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Prinzip oder Person

Aus der März 1942-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer sich in Ideen vertieft, ohne sie praktisch anzuwenden, kann ein Einsiedler, ein Gefangener in einer von ihm selber aufgebauten engen Gegenstandswelt werden. Wer auf einer wechselvollen Bühne der Unbeständigkeiten und der Widersprüche den Umgang mit Personen Pflegt und Ideen vernachlässigt, stellt trotz der Vervollkommnung seiner Kunst als Beochachter und Zergliederer der Menschheit keinen Maßstab eines hohen Ziels auf. Wer lernen und dann belehren will, kann nicht bloß in einer von Handlung getrennten Ideenwelt leben. Wer die Quelle der Wahrheit erreichen und von Wert für seine Mitmenschen sein will, kann es nur tun, indem er das Ideal bewahrt und die Erkenntnis aufrechterhält, die das Ergebnis der Liebe zu Gott und dem Menschen sind.

Christus Jesus verweilte bei Ideen; aber seine Welt war keine Gegenstandswelt des Einsiedlers. Er verharrte im Bewußtsein der geistigen Wirklichkeit; aber er ließ es sich nie verdrießen, den Menschen zu zeigen, was geistiges Wissen vollbringt, wenn es unbeirrt auf die menschlichen Angelegenheiten angewandt wird. Er brachte viele Stunden allein zu, um in Gemeinschaft mit dem göttlichen Prinzip zu sein; aber er bewegte sich ungezwungen unter den Menschen und nahm überall an ihrem Familienleben und ihren allgemeinen Problemen Anteil. Er verlor seine Wesenseinheit als der Sohn Gottes nie aus den Augen; dennoch sprach er beständig von sich als des Menschen Sohn. So versäumte er in Erbarmen und Verständnis keine Gelegenheit, entzog er sich keiner echten Forderung, die geistige Kraft den Notleidenden zugänglich zu machen. Als Ergebnis wurden die Kranken und die Sünder dadurch geheilt und erlöst, daß er unter ihnen weilte. Für ihn war das göttlich Ideale und das praktisch Reale eins. Er anerkannte keinen Vorgang, für ihn gab es keine unvermeidliche Verzögerung. Er überwand alle Feindschaften, sogar die letzte und tödlichste, den Glauben, daß Haß ihn vorübergehend zerstören könne. Von der Grundlage des Prinzips aus arbeitend, setzte er das Gesetz der Überlegenheit über jede Erscheinungsform des Bösen in Tätigkeit.

Mit unnachgiebigem Eindringen fragt Mary Baker Eddy auf Seite 117 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany”: „‚Was ginget ihr aus zu sehen?‘ Eine Person oder ein Prinzip? Was es auch sei, bestimmt je nachdem das Rechte oder das Falsche dieser Nachfolge”. Diese Wahl entscheidet den ganzen Lebenslauf der Menschen und die Gestaltung ihres Charakters im großen wie im kleinen. Wenn sie das Prinzip wählen, wird die Gottheit ihr Geschick regieren und ihr Urteil leiten. Sie werden sich vornehmen, nicht bloß sich selber oder einem andern zu gefallen, sondern werden auf Gott harren und die ordentliche Entfaltung Seines Gesetzes in Gehorsam und Brüderschaft stattfinden lassen. Aber wenn sie Personen wählen, gehen sie den schmäler werdenden Weg der Selbstsucht und der Parteilichkeit, und ihr Urteil wird unvermeidlich abgelenkt, ihr Blick getrübt, ihre Freiheit beschnitten. Sie werden finden, daß menschliche Siege sie stolz machen und menschliche Niederlagen sie beunruhigen oder verbittern. Sie werden glauben, daß nicht das Prinzip, sondern Personen das Geschick ihres Heims, ihrer Kirche oder ihres Landes regieren; daß das Schicksal der Welt nicht in der Gewalt des Prinzips, sondern in der Gewalt von Personen sei. Wir können immer abschätzen, ob das Prinzip am Steuer unseres Denkens ist, indem wir beobachten, ob die universale Aufrichtung der Gerechtigkeit, die Herrschaft der Rechtschaffenheit, der Beweis der Liebe und nicht die Erfüllung unserer eigenen Wünsche, die Durchsetzung des menschlichen Willens, der Hauptzweck unseres Lebens ist.

