„Du sollst kein Verleumder sein unter deinem Volk. ... Du sollst nicht rachgierig sein noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der Herr” (3. Mose 19, 16–18). „Gehorsam gegen die Wahrheit verleiht dem Menschen Macht und Stärke” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 183).
Ein kleines Mädchen, das in der Schule gerade in die nächste Klasse versetzt worden war, kam sehr beunruhigt nach Hause. Sie war so glücklich über die Versetzung gewesen und hatte sich sehr darauf gefreut, die neue Lehrerin kennen zu lernen und neue Freundinnen zu finden; aber etwas schien ihre freudige Erwartung getrübt zu haben.
„Mutter”, sagte sie, „was soll man tun, wenn man eine sehr, sehr mürrische Lehrerin hat?” Da sie seit einigen Jahren in eine christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule ging, wußte sie, daß es etwas geben muß, was sie dagegen tun sollte. Ihre Mutter war dankbar für das klare Denken des noch nicht siebenjährigen kleinen Mädchens.
„Ich denke, ich würde sie sofort als den freundlichen, liebenden und verständigen Menschen sehen, der sie in Wirklichkeit ist”, antwortete sie. „Laß uns sofort damit beginnen”!
Nach einigen Fragen entdeckte die Mutter, daß kleine Freundinnen auf dem Spielplatze Mary sehr viel Anteilnahme gezeigt hatten, weil sie zu so einer mißmutigen und unvernünftigen Lehrerin gehen mußte. Wenn die Schule durch viele weitere Schuljahre hindurch eine glückliche und fortschrittliche Erfahrung sein sollte, war dies wahrlich eine Einflüsterung des Bösen, die sofort zurückgewiesen werden mußte!
Mary wurde auf ihre Bibel und das neunte Gebot verwiesen. Eine Lehrerin muß doch gewiß Gottes gute Schöpfung ausdrücken. Die göttliche Liebe konnte nicht etwas, was nicht ihr eigenes Bild und Gleichnis ist, kennen oder schaffen. Wer redete dann solch falsches Zeugnis wider Gottes Schöpfung? Es konnten nicht ihre kleinen Freundinnen sein, die auch zu derselben guten Schöpfung gehörten, da Gottes Ideen in Liebe beieinander wohnen. Es konnte nur Irrtum sein, der fälschlich beanspruchte, eine mißmutige, lieblose Lehrerin zu sein, wenn doch die Idee der Liebe die einzige Wirklichkeit ist. Auf Seite 287 in Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Wahrheit kann nicht vom Irrtum befleckt werden”. Es ist gut zu wissen, daß der Irrtum uns nie täuschen kann, wenn wir ihn als das erkennen, was er ist, nämlich nichts.
Mary und ihre Mutter sprachen darüber, was die Arbeit einer Schülerin sein muß. Gehorsam, Liebe, Ehrlichkeit, Intelligenz und Hilfsbereitschaft—lauter Eigenschaften Gottes—bekunden, ist allezeit die Arbeit aller Kinder Gottes. Kein falsches Zeugen kann in das Denken gelangen, das beständig mit dem Widerspiegeln des Guten beschäftigt ist.
Glücklich, daß sie erfahren hatte, was sie tun sollte, und froh, zu wissen, daß sie es tun konnte, ging Mary hinaus zu spielen.
Einige Wochen später sagte sie: „Weißt du, Mutter, ich denke, Fräulein — ist die allernetteste Lehrerin in unserer Schule; unsere ganze Klasse hat sie am liebsten!”
Wieder einmal war bewiesen worden, daß man sich nur an das zu halten hat, was man über Gott und den Menschen weiß, um einen anscheinend irrigen Zustand zu heilen. So bewies eine kleine Sonntagsschülerin den Wert wahres Zeugens über ihren Nächsten. Da sie das Gebot gehalten und ihr eigenes Denken verbessert hatte, hatte sie dazu beigetragen, ein glückliches, fruchtbares Jahr nicht bloß für sich, sondern für „unsere ganze Klasse” zuwege zu bringen.
