Eingedenk der Erklärung von Mary Baker Eddy auf Seite 269 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“: „Die Metaphysik löst Dinge in Gedanken auf und tauscht die Dinge des Sinnes gegen die Ideen der Seele ein“, verfährt der Christliche Wissenschafter mit Gedanken ganz ähnlich, wie der Chemieforscher mit der Materie. Während dieser die Beschaffenheit und Zusammensetzung sogenannter materieller Substanzen untersucht, zergliedert und erforscht, um zu sehen, wie sie sich verhalten, und wozu sie gebraucht werden können, prüft der Christliche Wissenschafter Gedanken unter dem Mikroskop seines wachsenden Verständnisses des geistigen Seins. Wenn Gedanken gut sind, kommen sie von Gott, dem göttlichen Gemüt, und er stellt daher fest, daß sie wirklich sind; sind sie aber böse, so kommen sie von dem sogenannten sterblichen Gemüt her, und er stellt fest, daß sie eine Nachahmung und unwirklich sind. Er wendet sich vom Untersuchen der Materie in allen ihren Formen ab und zieht nur Gedanken und deren Ursprung, Beschaffenheit und Wirkungen in Betracht.
Die Grundlage des christlich-wissenschaftlichen Ausübens, der gemäß wir unser Denken prüfen, ist einfach. Gott, den Mrs. Eddy erklärt als Leben, Wahrheit, Liebe, Geist, Gemüt, Seele, Prinzip, ist allmächtig, allgegenwärtig, allwissend — alle Macht, alle Gegenwart, alles Wissen. Der Mensch, der zum Bild und Gleichnis dieses vollständig guten, allerhabenen Seins geschaffen ist, spiegelt Gottes Eigenschaften wider. Das einzige, was daher wirklich in das Bewußtsein des Menschen kommen kann, sind Gottes Gedanken.
In unserem metaphysischen Laboratorium entsprechen den bestimmten und nützlichen Substanzen des Chemikers in der Bergpredigt und an anderen Stellen in der Bibel erwähnte Eigenschaften wie Reinheit, Sanftmut, Friede, Barmherzigkeit, Versöhnlichkeit, Rechtschaffenheit, Demut, Glaube, Dankbarkeit und so weiter. Wenn man diese Eigenschaften prüft und ihre Bedeutung, sowie des Menschen von Gott verliehene Fähigkeit, sie auszudrücken, besser verstehen lernt, kann man auch Nachahmungen wie Unreinheit, Anmaßung, Streitsucht, Unbarmherzigkeit, Hartherzigkeit, Ungerechtigkeit, Selbstgerechtigkeit und Ungläubigkeit wirksamer erkennen und zurückweisen.
Zur Befolgung des Ersten Gebots (2. Mose 20, 3): „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, muß man die Wahrheit erkennen und beharrlich festhalten, da sie aufdeckt, daß Böses, Unstimmigkeit, Krankheit und alle unharmonischen Annahmen unwirklich sind, weil sie kein Teil von Gott sind. Da Er sie nicht erschaffen hat, haben sie kein Dasein außerhalb unserer falschen Vorstellung davon, was wirklich ist. Annahmen des Bösen täuschen einen nur so lang, wie man sie hegt. Sie haben keine Beziehung zu den Gedanken Gottes, den guten Gedanken, die Seine Art und Seinen Charakter ausdrücken, und die der Mensch immerdar widerspiegelt.
Es genügt nicht, diese Prüfung in der Stille seines eigenen Zimmers vorzunehmen. Sie ist nicht etwas, was man nur theoretisch übt, sondern ein zweckdienliches Vorgehen, das man in seinem täglichen Handeln, wo es auch sei — im Heim, in der Fabrik, im Büro, ja sogar auf der Straße — fortwährend beweisen muß. Im Gegensatz zum Chemiker hat der Christliche Wissenschafter sein metaphysisches Laboratorium also überall, wo er ist, bei sich und zergliedert seine Gedanken und Beweggründe. Er erledigt seine alltäglichen Angelegenheiten auf Grund der geistigen Eigenschaften Aufrichtigkeit. Fülle und Einmütigkeit, und weist die Einflüsterungen von Unehrlichkeit, Mangel und Unstimmigkeit zurück.
