschwindet nicht gleichzeitig der ganze falsche Sinn der Materialität, einer Substanz, die zu verfallen und dem Leiden unterworfen zu sein scheint? Weil die Vergegenwärtigung geistiger Wahrheit nicht vollständig und klar genug ist. Für Christus Jesus verschwand der Sinn der Materialität auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn; und dies war seine Himmelfahrt. Für seine Nachfolger verschwindet er Schritt für Schritt in dem Maße ihres Verständnisses; und das Verschwinden bedeutet für sie in demselben Verhältnis das Erscheinen der Harmonie, des Guten, der Liebe, der Herrschaft und alles dessen, was von der Art Gottes, des göttlichen Lebens, ist.
Obwohl immer dasselbe — die Vergegenwärtigung der geistigen Wahrheit — die wissenschaftliche Heilung bewirkt, kommt diese Vergegenwärtigung immer mit frischer Teilnahme und Inspiration, und sie kann auf viele Arten erlangt werden, wie z.B. durch Nachdenken über einen Bibelvers im Lichte der Christlichen Wissenschaft, durch Vertiefen in eine Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft oder durch besonderes Gebet oder Behandlung.
Eine einzige Veranschaulichung der Art ihres Kommens sei hier geboten. Ein Mann wurde von einer sehr augenfälligen und sehr schmerzhaften Hautkrankheit befallen. Die Krankheit wurde nicht ärztlich festgestellt; aber zweifellos schien es eine zu sein, die für den Patienten nach ärztlicher Ansicht gefährlich ist und mindestens enige Wochen zur Heilung erfordert. Der Patient in diesem Falle und zwei andere in dem Heim waren Christliche Wissenschafter, und als diese drei eines Abends in dem Zimmer des Patienten beisammen waren, zitierte einer der beiden anderen folgende Stelle aus dem christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy (S. 207): „Es gibt nur eine Grundursache. Daher kann es keine Wirkung aus irgend einer andern Ursache geben, und es kann keine Wirklichkeit in irgend etwas geben, was nicht von dieser großen und einzigen Ursache herrührt”.
Alle drei fühlten sich durch diese Erklärungen beruhigt; und der andere, der Hilfe leistete, sagte mit Überzeugung: „Dann ist ja keine Krankheit hier”. Einen Augenblick später sagte der Patient: „Ich glaube, ich bin geheilt”. Während des Abends verschwanden die Krankheitszeichen immer mehr; und am nächsten Morgen war der Mann gesund und kehrte in sein Geschäft zurück.
Durch solche Erfahrungen und die dadurch veranlaßte und damit verbundene Erleuchtung inspiriert, dringen Christliche Wissenschafter dankbar zu höherem Verständnis und höheren Beweisen der Kraft Gottes weiter.
