„Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke”, sagte Jesus. Mit diesen Worten erklärte er sich mit Gott wesenseins und zeigte gleichzeitig, daß seine Worte und Werke miteinander übereinstimmten.
Wenn die Menschen ganz mit dem Gemüt wesenseins werden, ist das, was sie reden, der Ausdruck dessen, was sie sind. Worte werden nicht mehr gebraucht zu beeinflussen, zu schmeicheln oder zu verdammen; sie werden für den höchsten Zweck gebraucht: zu erleuchten, zu segnen und zu heilen. Die Stimme, die zu hören ist, um das Böse bloßzustellen, kann zuweilen unnachgiebig und nachdrücklich sein müssen; aber sie wird nie mürrisch, barsch, verdammend sein, noch wird sie je furchtsam oder schmeichlerisch sein. Sie wird Anmut, Schönheit und Lenksamkeit haben. Sie wird mit Vollmacht, aber nicht mit Heftigkeit; mit tiefer Zärtlichkeit, aber ohne Rührseligkeit sprechen. Sie wird Ernst und Würde ausdrücken; aber sie wird nicht der Spontaneität und der Freude ermangeln.
Wenn die Stimme von der Wahrheit geleitet und von der Liebe eingegeben ist, wird sie dessen würdig sein, was sie vertritt, indem sie die unendliche Verfügbarkeit und Unparteilichkeit des Guten ausdrückt und die Nichtsheit des Bösen erklärt. Beim Unternehmen dieser göttlichen Aufgabe ist es gut, über die Worte Jesu nachzudenken, der das, was er sagte, so eng mit dem vereinte, was in ihm war. Vorübergehender Einfluß kann durch Beredsamkeit und leidenschaftliche Aufforderung, die die Menschen zu fanatischer Nachfolge mitreißen, gewonnen werden; da er aber auf Unwahrheit und Mesmerismus gegründet ist, ist er zu Mißerfolg verurteilt. Nur was die Menschen als Ergebnis dessen, was sie sind, ausdrücken, macht sie mit dem Guten oder dem Bösen wesenseins und bestimmt ihren Fortschritt oder Rückschritt. Sittliches Wachstum ist das Ergebnis des im menschlichen Leben bekundeten Denkens, und es gibt keinen Ersatz dafür. Weil sich Jesus mit Gott wesenseins erklärte und nicht sprach, wie das sterbliche Gemüt spricht, wußte er, daß seine Stimme die Stimme der Wahrheit und des Lebens war.
Auf Seite 146 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” schreibt Mary Baker Eddy: „Der Christliche Wissenschafter äußert das Harmonische und Ewige und sonst nichts. Er legt das ganze Gewicht seines Denkens, seiner Worte und seiner Feder in die göttliche Waagschale des Seins—für Gesundheit und Heiligkeit”. Wenn die Menschen wie Jesus gewohnheitsmäßig im Einssein mit Gott weilen lernen, wird zwischen dem, was sie hören und reden, kein Unterschied sein. Wer die Stimme der Weisheit und des Urteils als Ergebnis von Lärm und Streit oder im Verfolg verstandes- oder gefühlsmäßigen Ringens zu hören glaubt, wird vergeblich horchen. Weisheit und Urteil sind dort, wo Gott ist, und wer die Stimme Gottes hört, hört sie im willigen Aufgeben sterblicher Meinungen, Wünsche, Bestrebungen und Vorurteile. Er hört sie in geistiger Gemeinschaft. Nicht von den Lippen des sterblichen Gemüts, so fließend und verlockend, so fein in menschliche Logik und apriorisches Urteilen die Worte auch gekleidet sein mögen, ist Gottes Stimme zu hören.
