Paulus unterschätzte in seinem Briefe an die Epheser die geistige Ausrüstung, die Wachsamkeit, die Weisheit und den Mut nicht, die denen not tun würden, die fortfahren, auf Gottes Seite zu stehen, nachdem sie dem Bösen widerstanden haben. Nicht vereinzelt und gelegentlich werden Menschen und Völker aufgefordert, auf seiten des Prinzips zu stehen. Im privaten wie im öffentlichen Leben ist das Prinzip in kleinen Dingen nicht weniger unnachsichtig, gebieterisch als in großen. Wenn die Menschen von Geduld, von Mut und standhaftem Vertrauen auf die höchste Macht des Rechts, Unrecht zu meistern, erfüllt sind, können sie wissen, daß sie tun, was nötig ist, um das Feld zu behalten. Keine Verbindung von Umständen, keine Verschwörung des Bösen kann diejenigen stürzen, die sich an die Worte des Liedes halten (Christian Science Hymnal, Nr. 134): „Durch Dein Gesetz gestützt, stehe ich”.
Der Offenbarer sah einen „starken Engel vom Himmel herabkommen; der war mit einer Wolke bekleidet, und ein Regenbogen auf seinem Haupt und sein Antlitz wie die Sonne und seine Füße wie Feuersäulen, und er hatte in seiner Hand ein Büchlein aufgetan”. In dieser Vision der Stärke und der Erleuchtung sah Johannes auch das Ergebnis dieser göttlichen Ausrüstung. Er sah den Engel auf dem Meer und auf der Erde stehen. Er sah, daß die geistige Oberhoheit bewiesen wurde. Im Bewußtsein himmlischer Kraft, im Besitze des offenen Buchs wissenschaftlichen Christentums können die Menschen angesichts der aggressivsten, erschreckendsten Vorwände des Feindes unbewegt feststehen.
Mit ernsten, bedeutsamen Worten fragt Mary Baker Eddy (Miscellaneous Writings, S. 99): „Wie viele sind bereit, für eine gerechte Sache zu leiden, eine lange Belagerung auszuhalten, in der vordersten Reihe zu stehen, dem Feind entgegenzutreten und jeden Tag in der Schlacht zu sein?” Unsere Führerin sah, was zu opfern und auszuhalten die Menschen und die Völker der Welt willens sein müssen, wenn das Gute über das Böse siegen soll. Sie wußte, daß nur Erkenntnis und Entschlossenheit, Heiligung und Reinheit der Absicht sie mit dem inspirieren würde, was weder Unschlüssigkeit noch Unterwerfung kennt.
Denen, für die das „Büchlein” geöffnet worden ist, die auf die Botschaft der göttlichen Verantwortung, Gottes Allheit durch Überwindung des Bösen und Aufrechterhaltung des Guten zu beweisen, gehorcht haben, ist der Ruf klar. Für sie kann es kein Zurückhalten geben. Sie sind nicht weit hinter den Reihen, sondern in der vordersten Reihe zu finden, dem Feinde entgegentretend, bis kein Feind übrig bleibt. Sie wissen, daß die Wahrheit nur in dieser Weise in ihrem Leben mächtig und siegreich wird. Für sie muß es so natürlich sein, alles um der Wahrheit willen zu verlassen, wie es für die Männer von Galiläa natürlich war, aufzustehen und Jesus nachzufolgen. Wer in der manchmal langen und grimmigen Belagerung, in der Hartnäckigkeit der Schlacht auf Gottes Seite steht, findet, daß sich in ihm eine innere Stärke und Zuversicht entfaltet, die unbesiegbar ist, weil sie beständig erneuert wird. Dazu kommt eine wachsende Dankbarkeit für die Arbeit, die schon von anderen vollbracht worden ist, die diesen Weg in erhabener Gewißheit ihrer Mission und deren Ergebnis schon zurückgelegt haben.