Veranschaulichen wir diesen Vorgang im Laboratorium der Metaphysik: An viele tritt heute die Einflüsterung von allem möglichen Mangel heran. Es heißt, es herrsche Mangel an dieser oder jener wichtigen Ware, an wichtigen Maschinenteilen, an Wohnungen, an Gebrauchsgegenständen und so weiter. Schuld daran sollen die Zerstörung durch den Krieg oder Zuteilungsschwierigkeiten sein. Dieser Mangel besteht jedoch nur im sterblichen Gemüt. Er ist nur der angehäufte Augenschein der materiellen Sinne, die geltend machen, über eine unheilvolle Reihe abnehmender Vorräte zu berichten. Tatsächlich gibt es in Gottes Reich, dem Himmelreich, das in uns und überall gegenwärtig ist, keinen Mangel. Gott erzeugt keinen Mangel; Er bereitet einen Tisch in der Wüste. Es ist nicht möglich, daß dem Menschen, der der Ausdruck des Wesens Gottes ist, etwas Gutes mangelt.
Der Mensch, der in Gott lebt, sich bewegt und in Ihm sein Dasein hat, kann sich keines Mangels bewußt sein und keinen Mangel erleben; er ist sich vielmehr immer der Fülle, des nie versagenden Reichtums Gottes bewußt. Wenn wir den falschen Augenschein des Mangels für wahr halten, glauben wir an einen falschen Gott — sind wir dem Ersten Gebot nicht gehorsam.
Wenn wir die Wahrheit, daß Gott und der Mensch untrennbar sind, behaupten und geistig verstehen, erweckt es uns aus dem Traum der Materialität und seiner Geltendmachung des Mangels. Es zerstört die Annahme, daß materielle Verfahren verhüten oder hindern können, daß das Gemüt reines Denken erzeugt. Es enthüllt das geistige Grundgesetz, das Jesus bei dem sogenannten Wunder mit den Broten und Fischen anrief. Er zog nicht in Betracht, wie materiell beschränkt im Verhältnis zum Bedarf das war, was vorhanden war. Er bewies durch sein Verständnis der Allheit Gottes das geistige Gesetz und hatte sofort Ergebnisse. Unsere Führerin gibt eine genaue Begriffsbestimmung des Gesetzes Gottes, seiner Macht und Wirksamkeit auf Seite 30 in „Nein und Ja“, Zeile 13 bis 16. Sein Gesetz ist ewig überall wirksam.
Fragt sich die Hausfrau, wo die nächste Mahlzeit herkommen soll? Dann soll sie die Lage im Laboratorium der Christlichen Wissenschaft zergliedern und die wahren Gedanken von den falschen trennen; hingebungsvoll unter dem Schirm des Höchsten weilen und beharrlich, geduldig und freudig am Bewußtsein der unendlichen Allheit Gottes festhalten. Wenn sie sich verständnisvoll auf Gott verläßt und vollständig und unbedingt überzeugt ist, daß Er die unendliche Quelle der Versorgung ist und Seinen Kindern immer alles Gute gibt; wenn sie Seine unendliche Güte zuversichtlich erwartet, wird sie mit dem täglichen Brot für tägliche Bedürfnisse oft auf unerwartete Weise reichlich versorgt werden. Es ist allen vergönnt, Gottes geistige Fülle zu genießen; denn „Gott sieht die Person nicht an.“
Christliche Wissenschafter sind Bahnbrecher, die beweisen, daß Fülle nicht von menschlichen, unsicheren Verfahren abhängig ist. Dem von Gott erschaffenen Menschen mangelt es nie an Substanz, denn der Geist ist seine Substanz. Daher ist der Mensch stets befriedigt. Unsere Führerin sagt uns in Wissenschaft und Gesundheit (S. 286): „Gottes Gedanken sind vollkommen und ewig, sind Substanz und Leben. Materielle und zeitliche Gedanken sind menschlich und schließen Irrtum in sich; da Gott, Geist, die einzige Ursache ist, ermangeln sie einer göttlichen Ursache. Das Zeitliche und Materielle sind also nicht Schöpfungen des Geistes. Sie sind nichts als Fälschungen des Geistigen und Ewigen.“
So „prüfen“ wir im Laboratorium der Christlichen Wissenschaft „die Geister, ob sie von Gott sind“ (1. Joh. 4, 1), und „behalten das Gute“. Mrs. Eddy schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 178): „Diese Wissenschaft ist das im Laboratorium der unendlichen Liebe destillierte und für alle Völker bereitete innerste Wesen der Religion.“ Es steht allen frei, in das Laboratorium der Christlichen Wissenschaft zu gehen und die wirksame, unfehlbare Hilfe der unendlichen göttlichen Liebe unter allen Umständen des täglichen Lebens selber zu erproben.