Die Stimme des Irrtums hört nicht auf, sich anzustrengen, daß sie über der Stimme der Wahrheit gehört werde—einzureden, zu wiederholen, zu beharren. Hinterlistig oder hochtönend, von außen oder von innen, mit prahlerischer Vollmacht und Rechtsgültigkeit will sie, entsprechend ihrem Verfahren und Vorhaben, drängen und zwingen, brüllen oder schmeicheln, sich anmaßend, durch ihre Geschicklichkeit und ihr Wissen die fatalistische Unabwendbarkeit ihres Falles erfolgreich einflüstern zu können. „Die Wasserströme erheben ihr Brausen”, bemerkte der Psalmist; aber er wußte auch: „Die Wasserwogen im Meer sind groß und brausen mächtig; der Herr aber ist noch größer in der Höhe”. Heute lernen die Menschen, sich durch das Donnergetöse und die Wut des Irrtums nicht betäuben oder einschüchtern zu lassen.
Auf Seite 134 in „Miscellaneous Writings” schreibt unsere Führerin: „Der Irrtum gärt nur und seine Hitze zischt das ‚stille sanfte Sausen‘ der Wahrheit aus: aber er kann Gottes Stimme weder zum Schweigen bringen noch entwaffnen”. Unanfechtbar, unbestreitbar, allerhaben ist die Stimme Gottes. Die göttliche Wissenschaft ist der Menschheit geoffenbart. Heute wird das Wort klar und siegreich über dem Irrtumsgetöse gehört. Heute übertönt die Stimme Gottes infolge der Entdeckung der Christlichen Wissenschaft das Brausen der Wasserströme, sie wird immer lauter gehört als das Geschrei des Hasses und der Furcht und bringt die Versicherung des Sieges und des Friedens. Laßt uns beim Anblick der Gärung des Irrtums nicht verzagen, bei seinem Zischen nicht furchtsam werden! Laßt uns lieber wachsam jede geringste Einflüsterung der angemaßten Macht des Bösen bloßstellen, sie sofort in unserem Denken, in unseren Worten, in unserem Handeln zurückweisen! Bei seiner Fähigkeit, Wirklichkeit und Unwirklichkeit auseinanderzuhalten, betont der Offenbarer beständig die Gewalt der Stimme des Engels, der mit ihm sprach. Jedem von uns ertönt die Stimme geistiger Erkenntnis klarer und mächtiger, wenn wir uns dem Thron Gottes nähern.
Wer geistig wahrnimmt, weiß, daß nur in der Unwissenheit und Torheit des sterblichen Glaubens die Stimme Gottes niedergeschrieen, unterdrückt, verstummt scheinen kann. Er weiß, daß dies nur dadurch möglich wird, daß man auf den Irrtum horcht und ihn für wirklich, mächtig und wirksam hält; daß man auch willens ist, ihn zu verbreiten. Unsere Führerin war das Sprachrohr der Wahrheit für unsere Zeit. Wenn die Menschen die Botschaft äußern, die sie uns gegeben hat, wird das Kommen des Reichs, das nach Christi Jesu Versicherung immer gegenwärtig ist, dem einzelnen und der Welt geoffenbart werden.
Die Verheißung des Christus ist im Buch der Offenbarung des Johannes gegeben: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir”. Von der Einladung und ihrer Annahme abhängig ist das Hören der Stimme dessen, der anklopft. Über dem Schreien und Zischen, über dem Brausen der Wasserwogen ist diese Stimme zu hören. Vom Throne Gottes ausgehend, wo die geistige Idee in bewußtem Einssein mit ihrem göttlichen Prinzip weilt, bringt die Stimme der Wahrheit jedem demütigen, willigen Herzen ihre liebevolle Versicherung.
„Das ganze Gewicht seines Denkens, seiner Worte und seiner Feder in die göttliche Waagschale des Seins” legend, hat der Christliche Wissenschafter, der mit dem Wort Gottes in der göttlichen Wissenschaft ausgerüstet und von ihm inspiriert ist, seinetwegen und seiner Brüder wegen täglich, stündlich die Aufgabe, einzig und allein immer so zu reden, zu urteilen und zu handeln, wie er geistig hört. Dies und nichts anderes ist der Beweis, daß der Vater in ihm wohnt und die Werke tut.