Hunderttausende von Männern und Frauen haben Gesundheit und Zuversicht, Erneuerung und Wohlergehen erlangt, weil das Christentum gekommen und das „Büchlein” geöffnet worden ist; weil diejenigen, die „das Feld behalten” haben, standhaft geblieben sind. Unsere Führerin war willens, zu leiden, zu kämpfen, mißverstanden, verfolgt und verleumdet zu werden, damit die Menschheit von ihren Mühsalen befreit werden konnte, damit die Wahrheit verstanden werden konnte, damit Weisheit und Liebe im Leben der einzelnen bewiesen werden konnten. Unerschütterlich, unablässig bekämpfte sie die Mächte der Gleichgültigkeit und der Teilnahmlosigkeit, des Aberglaubens und der Scheinheiligkeit, bis sie sie überwunden hatte. Dies müssen auch ihre Nachfolger tun, bis der Kampf vorüber und der Sieg gewonnen ist. Alles tun, wenn die meisten Menschen nur so wenig tun wollen; standhaft sein und dann inmitten des Drucks angreifender Einflüsterung, inmitten des materiellen Augenscheins dessen, was zu schwächen, zu spalten, zu untergraben droht, standhaft bleiben — das ist die Aufforderung. Wir müssen sehen, daß es nichts Geringeres als dies ist, was der Engel versinnbildlicht, dessen Antlitz wie die Sonne ist, und dessen Füße auf dem Meere und auf der Erde stehen.
Daniel sah vor sich die Gewalttätigkeit des herrschsüchtigen, ungezähmten menschlichen Willens; und auf Grund seines eigenen geistigen Standpunkts, auf Grund seiner erhabenen Vision, wußte er, wie vorübergehend dessen böser Zauber, wie unvermeidlich und endgültig sein Sturz war. Er sah, daß wahre Obergewalt ihn geschwind und plötzlich auf der Höhe seiner gepriesenen Unumschränktheit wegfegen und seinen Platz einnehmen würde. Er konnte daher mit der Gewißheit des geistigen Sehers weissagen: „Aber zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Königreich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selber wird ewiglich bleiben”.
Dieses ewige, unzerstörbare, unangefochtene und in dem Reich des Wirklichen unanfechtbare Königreich ist es, von dem Jesus den Menschen sagte, daß es des Vaters Wohlgefallen sei, daß sie es besitzen sollen. Inmitten des grausamen Kampfes haßerfüllter und hassender widerstreitender Mächte zog der Stifter des Christentums umher und tat alles, was zu tun sich ihm in der Mächtigkeit seines Beispiels und seines Gebots, bei seiner und anderer Befreiung, im Erbarmen, in Heilung und Vergebung darbot. Und hierin blieb er standhaft, bis das Werk, das zu tun er gekommen war, vollbracht und „der letzte Feind” überwunden war.
Auf keine andere Art kann uns das Reich zuteil werden. Aber mit diesen Mitteln und in dieser Erkenntnis des Rechts des einzelnen, den Willen Gottes zu tun und aufrechtzuerhalten, kann es keinen wirklichen Verlust, keine wirkliche Niederlage geben. Auf Seite 576 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mary Baker Eddy: „Dieses Reich Gottes ‚ist inwendig in euch‘—ist hier im Bereich des Bewußtseins des Menschen, und die geistige Idee enthüllt es. In der göttlichen Wissenschaft besitzt der Mensch bewußt diese Erkenntnis der Harmonie, und zwar in dem Maße seines Verständnisses von Gott”.
Der starke Engel mit seinen Füßen auf dem Meere und auf der Erde ist eine bildliche Darstellung der Herrschaft. Aber wir sehen, daß er auch eine bildliche Darstellung geistigen Verständnisses ist. Im Lichte der göttlichen Wissenschaft werden die Menschen beweisen, daß sie alles tun können, was von ihnen gefordert wird; daß sie jeden Standpunkt, den sie zu vertreten haben, vertreten und behaupten können. Dies ist ihr unveräußerlicher Besitz; dies ist ihr bewußter Ausdruck des Seins im Reich des Gemüts.