Ein guter Lehrer lernt auch gern. Es ist unverkennbar, daß man andern in dem Verhältnis helfen kann, etwas zu lernen, wie man selber gelehrig ist. Eine Werkstattversammlung der Sonntagsschullehrer und -beamten bietet den Arbeitern Gelegenheit, aus den Erfahrungen anderer zu lernen, um ihre eigene zu bereichern. Eine Werkstattversammlung bietet außerdem dem Vorsteher Gelegenheit, einen besseren Einblick in die Arbeit der Lehrer und Beamten zu bekommen, um besser mit ihnen zusammenarbeiten zu können.
Viele Kirchen halten jetzt Werkstattversammlungen der Sonntagsschule, die sehr viel zur Verbesserung des Unterrichts und der Arbeit im allgemeinen beigetragen haben. Die Versammlungen sind ein wenig anders als die regelmäßigen Versammlungen der Lehrer und Beamten. Regelmäßige Versammlungen finden gewöhnlich in bestimmten Zwischenräumen statt für alle Beamten und Lehrer, die dann zusammen über das Wohl der Sonntagsschule im großen ganzen beraten. Werkstattversammlungen werden gewöhnlich von dem Vorsteher nach seinem Ermessen einberufen. Wo eine Sonntagsschule genug Lehrer hat, werden die Werkstattversammlungen für Gruppen gehalten, die dem Alter der Schüler entsprechen. Der Vorsteher kommt zum Beispiel an einem Tag mit den Lehrern der ersten Klassen zusammen; an einem andern Tag mit den Lehrern der mittleren Klassen, und an einem dritten Tag mit den Lehrern der älteren Gruppen. Und gewöhnlich findet eine vierte Versammlung für die Beamten der Sonntagsschule statt. Außer dem Vorsteher kommen in die Beamtenversammlung die Hilfsvorsteher, Sekretäre, Bücherwarte, Organisten, Klavierspieler, Vorsänger und alle anderen Arbeiter, die am Abhalten der Sonntagsschule teilnehmen, sowie ihre Helfer und Ersatzleute.
Eine Werkstattversammlung ist nichts genau Festgesetztes. Es finden gewöhnlich keine vorbereiteten Vorlesungen statt; der Vorsteher hat sich vielleicht einige Punkte vorgemerkt, die er zur Sprache bringen will. Wenn die Versammlungen für Gruppen von Lehrern gehalten werden, handelt es sich bei den Besprechungen immer um Schüler ungefähr gleichen Alters. Es wird gegenseitig ausgetauscht, was hilfreich ist. Die Lehrer stellen Fragen und sprechen offen und ungezwungen über ihre Erfahrungen.
Auf Grund seiner Beobachtungen kann der Vorsteher dann Erörterungen einleiten, die den besonderen Bedürfnissen der Schule entsprechen. Er kann zum Beispiel der Ansicht sein, die Vorkehrung unserer Führerin im Kirchenhandbuch (Art. XX, Abschn. 2), daß „die Kinder in der Sonntagsschule in der Schrift unterwiesen werden sollen“, sollte mehr beachtet werden, und er kann auf diesen Punkt hinweisen, so daß die Lehrer, wenn sie von den Erfahrungen anderer hören, ermutigt werden, mehr Bibelstellen bei den Lektionen anzuführen. Bibelforschung gehört nicht in eine Lehrerversammlung, und die Versammlung soll auch nicht dazu benützt werden, Unterweisung über das Vorgehen im Unterrichten zu geben; aber die Lehrer können darüber sprechen, wie sie die Personen und Geschichten der Bibel und passende Bibelstellen im Unterricht anbringen.
Oder ein Vorsteher kann besonderen Wert legen auf die Bemühungen der Lehrer, daß die Knaben und Mädchen in den älteren Klassen die ersten Lektionen (die Gebote, das Gebet des Herrn und seine geistige Auslegung von Mary Baker Eddy und die Seligpreisungen) nicht vergessen. Dann kann er die Lehrer auffordern zu erzählen, was für Verfahren sie gebraucht haben, auf diese ersten Lektionen beim Unterrichten der nächsten Lektionen Nachdruck zu legen. Oder der Vorsteher hat vielleicht gehört, daß manche Lehrer gute Erfolge mit Hausaufgaben haben, während andere sie nicht haben. Vielleicht sind manche Aufgaben zu lang oder es sind manche nicht dem Alter der Schüler angepaßt. Dann kann der Vorsteher den Punkt zur Sprache bringen, so daß die Lehrer aus ihren gegenseitigen Erfahrungen in dieser Hinsicht Nutzen ziehen können. Nachdem die Lehrer sich über einen Punkt ausgesprochen haben, kann der Vorsteher oft etwas beitragen, was hilfreich ist.
Für alle Sonntagsschularbeiter ist es besonders beachtenswert, wie die Kinder das, was sie im Unterricht gelehrt werden, in ihrer Erfahrung anwenden; denn man kann nur dann sagen, daß die Sonntagsschule ihre Bestimmung erfüllt, wenn die Schüler die Lehren anwenden. Manchmal sammelt der Vorsteher eine Anzahl Berichte über Beweise, die Schüler erbracht haben, um sie in einer Werkstattversammlung darzubieten. Weitere Punkte, die die Lehrer nutzbringend besprechen können, sind z. B. die Teilnahme der Schüler am Eröffnen und Schließen des Unterrichts, regelmäßiger Besuch, das Aufrechterhalten der Verbindung mit abwesenden Schülern, und der Fortschritt der Schüler im Ergründen der Lektionspredigt.
In Werkstattversammlungen der Beamten können Erfahrungen zur Sprache kommen betreffs der Eintragung der Schüler, der Arbeit in der Leihbücherei, die Beziehung der Beamten zu neueingetragenen Schülern oder solchen, die nur besuchsweise kommen, Berichte der Sekretäre, Musik usw.
Bei der Abteilung für die Sonntagsschule gehen beständig Berichte über Verbesserungen in der Sonntagsschule ein, die den Werkstattversammlungen zuzuschreiben sind. Ein Vorsteher schreibt, daß die Werkstattversammlungen einen anregenderen und lebendigeren Unterricht, mehr Neuaufnahmen von Schülern und regelmäßigeren Besuch zur Folge hatten.