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Das zeitlose Sein

Aus der Dezember 1944-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wahrscheinlich viele Sterbliche haben ein ähnliches Gefühl wie Ben Jonson, als er schrieb: „Gäbe es doch eine Maschine, mit der man alle Uhren zum Stehen bringen könnte!” Doch die Uhren machen die Zeit nicht. Sie messen nur die Einteilung davon, einen Tag genannt. Die Zeit würde nach ihnen ebenso weiterbestehen, wie sie vorher bestand. Die Menschen der Steinzeit hatten keine Uhren; aber sie hatten in Tagen, Jahreszeiten und Jahren einen Zeitsinn. Zeit ist mental. Mary Baker Eddy erklärt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 598, 599): „Die Zeit ist ein sterblicher Gedanke, ihr Teiler ist das Sonnenjahr”.

Zeit —„ein sterblicher Gedanke”! Laßt uns dieser enthüllenden Klassifikation eingedenk sein und das Schreckbild Zeit dorthin verbannen, wohin es gehört! Laßt uns unsere Herrschaft darüber und über ihren Teiler, das Jahr, beanspruchen! Sicher entwachsen wir der Willigkeit, uns von „einem sterblichen Gedanken” gebieten zu lassen.

Die Zeit existiert im materiellen, sterblichen Gemüt und sonst nirgends. Sie ist nicht wesenhafter als dieses falsche Gemüt, und man wird von ihr mit allen sie begleitenden Begrenzungen befreit, wenn dieses Gemüt durch das Verständnis der Allheit des zeitlosen Gemüts, das Gott ist, überwunden wird.

Mit seinem Maßstab, Zeit genannt, mißt und begrenzt das materielle Gemüt alles Sterbliche, so auch das, was es dein und mein Leben nennt. Aber dem unsterblichen Gemüt und allen Seinen Ideen ist die Zeit unbekannt. Das Reich des unermeßlichen geistigen Seins enthält keinen materiellen Maßstab. Von Gott, dem grenzenlosen Gemüt, und Seiner Kundwerdung kann man nicht in Ausdrücken materieller Messung denken. Das Endliche kann das Unendliche nicht messen. Wer kann das Gemüt mit der Zeit messen?

Die Zeit ist als „eine Aufzeichnung der Bewegungen der Himmelskörper” beschrieben worden. Die Erde, ein Himmelskörper, dreht sich um ihre Achse, und die dazu erforderliche Zeit nennen die Sterblichen einen Tag. Die Erde, ein Himmelskörper, bewegt sich in ihrem Kreislauf um die Sonne, auch einen Himmelskörper, und den Zeitraum, während dessen diese Bewegung stattfindet, nennen die Sterblichen ein Jahr. Die Zeit ist ein relativer Begriff. Verlegten wir unsern Wohnsitz auf den Planeten Mars, einen Himmelskörper, dessen Kreislauf um die Sonne fast doppelt so lang dauert wie der der Erde, so würde ein Zeitraum von „siebzig Jahren”— Marszeit —über 130 Erdenjahre sein. Auf dem Neptun würden 70 Erdenjahre zwei Fünfteln eines Neptunjahres gleichkommen. Was für eine Grille die Zeit ist!

Aber was hat die Bewegung von Massen gemütloser Materie — ob sie Erde, Mars oder Neptun heißen — um die nicht denkende Sonne mit der Fortdauer deiner Intelligenz, deines oder meines Lebens zu tun? Überhaupt nichts. Absolut nichts. Die Bewegung dieser großen Himmelskugeln hat mit der Fortdauer oder dem Aufhören unseres Lebens so wenig zu tun wie die weniger geordnete Bewegung kleinerer Kugeln aus Materie wie Golfbälle oder andere Spielbälle.

Was das materielle Leben zu begrenzen scheint, ist nicht die Bewegung materieller Massen, großer oder kleiner, sondern eher der intensive, furchtsame Glaube der Sterblichen an ein sterbliches Gemüt, das ihnen ihrer Ansicht nach Leben, Körper und Selbstheit gibt, aber sein Erzeugnis, den sterblichen Menschen, nicht lang fortbestehen lassen kann. Das unwahre sterbliche Gemüt schafft nur zu zerstören und wiederholt den nutzlosen Vorgang, bis das individuelle Denken entdeckt, daß seine wahre Quelle das ewige Gemüt ist, das Gott ist. Die Zeitannahme ist nebensächlich, ist nicht die Ursache des Todes und der Sterblichkeit.

