Große Forderungen werden heute an einzelne und an Völker gestellt. Viele erkennen die Notwendigkeit der Selbstzucht und erwidern den Aufruf. Jedermann gürtet sozusagen seine Lenden, indem er seine Tatkraft bewahrt und seine Tätigkeit steigert.
Was ist nun die Rolle des Denkers, die Haltung des Schülers der Wissenschaft des Gemüts? Auf der ersten Seite des Vorworts zu „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy lesen wir: „Die Zeit für Denker ist gekommen”. Und auf Seite 10 in „The People’s Idea of God” schreibt sie: „Der Gedanke ist das Wesentliche einer Tat und das stärkere Element der Handlung”.
Von diesem Standpunkt aus sehen wir, was für eine gewaltige Aufforderung an uns als Christliche Wissenschafter ergeht, unser Denken in Zucht zu halten; mehr als je zuvor zu wachen, daß wir keine irrige Einflüsterung überhören; uns zu weigern, unser Denken abschweifen zu lassen oder untätig zu sein; und jeden Gedanken der göttlichen Wirklichkeit unterzuordnen. Dies ist keine leichte Aufgabe; sie fordert eine Wachsamkeit, eine mentale und geistige Tätigkeit, wie sie in der Ermahnung des Apostels Paulus: „Betet ohne Unterlaß” enthalten ist. Die starke Neigung des menschlichen Gemüts, einem vor allem andern einzuflößen, in Zeiten der Not lieber etwas mit seinen Händen zu tun, als sich vornehmlich einer beständigen mentalen Disziplin zu unterziehen, zeigt, daß ihre Grundlage der materielle Sinn ist.
Über die Tatsachen des Seins nachzudenken, wenn ein Heer anmaßender Einflüsterungen wie Furcht, Zorn, Entrüstung oder Niedergeschlagenheit unser Bewußtsein zu überfallen sucht, erfordert mutige Entschlossenheit. Verschanzen wir uns in die Wahrheit der Allheit, der Einzigkeit Gottes, Seiner Allgegenwart und Allmacht, so sind wir sicher. Halten wir an der Voraussetzung eines Schöpfers und einer Schöpfung fest, so wird es uns klar, daß es in dieser unendlichen Einheit keine Möglichkeit eines Streits gibt. Da Gott, das göttliche Prinzip, der eine und einzige Herrscher ist, widersetzt Er sich nicht sich selber—kann Er sich nicht sich selber widersetzen.
Im geistigen Weltall, wo wir in Wirklichkeit weilen, gibt es keine Idee, die zerstört. Jede Idee erhält und wird selber ewig erhalten. Die einzigen „Vögel unter dem Himmel”, die in diesem Reich des Gemüts den Himmel füllen, sind hochstrebende Gedanken, deren Kennzeichen ist, zu segnen und zu schützen; denn die Liebe beschwingt sie. Keine tückische Form des Bösen lauert in diesem Reich der Seele. Im unendlichen geistigen Licht ist kein Platz, wo Irrtum verborgen sein kann, und das Lamm, das Bewußtsein der Unwirklichkeit des Bösen, ist das Licht der himmlischen Stadt. Dies ist die Aufforderung an jeden—das Böse als unwirklich zu sehen: nicht als schrecklich, wichtig, interessant, tatsächlich, sondern als unwirklich! Diesen Standpunkt zu behaupten, erfordert angesichts des Sinnenzeugnisses eine Entschlossenheit und eine Tatkraft, die Ausdauer bedeutet. „Noch einmal stürmt, liebe Freunde, noch einmal” ist auch in der mentalen Kriegführung die Forderung. Immer wieder müssen wir uns im Denken aus dem Glauben an eine materielle Welt mit ihren Haß- und Zerstörungsbildern zu jenem Bewußtseinszustand über dem Firmament erheben, wo ununterbrochene Harmonie die Tatsache ist.
Weilen wir, wenn wir dies tun, im Schlaraffenland, oder helfen wir unserer Gemeinde, unserem Vaterland und der Menschheit in der denkbar wirksamsten Weise? Wir helfen in der wirksamsten Weise, weil, wie die Christliche Wissenschaft uns lehrt, „das Geistige für das Äußere und Tatsächliche bestimmend ist” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 254). Wir können die Macht des mit dem göttlichen Gemüt verbündeten Denkens—des genauen, wissenschaftlichen Denkens, das mit dem Prinzip eins ist—nicht ermessen. Aber dessen können wir gewiß sein, daß es keine geographischen Grenzen kennt. Es wird überall gefühlt, wo ein empfängliches Herz es in sich aufnimmt, und seine „Substanz überwiegt die materielle Welt” (Miscellaneous Writings, S. 167). Eine solche dynamische Waffe ist in der Tat „nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen”.
Die Wahrheit zerstört den Irrtum. Die Wahrheit, die unbedingte Wahrheit allein, die gesehen, bejaht und aufrechterhalten wird, befähigt das Rechte zu siegen, bringt eine schnellere Lösung, als das menschliche Gemüt sich vorstellen kann, und beweist dem menschlichen Bewußtsein, daß der Sieg immer auf der Seite des Rechten ist.
