Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in ihrem Buche „Unity of Good” (S. 42): „In der Wissenschaft ist der Mensch jetzt so vollkommen und unsterblich wie damals, als ‚die Morgensterne miteinander lobten und alle Kinder Gottes jauchzten‘”. Diese Erklärung, daß „in der Wissenschaft der Mensch jetzt ... vollkommen und unsterblich ist”, kann denen, die nicht durch die Christliche Wissenschaft erleuchtet sind, eine unrichtige Behauptung zu sein scheinen. Wer das Zeugnis der materiellen Sinne für Tatsache hält, wer die Materie als Substanz und den Menschen als materiell ansieht, kommt leicht zu dem irrigen Schluß, daß der Mensch unvollkommen und sterblich sei. Der materielle Sinn, der immer fehlbar ist, möchte uns seine Meinung, daß der Mensch hinfällig, manchmal krank, sündig, kummervoll, ängstlich, arm sei, daß er die Vergangenheit beklage, die Gegenwart fürchte und über die Zukunft im ungewissen sei, als wahr annehmen lassen.
Die Christliche Wissenschaft, die herrliche Offenbarung der Wirklichkeit, tilgt den falschen Glauben, daß der Mensch materiell sei, sanft und liebevoll im menschlichen Bewußtsein; und dem vergeistigten Denken erscheint der wahre Mensch als „das edelste Werk Gottes” ganz geistig, harmonisch, vollkommen, frei und ganz gut. Die Wahrheitserklärungen auf jeder Seite des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs sind auf die inspirierten Erklärungen der Heiligen Schrift gegründet. Das erste Kapitel der Bibel berichtet die große Tatsache: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib. Und Gott segnete sie”.
Das erste Kapitel des Evangeliums des Johannes enthält folgende Tatsache von großer Bedeutung: „Alle Dinge sind durch dasselbe [das Wort Gottes] gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist”. Diese Erklärungen der Heiligen Schrift enthalten nicht die geringste Spur einer Zweideutigkeit, sondern sind klare, bündige und bestimmte Feststellungen der Wahrheit über den Menschen, seinen geistigen Ursprung, seine Beziehung zu seinem Schöpfer und seinen ewigen Zustand. Der Mensch der Schöpfung Gottes, der einzige wirkliche Mensch, ist ewig glückselig. Er fiel nie von der makellosen Vollkommenheit ab, entartete nie in Sterblichkeit, wurde nie krank, sündig, betrübt oder leidend, machte nie Fehler und beging nie Verbrechen, war daher nie versucht, eitlem Bedauern nachzuhängen. Wegen seiner unveränderlichen Einheit mit Gott, dem göttlichen Prinzip, der Liebe, ist der geistige Mensch von einer sogenannten Vergangenheit unberührt und nie im Ungewissen über die Zukunft, sondern frohlockt über die Güte und Vollkommenheit des allgegenwärtigen Jetzt. Der Mensch, Gottes Bild, Widerspiegelung oder geistige Idee, kann keinen Mangel oder irgend eine Erscheinungsform der Begrenzung erfahren, weil er mit dem göttlichen Gemüt, der Quelle „aller guten Gabe und aller vollkommenen Gabe”, unaufhörlich zusammenbesteht.
Die Christliche Wissenschaft lehrt ihre Anhänger nicht das Böse übersehen oder Böses gutheißen. Sie rechtfertigt auch nicht das Unrechttun, wenn sie die Allheit Gottes, des Guten, und die Unwirklichkeit des Bösen verteidigt. Durch den Rundfunk, die Presse und Gerüchte hören wir heute von Krieg, Streit, Uneinigkeit, Zweifel, Furcht; und die Menschenbrüderschaft scheint von der menschlichen Erfahrung weit entfernt, wenn nicht ganz unerreichbar zu sein. In einer Zeit wie der gegenwärtigen und zu allen Zeiten ist es ratsam, über die Ermahnung unseres großen Wegweisers Christus Jesus nachzudenken und sie sorgfältig zu beachten. Im Evangelium des Matthäus lesen wir, daß er zu seinen Jüngern sagte: „Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere”. Dennoch versicherte er sie ruhig mit den trostreichen Worten: „Sehet zu und erschrecket nicht” und fügte hinzu: „Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig”.
