Eine sehr wichtige und grundlegende Vorkehrung in den Satzungen vieler Kirchen Christi, Wissenschafter, ist in einer aus „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ von Mary Baker Eddy angeführten Stelle enthalten. Sie lautet (S. 254, 255): „Die Magna Charta (die Grundlage der Verfassung) der Christlichen Wissenschaft bedeutet viel, viel in wenig, — alles in einem und eines in allem. Sie verbürgt die unveräußerlichen, allgemeinen Menschenrechte. Ihre im höchsten Sinne demokratische Regierung erfolgt durch allgemeine Zustimmung der Regierten. In ihr und durch sie regiert der von seinem Schöpfer regierte Mensch sich selber. Die Kirche ist das Sprachrohr der Christlichen Wissenschaft, — ihr Gesetz und ihr Evangelium sind Christus Jesus gemäß; ihre Regeln sind Gesundheit, Heiligkeit und Unsterblichkeit, — gleiche Rechte und Vergünstigungen, Gleichheit der Geschlechter, Amtswechsel.“
Um diesen von unserer Führerin vorgeschriebenen hohen Maßstab für Kirchenverwaltung aufrechtzuerhalten, ist ein Verständnis der Grundlagen der Christlichen Wissenschaft und die liebevolle, geduldige, rege Mitarbeit jedes Mitglieds erforderlich. Wie hingebend und fleißig doch Christliche Wissenschafter bei ihrer Vorbereitung auf Geschäftssitzungen zwecks Beamtenwahl beten sollten, daß der Herr der Ernte tüchtige, willige, bescheidene Arbeiter in Seinen Weinberg sende! Da sie wissen, daß Gott befähigt und ernennt und für die Regierung Seiner Kirche verantwortlich ist, ist es ihnen klar, daß gar keine Wahl, ob man bereit ist, ein Amt zu übernehmen oder nicht, in Frage kommt. Es ist auch weder nötig noch zulässig, zugunsten der Wahl anderer Umtriebe zu machen, wenn man darauf vertraut, daß Gott, das göttliche Gemüt, Seinen unfehlbaren Willen allen zu wissen gibt. Wir können wahrlich wissen, daß das allwirkende, allwissende Gemüt den Menschen in reichem Maße mit geistigen Eigenschaften versorgt, ausrüstet und versieht.
Es steht jedem Mitglied frei, in die Kirchengeschäftssitzungen mit dem Verständnis zu kommen, daß es nur ein Gemüt, Gott, gibt, und daß Gott Sein vollkommenes Muster und Vorhaben enthüllt und damit alle segnet. Durch gründliches Forschen in der Christlichen Wissenschaft können wir alle lernen, wie wir persönliches Wünschen und den menschlichen Willen aufgeben und Christus, der wahren Idee Gottes, Folge leisten können. Der Christus, die Wahrheit, befähigt uns, zu erkennen, daß nichts dem göttlichen Willen Unähnliches sich in unseren Geschäftssitzungen bekunden kann, weil alle Ideen Gottes gehorsam, selbstlos und liebevoll sind.
Kirchengeschäftssitzungen bieten Gelegenheit, menschliche Pläne beiseite zu legen oder nötigenfalls zu ändern, damit das Handeln das Ergebnis des Beweises sein kann. Geschäftssitzungen sind Gelegenheiten, den unwiderstehlichen und unumstößlichen Willen Gottes, das Himmelreich, das Reich der Harmonie auf Erden aufzurichten, zu beweisen. Die Stimme jedes Mitglieds ist gleich wichtig. Daher sollte sich jedes Mitglied angelegen sein lassen, sein Denken durch Gebet vorzubereiten, um bevorstehende Sitzungen zu unterstützen.
Daß Mrs. Eddy das demokratische Vorgehen als das beste Mittel zur Erreichung der Zwecke des Guten in den Zweigkirchen Christi, Wissenschafter, betrachtete, geht auch aus einer Satzung hervor, die zum Teil lautet: „In der Christlichen Wissenschaft soll die Verwaltung jeder Zweigkirche ausgesprochen demokratisch sein, und keine Person und keine andre Kirche darf sich in ihre Angelegenheiten mischen“ (Handbuch Der Mutterkirche, Art. XXIII, Abschn. 10). In einer Körperschaft, die im höchsten Sinne und „ausgesprochen demokratisch“ ist, ruht die höchste Macht unverkennbar bei den Mitgliedern, und die Handlungen werden von denen vollzogen, die die Vertreter der Mitglieder und ihnen verantwortlich sind. Es kann ihnen Macht übertragen werden, aber sie ist ihnen nicht überlassen. Daher finden es die Kirchenmitglieder nötig, die Sitzungen gewissenhaft zu besuchen, die Berichte sorgfältig anzuhören, über die gestellten Fragen verständnisvoll nachzudenken, sie offen und ehrlich zu erörtern und bei der Stimmabgabe göttliche Führung zu suchen.
Wie in anderen demokratischen Organisationen müssen die Mitglieder ihre eigene Verantwortung erkennen und erfüllen, müssen sie dem Prinzip gemäß handeln und die Rechte anderer, es ebenfalls zu tun, schützen. Und es ist ebenso wichtig, daß sie willens sind, es freudig bei dem Mehrheitsbeschluß bewenden zu lassen. In einer Demokratie hat der einzelne grundlegende Rechte. Aus diesem Grunde steht es ihm sittlich frei, seine eigenen Entscheidungen mit der Wahrheit auszuarbeiten. Doch sollte man eingedenk sein, daß ein freies Wählen bei einer Wahl beschränkt ist, wenn viele Personen ihren Namen zurückziehen. Natürlich kann die Mehrheit niemand willkürlich zu einem Amt zwingen oder ihm seine Überzeugungen vorschreiben. Aber da christlich-wissenschaftliche Kirchenarbeit auf die Ausscheidung und Zerstörung des Materialismus hinzielt, darf man nicht vergessen, daß das sterbliche Gemüt gern hätte, daß Kirchenmitglieder aufhören, christliche Kämpfer zu sein; aufhören, der Sache der Christlichen Wissenschaft bereitwillig zu dienen; aufhören, die Wahrheit zu wissen und ihr gemäß zu handeln. Es sucht sie sogar zu dem Glauben zu verleiten, daß es bescheiden sei oder einen Beschluß erleichtere, wenn sie ihren Namen von einer Ernennung zurückziehen.