Wenn wir ernstlich wünschen, mehr von dem Leben, das ewig ist, auszudrücken, ist es so unwissenschaftlich für uns zu glauben, daß unser Leben in sechzehn Sterblichkeitsjahren aufgehe wie in sechzig. Für Gott, das eine wirkliche Leben und Gemüt, gibt es keinen 16jährigen, 40jährigen oder 60jährigen Sterblichen. Das einzige wahre Menschentum — der Sohn oder der Ausdruck des zeitlosen Lebens, der zeitlosen Liebe — beginnt nicht mit materieller Keimung, ist nicht materieller Entwicklung unterworfen, altert nicht, stirbt nicht.

Unsere Individualität altert so wenig, ist so zeitlos, endlos wie die Intelligenz und das Leben, die auszudrücken wir leben. Wir sollten die Lüge Alter täglich so fleißig zurückweisen wie die Lüge Furcht oder Krankheit. Unsere Individualität wird nicht alt. Jahre, bloße Einteilungen des sterblichen Denkens, sind für die Wahrheit, das Leben, die Liebe und den Menschen nebensächlich. Laßt uns dies ausfindig machen, und laßt uns völliger gewahr werden, daß unsere geistige Fortdauer die Wirkung davon ist, daß Gott auf immer das Wesen und der Erhalter Seines Sohnes ist!

Die Offenbarerin der Christlichen Wissenschaft sagt: „Das Leben ist ewig. Wir sollten dies ausfindig machen und anfangen, es zu beweisen. Das Leben und Güte sind unsterblich. Laß uns daher unsere Daseinsanschauungen zu Lieblichkeit, Frische und Fortdauer gestalten statt zu Alter und Verkümmerung” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 246). Man beachte die Zeitwörter, die die Arbeit, die wir zu tun haben, bezeichnen. Wir müssen „ausfindig machen”, „anfangen zu beweisen” und „unsere Anschauungen gestalten”. Tun wir als Anhänger der Wissenschaft, die Jesus aus dem Grabe erstehen ließ und seine Erhebung über den sterblichen Zeitsinn des Lebens vollbrachte, was das ewige Gemüt in dieser Hinsicht von uns fordert? Und laßt uns immer der Tatsache eingedenk sein: „Das Leben und Güte sind unsterblich”. Echte, selbstlose Güte ist die eine Substanz des unsterblichen Lebens.

Hast du geglaubt, daß du einmal sterben wirst? Wenn dem so ist, tust du gut daran, deinen Gesichtspunkt zu ändern. Warum? Weil die Bibel, Vernunft und Offenbarung, alle miteinander zeigen, daß der Mensch das Bild oder der Sohn Gottes ist. Kann die Evidenz Gottes je aufhören zu sein? Sind das Gemüt und seine Kundwerdung gemütlosen zerstörenden Kräften preisgegeben?

Ungeachtet dessen, was für den materiellen Sinn mit dem Bündel materieller Zellen und Gewebe, die du jetzt als deinen physischen Leib ansehen magst, anscheinend geschehen mag, wird das einzige wahre „du” keinen einzigen Augenblick aufhören zu leben, zu sehen, zu hören, zu fühlen und zu wissen. Das unaufhaltsame Gemüt gibt seinem Ausdruck, dem Menschen, das unaufhaltsame Leben, das gemütlose materielle Kräfte so wenig unterbrechen oder beendigen können, wie sie die Fortdauer Gottes antasten können.

Laßt uns also unsern Gesichtspunkt diesen unumstößlichen geistigen Tatsachen und Kräften gemäß zu „Lieblichkeit, Frische und Fortdauer gestalten statt zu Alter und Verkümmerung”! Laßt uns für uns und für unsere Brüder keine andere Zukunft als die von der Liebe entworfene, von Gott geplante annehmen! Laßt uns für die Ewigkeit, die Unsterblichkeit bauen und durch geistiges Wachstum Unterwürfigkeit unter die Zeitjahre durch einen erleuchteten Sinn des ungemessenen Lebens der Seele ersetzen.

Jesus vernichtete die mesmerische Furcht vor der Zeit und dem Tod. Wir müssen dasselbe tun. Die Lüge des Irrtums, daß er alle Menschen in einem Schraubstock festhalte, dessen Hebel die Zeit ist, bewies der Meister als unwahr und wirkungslos. Die Freiheit des von der Zeit der Sterblichkeit ungefesselten Lebens bewies er durch den einfachen Vorgang des Wissens als unser eigen. Mögen wir, während die Kalenderjahre verstreichen, doch ein volleres Verständnis seiner Erklärung gewinnen: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen”!

Wir existieren, nicht um ein mit der Zeit gemessenes persönliches Dasein, das über seinen Gott im Ungewissen ist, sondern das ewige, geistig individuelle Leben auszudrücken, das sich seiner Einheit und seines Zusammenwirkens mit dem zeitlosen Sein, das Gott ist, immer bewußt ist.

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