Das Wort „Heilung”, wie es in der Christlichen Wissenschaft gebraucht wird, bezieht sich in der eindringlichsten Weise auf jedes Bedürfnis körperlicher Heilung. Die Christliche Wissenschaft heilt Krankheit. Auf Grund ihrer Geschichte in dieser Hinsicht konnte ihre Entdeckerin und Gründerin Mary Baker Eddy im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 112) schreiben, daß dieses Verfahren „sich immer, wenn es wissenschaftlich angewandt worden ist, als das wirksamste Heilmittel in der medizinischen Praxis bewiesen hat”. Seit sie dies schrieb, ist die Zahl derer, die sich mit dem Ausüben der Christlichen Wissenschaft beschäftigen, größer geworden, und die Beweise ihrer heilenden Kraft mit Bezug auf Krankheit haben sehr zugenommen.
Aber diese Wissenschaft heilt mehr als Krankheit. Sie ist ebenso wirksam, andere menschliche Bedürfnisse zu befriedigen, wie die Zeugnisse in den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften und in den Mittwochversammlungen in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen in vielen Ländern beständig zeigen. Die Beweise ihrer umfassenden heilenden Kraft mögen in vielen Fällen denen, die nicht damit vertraut sind, zu gut scheinen, um wahr zu sein; und in der Tat sind sie sogar vielen, die sie zu erfahren begonnen haben, oft so vorgekommen. Aber der Christliche Wissenschafter lernt bald verstehen, daß sie tatsächlich wahr sind, weil sie gut sind. Die Beweise werden nicht weniger schön, wenn der Wissenschafter Fortschritte macht; aber er sieht sie als natürliche Augenscheinlichkeiten des unendlichen und allmächtigen Guten oder Gottes an.
„Das Gute ist natürlich und uranfänglich”, schreibt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 128). Und in dem Buche „Anfangsgründe der göttlichen Wissenschaft” (S. 2) schreibt sie: „Das Heilen körperlicher Krankheit ist der kleinste Teil der Christlichen Wissenschaft. Es ist nur der Weckruf zum Denken und Handeln im höheren Bereich der unendlichen Güte”.
Die Christliche Wissenschaft heilt nicht bloß Zustände, die als betrübend angesehen werden — Kummer, Verzweiflung, Entmutigung u. dgl., sowie Krankheit. Sie heilt alle diese Zustände; aber sie heilt ebenso jene Formen der Begrenzung, die für selbstverständlich, für normal gehalten worden sind. Alles Unbefriedigende und Unsichere in der menschlichen Erfahrung, alles, was eine Beschränkung oder Beendigung des Guten andeutet, kann und muß verschwinden durch die Christliche Wissenschaft, durch die Erkenntnis und den Beweis dessen, was Gott, dem unendlich Guten, und dem Menschen, der Gott ausdrückt, gehört.
Die Christliche Wissenschaft stellt mit andern Worten nicht nur wieder her, was als normal angesehen worden ist, wo dieses Bedürfnis vorgelegen hat; sie hebt den menschlichen Begriff der Normalität höher. Sie befähigt die Menschen, sogar erfolgreicher zu sein, als sie gehofft hatten.
Nehmen wir ein Beispiel. Ein Knabe wurde mit einem sehr mißgestalteten Fuß geboren. Der Arzt, der den Zustand untersuchte, sagte, er könne nicht berichtigt werden. Eine Operation könnte wohl etwas helfen; aber die Mißgestalt würde bleiben, und der Knabe würde immer sehr lahm sein. Die Mutter des Knaben wandte sich ernstlich an die Christliche Wissenschaft und sah bald klar, was sie vorher intuitiv gefühlt hatte: daß ein solcher Zustand oder sein scheinbares Auftreten nicht mit dem Willen Gottes übereinstimmen konnte. Durch beharrliche und fortschreitende Arbeit in der Christlichen Wissenschaft wurde der Zustand nach und nach vollständig berichtigt.
Bis zu diesem Punkte hätte die Heilung eine Wiederherstellung zur Normalität genannt werden können. Aber glücklicherweise hörte die christlich-wissenschaftliche Arbeit der Mutter und des Sohnes damit nicht auf. Als der Sohn auf die Hochschule — eine große und seit langem bestehende Lehranstalt — ging, fand ihn der Sportmeister sehr gut im Wettlauf. Dies hätte wieder als Beweis eines normalen, vielleicht etwas besser als normalen oder durchschnittlichen Zustandes angesehen werden können. Der junge Mann setzte seine Arbeit in der Wissenschaft fort und vernachlässigte nicht, über das Wettlaufen richtig zu denken. Er verstand, daß der Mensch durch die Materie nicht gehindert wird; daß er als Gottes Gleichnis Vollkommenheit bekundet in Übereinstimmung mit Christi Jesu Worten: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist”. Er sah, daß dies nicht bedeuten konnte, daß er nur bestrebt sein sollte, andere zu übertreffen, sondern daß es bedeuten konnte und mußte, daß er allen das denkbar beste Beispiel geben und dadurch alle segnen sollte.
Ein weiteres Gefühl der Freiheit und der Herrschaft entwickelte sich in seinem Wettlauf, und das Ergebnis war, daß dieser junge Mann, dessen Fuß von Mißgestalt geheilt worden war, in seinem letzten Hochschuljahr für seine Hochschule eine neue, bis dahin unerreichte Höchstleistung im Hundertmeterwettlauf erzielte.
Dies war, wie man sieht, in gewissem Maße der Ausdruck der Höherhebung seines Begriffs der Normalität; und es veranschaulicht, was Christlichen Wissenschaftern auf vielen Gebieten des Strebens vorgekommen ist. Im Verhältnis zu ihrem wachsenden Verständnis dieser Wissenschaft haben sie Schritt für Schritt gefunden, daß sie nicht den Begrenzungen, die sie früher zu hemmen schienen, unterworfen waren.
Die Christlichen Wissenschafter geben nicht vor, im Beweisen weiter vorgeschritten zu sein, als sie sind. Sie bestätigen jedoch im allgemeinen, daß die Christliche Wissenschaft ihr Leben besser gemacht hat, als es war; und diese bestimmte Verbesserung ist ihnen ein Zeichen, ein inspirierendes Zeichen dafür, daß das unendlich Gute ihnen und allen in vollem Maße zur Verfügung steht.