Nur mit Hilfe des geistigen Verständnisses, wodurch man einen höheren Gesichtspunkt gewinnt und Wirklichkeit statt Unwahrheit wahrzunehmen beginnt, kann man Jesu Anweisung befolgen: „Sehet zu und erschrecket nicht”. Das Forschen in der Bibel und im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch und in Mrs. Eddys anderen Schriften befähigt den Wissenschafter, dieses köstliche Verständnis zu gewinnen; und wenn es bei der täglichen Arbeit nutzbar gemacht wird, wird die Überzeugung gewonnen, daß es nur ein Gemüt gibt, und daß alle Kinder Gottes dieses Gemüt widerspiegeln. Dies ist ein wichtiger Punkt in der Christlichen Wissenschaft; denn „man sollte”, wie uns Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 467) sagt, „von Grund aus verstehen, daß alle Menschen ein Gemüt, einen Gott und Vater, ein Leben, eine Wahrheit und eine Liebe haben. Die Menschheit wird in dem Maße vollkommen werden, wie diese Tatsache sichtbar wird, der Krieg wird aufhören, und die wahre Menschenbrüderschaft wird begründet werden”. Wenn die Wahrheit des Seins erkannt wird, daß „alle Menschen ein Gemüt haben”, und daß dieses Gemüt Gott, die Liebe, ist, wird die Menschenbrüderschaft als eine gegenwärtige Tatsächlichkeit erkannt.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der ewige Zustand des Menschen, der geistigen Idee Gottes, ein Zustand der Güte, der Reinheit, der Sündlosigkeit und der Gottseligkeit ist. Sie lehrt, daß der Mensch nicht sündigt, und daß der sterbliche Leib keine bösen Annahmen oder Gewohnheiten kennen oder ersinnen, vorbereiten oder ausführen kann. Die Sünde und der Sünder sind falsche Annahmen. Das vollkommene Heilmittel für jede falsche Annahme ist das Verständnis der geistigen Tatsache, deren entgegengesetzte Unwahrheit die Annahme ist. Christus Jesus unterschied klar zwischen der Person und der Sünde, die er als unwirkliche Annahme augenblicklich zerstörte; zwischen dem Kind Gottes, das er als rein und vollkommen erkannte, und einem Sterblichen, der nur ein falscher Begriff vom Menschen ist. Als ihn die selbstgerechten Pharisäer über das Gesetz befragten, das die Steinigung einer Sünderin forderte, ließ er die Ankläger sich selber überführen, indem er das sterbliche Gemüt als die Sünde und den Sünder bloßstellte; und sie zogen sich zurück, um über etwas sehr Wichtiges nachzudenken, während er die Sünderin von einer irrigen Annahme heilte. Mit seinem großen Verständnis der Wirklichkeit ermahnte er die vorher Irrende erbarmungsvoll und gütig: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr”. Jesus lehrte nicht, und auch die Christliche Wissenschaft lehrt nicht, daß der Mensch in einem vollkommenen Zustande begann, dann in einen Sterblichkeitszustand versank, aus dem er sich schließlich zur Höhe der Vollkommenheit erheben muß. Da unser großer Meister wußte, daß Gott der göttliche Ursprung des Menschen ist, verstand er, daß der ewige Zustand des Menschen unvergänglich ist.
Während seines ganzen Wirkens unter den Menschen anerkannte Jesus Gesundheit und Unversehrtheit als den wahren Zustand des Menschen. Er richtete zu allen Zeiten und unter allen Umständen ein rechtes Gericht. Er riet seinen Nachfolgern ausdrücklich, dasselbe zu tun, und ermahnte sie, nicht „nach dem Ansehen” zu richten. Siechtum, Krankheit, Hinfälligkeit und Hilflosigkeit sind Gott nicht bekannt, und Er hat sie nicht geschaffen; daher sind sie kein Teil des Menschen. Sie sind nichts als Trugvorstellungen des materiellen Sinnes und sind wissenschaftlich und christlich zu behandeln, wie Jesus es durch seine heilende Arbeit veranschaulichte. Bei unzähligen Gelegenheiten bewies er, daß diejenigen gesund waren, welche die Sinne für krank und sterbend erklärten. Manchmal heilte er einen einzelnen, ein andermal viele von verschiedenen Leiden. Wenn er einer Erscheinungsform der Disharmonie begegnete, vernichtete sein geistiges Verständnis des tatsächlichen Zustandes des Menschen als der vollen Darstellung des Geistes das Irrtumszeugnis, und vollständige Heilung war das sofortige Ergebnis.
Es ist heute unser Vorrecht, den Werken des Meisters nachzueifern, wenn wir seiner Lehre unverbrüchlich treu sein wollen. In unseren gerechten Bemühungen, dies zu erreichen, ist die Christliche Wissenschaft eine unschätzbare und unentbehrliche Hilfe. Durch Forschen in dieser Wissenschaft lernt man den Menschen als die unsterbliche Idee Gottes, des Geistes, des Gemüts erkennen. Man lernt die Gottgleichheit seines eigenen wahren Selbst und die unveränderliche, nie versagende und ewige Beziehung zwischen Gott und dem Menschen erkennen. Gott ist nie krank und kann keine Spur oder Eigenschaft des Mißklangs, der Krankheit, der Disharmonie oder irgend einer Erscheinungsform der Begrenzung haben. Daher kann der Mensch, die Widerspiegelung Gottes, unmöglich solche Eigenschaften verkörpern oder ausdrücken. Wissenschaftlich betrachtet, ist der Mensch tätig, gesund, harmonisch, frei, reichlich mit Gutem versorgt und fähig, sich seiner gottgegebenen Fülle zu erfreuen. Wenn dies als der ewige Zustand des Menschen erkannt wird, wird es klar, daß es nichts zu fürchten, nichts zu scheuen gibt, und daß das sogenannte Böse keine Geschichte, keine Wirklichkeit hat.
Ewiges Leben ist eine gegenwärtige Tatsache. Unsterblichkeit wird nicht nach dem Ereignis, das Tod genannt wird, erlangt. Die Unsterblichkeit des Menschen ist jetzt so gewiß wie die Unsterblichkeit seines Schöpfers, Gottes, des Lebens, der Wahrheit und der Liebe. Der Mensch Gottes wurde nie geboren; daher kann er nicht sterben. Er besteht mit Gott zusammen, ist vom göttlichen Prinzip unzertrennlich. So sehen wir die gegenwärtige Vollkommenheit und Unsterblichkeit des Menschen. In Wissenschaft und Gesundheit (S. 428) schreibt Mrs. Eddy: „Die große geistige Tatsache muß ans Licht gebracht werden, daß der Mensch vollkommen und unsterblich ist, nicht sein wird”.
