Wenn gegen Ende des Schuljahres Vorbereitungen für Prüfungen und die Ausstellung der Zeugnisse getroffen werden, mag mancher Schüler auf die Irrtumseinflüsterung horchen, die ihn zu überzeugen sucht, daß er nicht genügend vorbereitet sei oder nicht den Mut und die Fähigkeit habe, sich auszudrücken.
Im 2. Kapitel des Evangeliums des Lukas lesen wir, daß der zwölfjährige Jesus mit seinen Eltern nach Jerusalem reiste, wo er unbemerkt zurückblieb und allein in den Tempel ging. Zweifellos gab es Fragen, die er sich von den Schriftgelehrten beantworten lassen wollte. Und Joseph und seine Mutter fanden ihn dort, wie er diesen Männern, die für die Gesetzeskundigsten galten, „zuhörte und sie fragte”.
Jesus hatte gewiß nicht auf falsche Behauptungen über sich gehorcht—ganz im Gegenteil. Er wußte, daß er Intelligenz ausdrückte und jenen Männern nicht nur zuhören, sondern auch Fragen an sie richten konnte. Er wußte, daß er immer vorbereitet war; und vor allem wußte er, daß er durch sein Einssein mit Gott die Fähigkeit und den Mut hatte, die Wahrheit klar und mit Überzeugung auszudrücken. Auf Marias Frage erwiderte er: „Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?”
Am Tage vor der Prüfung in einem Fach, das eine junge Studentin—eine Schülerin der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule—für das schwierigste auf der Hochschule gehalten hatte, tauchten viele Dinge auf, die sie hinderten, sich auf die Prüfung vorzubereiten. Da sie keine Zeit gehabt hatte, sich in die Aufzeichnungen, die sie in den Vorlesungen gemacht hatte, zu vertiefen und sie sich einzuprägen oder andern Lehrstoff des betreffenden Fachs durchzulesen, beschloß sie, überhaupt nicht in die Prüfung zu gehen. Sie fürchtete, sie nicht zu bestehen.
Am Prüfungsmorgen brachte ihr Vater sie im Automobil zur Hochschule. Während der Fahrt sagte sie ihm von der Entscheidung, die sie hinsichtlich der Prüfung an jenem Morgen getroffen hatte. Ihr Vater, der an ihrem Fortschritt großen Anteil nahm, sah es nicht gern, daß sie die Prüfung so willig aufgeben wollte.
„Was ist Intelligenz?”, fragte er sie.
„Eine Eigenschaft Gottes”, sagte sie.
„Ja”, antwortete er, „und wir wissen, daß ‚Intelligenz Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht ist‘ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 469), und dies bedeutet, daß das Gemüt alles Wissen besitzt, überall gegenwärtig ist und die einzige Macht ist, die es gibt”.
„Aber Vater”, unterbrach sie ihn, „ich habe nicht einmal die Aufzeichnungen, die ich in den Vorlesungen machte, noch einmal durchgegangen”.
Sie wurde gütig daran erinnert, daß sie das, was vorgetragen worden war, mental wiederholt und genau das niedergeschrieben hatte, was der Professor gesagt hatte.
„Und du hast damals alles verstanden, nicht wahr?”, fragte ihr Vater.
„Ja, ich habe es verstanden”, gab sie zu.
„Und da wir wissen, daß Intelligenz das ist, ‚was nie unbewußt noch begrenzt ist‘ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 588), kannst du nun nicht sehen, daß du als Gottes Kind deine Intelligenz und Fähigkeit nur aus einer Quelle schöpfst?”, fragte er.
Nun erkannte sie, daß, da sie die Arbeit jedes Tages gewissenhaft vorbereitet hatte, sie keinen Grund hatte zu fürchten, daß sie sie jetzt zur Zeit der Prüfung vergessen habe, oder daß sie begrenzt oder nicht imstande sei, die richtigen Antworten zu geben, wenn sie gebraucht wurden.
Als sie ausstieg, entschlossen, sich der Prüfung zu unterziehen, fragte ihr Vater sie: „Was spiegelst du wider?”
Und frei von aller Furcht und mit einem von Vertrauen und Freude strahlenden Gesicht erwiderte sie sofort: „Göttliche Intelligenz”.
„Dann geh und drücke sie aus!”, mahnte der Vater liebevoll zum Abschied.
Sie war in der Klasse unter denen, die die Prüfung am besten bestanden.
Dies ist ein Beweis, daß der Weg für uns immer gebahnt ist, Hand in Hand mit unserem Vater-Mutter-Gott vorwärtszugehen, „der uns dargibt reichlich, allerlei zu genießen”, wenn wir sehen, daß wahre Intelligenz Gott widerspiegelt und ausdrückt.
Liebe empfindet keine Last, achtet keiner Mühe, ... schützt keine Unmöglichkeit vor. Denn sie hält für sich alle Dinge für rechtmäßig und möglich. Sie kann daher alle Dinge unternehmen, und sie vollendet viele Dinge und führt sie durch, wo einer, der nicht liebt, verzagt und versagt.—.