Wie gänzlich unzweifelhaft Jesus das Böse unpersönlich machte! „Ihr seid von dem Vater, dem Teufel”, sagte er zu denen, die den Christus nicht anerkannten. „Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und ein Vater derselben”. Sehen, daß das Böse keinen andern Ursprung als eine Lüge hat, daß sein Sprößling so unpersönlich ist wie es selber, daß es in Unwissenheit und menschlichem Willen kund wird, heißt verstehen, wie es zu handhaben ist. Die Annahme muß immer unpersönlich gemacht werden, ob sie sich als unser eigener Gedanke oder als das Wesen eines andern darbietet.

Auf Seite 12 und 13 der Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 schreibt Mrs. Eddy: „Das Böse ist weder Qualität noch Quantität: es ist weder Intelligenz noch Person noch Prinzip, weder ein Mann noch eine Frau, weder ein Ort noch ein Ding, und Gott schuf es nicht”. Könnten irgendwelche andere als diese Feststellungen Jesu und unserer Führerin vollständiger das Grabgeläute für das Persönlichmachen des Bösen sein? In einem jener großen Lichtblicke innerster Erkenntnis, die das Genie kennzeichnen, schrieb Robert Browning: „Das Böse ist null und nichtig, ist Schweigen, das Lärm andeutet”. Nur indem man eine Wirklichkeit aus dem Bösen macht, gibt man ihm Fortdauer; nur durch Erkenntnis seiner Nichtsheit kann es vernichtet werden.

Diejenigen, die ausgehen, das Prinzip zu sehen, sehen es in dem inneren geistigen Wissen, das, Liebe und Verständnis ausdrückend, die Welt in Schönheit und Licht verwandeln wird. Die Menschen mögen beständig versucht sein, das Gute persönlich zu machen, und so seinen gerechten Zweck begrenzen, vielleicht sogar der Lebenskraft berauben oder hindern; sie können ebenso gefährlich versucht sein, das Böse persönlich zu machen, und es dadurch fürchten oder hassen. Ihre Arbeit, die aller persönlichen Ausgleichung entgegenwirkt, ist, das Einssein mit dem Prinzip aufrechtzuerhalten, das in Treue und Gehorsam, Geduld und Erbarmen andere seine Gegenwart gewahr werden läßt und sie dadurch segnet.

Für diejenigen, die in ihrem Leben Liebe und Edelmut ausdrücken, wer sie auch sein mögen, können wir dankbar sein. Es ist aber gut, daran zu denken, daß die Güte, die wir lieben, vom Prinzip ist; und wenn unser Herz auch in Dankbarkeit für den einzelnen ausgeht, gehören unsere Ergebenheit und unsere Hingebung immer Gott. Und was auch immer die Erscheinungsform des Bösen sei, das sich darbietet, ob es groß oder klein sei, ob es ungeheure und schreckliche Ausmaße annehme oder anscheinend nur uns betreffe, es gehört nicht zum Menschen; es ist nur das Erzeugnis einer Lüge. Nicht in Abgeschlossenheit oder in viel Verkehr mit Personen, nicht in Zurückgezogenheit oder in intensivem, nachdenklichem Zergliedern dessen, was sich keiner Ursache, keines Gesetzes, keiner Folge rühmen kann, ist die Lösung jedes menschlichen Problems zu finden. Im stets wachsenden Gewahrwerden dessen, was die Gegenwart und Macht der göttlichen Liebe dartut, ist Befreiung von allem persönlichen Mesmerismus zu finden.

Auf Seite 76 in „Rückblick und Einblick” erklärt unsere Führerin: „Wer die gottgekrönte Höhe der Christlichen Wissenschaft erreicht, mißbraucht die körperliche Persönlichkeit nicht, sondern hebt sie. Er nimmt jeden Menschen in seinem wirklichen Wesen wahr und sieht jeden Sterblichen als unpersönliche Darstellung”. Diese Worte sind ein für die ganze Menschheit aufgestellter leuchtender Maßstab, der sie auffordert, zu sehen, daß mit dem Unpersönlichmachen des Guten und des Bösen das kommen muß, was die Menschen von allem befreit, was zu begrenzen, zu drohen und zu trennen sucht, so daß die Herrschaft des göttlichen Prinzips ihr Leben inspirieren und regieren kann.

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