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Der glühende Ofen

Aus der April 1943-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf Seite 151 in „Miscellaneous Writings” schreibt Mary Baker Eddy: „Gott ist ein verzehrend Feuer. Er trennt die Schlacke vom Gold, läutert den menschlichen Charakter durch den Ofen der Trübsal. Diejenigen, die Frucht tragen, reinigt Er, daß sie mehr Frucht tragen können”.

Diese Bezugnahme auf den „Ofen der Trübsal” erinnert an die im 3. Kapitel des Buchs des Propheten Daniel erzählte Geschichte von den drei Hebräern, die die Wahrheit der Erklärung unserer Führerin veranschaulicht, und enthüllt heute viel Lehrreiches für den Christlichen Wissenschafter.

Im 12. Vers dieses Kapitels lesen wir, daß die drei Hebräer Sadrach, Mesach und Abed-Nego, die Nebukadnezar, der größte aller babylonischen Könige, aus vielen Gefangenen ausgewählt und „über die Ämter der Landschaft Babel gesetzt” hatte, sich weigerten, sich nach seinem Gebot vor „dem goldenen Bild” persönlicher Geltung und Macht, das er hatte setzen lassen, zu neigen und von ihrem gewohnten Gehorsam gegen den allein wahren Gott abzuweichen.

In Anbetracht der Stellung des Königs und der drei ausländischen Beamten ist es klar, daß ihr Entschluß, ihrem höchsten Sinn des Guten treu zu bleiben, eine Bekundung höchsten Ranges sowohl sittlichen Muts als auch der Selbstlosigkeit erfordert haben muß.

Es stand nicht nur ihre bevorrechtete Stellung auf dem Spiel, sondern es war auch allgemein bekannt, daß eine vom König angedrohte schwere Strafe der Preis war, den sie für ihre geistige Rechtschaffenheit und ihre Treue gegen die Forderungen des Gewissens würden zahlen müssen. Aber trotz alledem blieben sie Gott treu, und es ist interessant, zu welchem Ergebnis ihr mutiges Festhalten führte.

Ihre Weigerung, auf einen Vergleich mit der Materialität einzugehen, um Gunst und Sicherheit zu gewinnen und sich das Leben leichter zu machen, brachte sie in eine Lage, die heute dem Christlichen Wissenschafter nicht unbekannt ist, wenn auch er sich weigert, sich von der Treue gegen sein höchstes Ideal und von dessen Erfüllung ablenken zu lassen. Sie befanden sich sofort vor einem überaus erschreckenden „glühenden Ofen”. Verdammung, falsche Anklage, Ungerechtigkeit, Tadelsucht und „die zänkischen Zungen” halfen zweifellos die Flammen des Ofens nicht weniger verstärken, als sie es heute so gern tun.

Was war die Folge dieses unmittelbaren Angriffs des Anklägers, des sterblichen Gemüts, für die drei Hebräer? Wir lesen, daß sie gezwungen wurden, genau das zu tun, was der tückische Ankläger einflüsterte—sie fielen gebunden mitten in den glühenden Ofen hinab. Aber fast in demselben Augenblick sah der erstaunte König, daß sie nicht mehr „gebunden” waren, sondern nach seinen eigenen Worten „frei im Feuer gingen” und „unversehrt” waren und außerdem mit einem vierten Gefährten wandelten, der, wie es in der bündigen Sprache der Bibel heißt, „wie der Sohn Gottes war” (engl. Bibel).

Was war geschehen? Die Lage hatte sich anscheinend nicht geändert. Die äußeren mentalen Zustände oder die Verhältnisse um sie her blieben dieselben; aber der persönliche Sinn, daß ihre und anderer Freiheit und Glückseligkeit von der Unterstützung und Billigung des sterblichen Gemüts abhängig seien, war verworfen worden und hatte der Erkenntnis, daß sie als die Söhne Gottes frei waren, Raum gegeben. Sie hatten ihren Standpunkt vertreten, und da sie an der Wahrheit festhielten, die den Menschen als den Ausdruck der göttlichen Liebe enthüllt, wußten sie, daß sie frei und sicher im göttlichen Bewußtsein waren, das die Furcht austreibt. Von diesem gottgegebenen geistigen Sinn durchdrungen, war ihr Denken so klar geworden, daß es den göttlichen Schutz und die göttliche Macht hindurchscheinen ließ; und Leiden und Furcht, die einen selbstgesetzten Berührungspunkt durch den materiellen Sinn nicht mehr finden konnten, konnten nicht mehr hindern und verletzen.

Ein weiteres Ergebnis dieser mentalen Umwandlung war Nebukadnezars vollständige Gesinnungsänderung. Infolge ihrer Versöhnlichkeit oder wahren Erkenntnis des vollkommenen Menschen hieß er sie selber aus dem Feuer herauskommen, anerkannte er, daß Gott sie befreit hatte, und übertrug ihnen höhere Vertrauensämter in seinem Reich.

So veranschaulichten die drei Hebräer in ihrer eigenen Erfahrung die Wahrheit der schon von Seite 151 in „Miscellaneous Writings” zitierten Vorhersage unserer Führerin für ihre Nachfolger. Durch Zurückweisung der falschen Ansprüche des persönlichen Sinnes und Erlangung des Gemüts Christi—durch Widerspiegelung der Wahrheit und der Liebe—bewiesen sie die Wahrheit der Worte auf Seite 1 in „Miscellaneous Writings”: „Demut ist der Schrittstein zu einer höheren Erkenntnis der Gottheit. Der emporsteigende Sinn sammelt frische Formen und seltsames Feuer aus der Asche des sich auflösenden Selbst und entsagt der Welt”.

Heute kann der Christliche Wissenschafter dieselbe Freiheit und geistige Unabhängigkeit, dieselbe göttliche Stärke und Beschützung wie sie beanspruchen. Er kann versichert sein, daß ihm dieselbe Wahrheit zur Verfügung steht, daß dieselbe Liebe zur Hand ist. Er kann beweisen, daß die vor Jahrhunderten so wirkungsvoll entfaltete geistige Fähigkeit heute genau so wie damals ein Teil der wahren Erbschaft des Menschen ist.

Mit diesem Verständnis ausgerüstet, kann auch er den falschen Glauben an ein von Gott getrenntes verfolgtes Selbst zurückweisen und an seiner Stelle die Sanftmut und die geistige Macht der bewußten Einheit mit Gott beanspruchen. Er kann die Einflüsterung, daß es eine Macht geben könne, die ihn hindern oder schrecken kann, widerlegen. Er weiß, daß auch er, was auch der scheinbare Ofen sein mag, aufrecht und frei und unbeschädigt darin gehen und seinen in Christi Jesu Worten gezeigten Zweck, mehr Frucht zu tragen, erfüllen kann.

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