Nach der Beamtenwahl unterstützen die Kirchenmitglieder die Ämter von ganzem Herzen durch geistiges Verständnis und Liebe. Wenn ein Amt nicht richtig besetzt zu sein scheint, wird dieses Amt dadurch gestützt, daß das Christus-Ideal im Bewußtsein hingebungsvoll erhöht wird. Wenn ein berichtigendes Handeln geboten ist, können sie beweisen, daß Gottes berichtigendes Gesetz immer wirkt, die Lage in einer Weise zu heilen, die alle segnet, die in Betracht kommen. Als eine demokratische Organisation bestimmt jede Zweigkirche oder Vereinigung ihre Satzungen selber und ernennt ihre Beamten selber. Wenn dann die Mitglieder mit den Ergebnissen nicht zufrieden sind, steht es ihnen frei, gemäß dem in ihren Satzungen festgelegten geordneten Vorgehen ihre Erlösung unter der Erleuchtung und Führung des göttlichen Prinzips auszuarbeiten.
Es besteht nie eine triftige Entschuldigung dafür, daß ein Christlicher Wissenschafter wegen anscheinender Unstimmigkeit beunruhigt oder entmutigt wird. Er sollte vielmehr seinen Standpunkt gemäß dem höchsten geistigen Verständnis, dessen er fähig ist, umso treuer und gewissenhafter vertreten, bis bewiesen ist, daß das Recht allerhaben ist. Er bleibt bestimmt nicht von den Gottesdiensten oder von Geschäftssitzungen weg, nur weil er einen Beamten nicht leiden mag, oder die Art und Weise, wie Dinge getan werden, nicht billigt.
Diejenigen, denen es vergönnt war, in einer Zweigkirche zu dienen, und die die damit verbundenen Segnungen, die Entfaltung und den Fortschritt erlebt haben, erkennen vielleicht am klarsten, daß Mrs. Eddys Vorkehrung betreffs Amtswechsel von Gott eingegeben ist. Je mehr Mitglieder einer Zweigkirche diese hilfreiche Erfahrung haben, desto besser ist es für die Kirche. Frühere Leser und Beamte stärken, ohne auf ihre Stellung stolz zu sein, eine Zweigkirche durch das Maß ihres bewiesenen Verständnisses der wahren Idee Kirche. Diese Kirche ist, da sie das Ergebnis der Liebe ist, rein geistig und wird durch das Widerspiegeln geistiger Eigenschaften sichtbar, und führt so ihre heilende Bestimmung unumstößlich aus. Im Verhältnis zu ihren Beweisen der Macht des Gebets können die Arbeiter in ihrer Kirche Gott in immer höherem Sinne dienen. Das bloße Innehaben eines Amtes bringt jedoch noch keine Vergeistigung und Entfaltung mit sich; es bietet nur eine neue Gelegenheit, die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft zu beweisen.
Beim Erwägen von Personen, die für ein Amt in Betracht kommen, ist viel oder wenig menschliche Geschäftserfahrung an und für sich kein genügender Grund zur Entscheidung, ob ein Mitglied geeignet ist. Technische oder Geschäftskenntnisse können bei der Kirchenarbeit oder anderweitig eine Hilfe sein, aber der endgültige Prüfstein, ob jemand geeignet ist, der Sache der Christlichen Wissenschaft zu dienen, ist geistiges Verständnis. Einer der besten Kirchenschatzmeister, die die Verfasserin je kannte, war eine Frau, die vor ihrer Ernennung noch nie auch nur einen Scheck ausgestellt hatte, die aber in großem Maße solch unschätzbare Eigenschaften wie Hingabe, Zuverlässigkeit, Genauigkeit, Zusammenarbeit, Pünktlichkeit, Intelligenz, Rechtlichkeit, Freude, Dankbarkeit und Liebe ausdrückte. Personen, deren Stimme als nicht ausreichend betrachtet wurde, haben sich zum Beispiel zu ausgezeichneten Lesern entwickelt, wenn sie sich wissenschaftlich an das göttliche Prinzip als die einzige Quelle aller Fähigkeit wandten, und des Menschen geistig hinlängliche Befähigung fanden und bewiesen.
Der Arbeiter, der demütig genug ist, Gott als den Geber alles Guten anzuerkennen; der seine persönliche Auffassung von sich selber bereitwillig aufgibt, damit Gottes Licht klar durch sein Bewußtsein hindurchscheinen kann; der weiß, daß das eine, unendliche Gemüt allein regiert, vertraut darauf, daß das Prinzip ihn in dem Amt, das ihm infolge der Kirchenwahl zukommt, stützt und bestätigt. Da er etwas von der Unendlichkeit des Guten versteht, erkennt er, daß die Gerechtigkeit Gottes sich denen, die Ihm dienen, auf unbegrenzte Arten entfaltet. Er strebt nicht nach Stellung oder Macht, sondern ist willig und bereit, daß die göttliche Weisheit offenbaren möge, was menschlich das Richtigste ist, und zu wissen, daß menschliche Wünsche oder Ansichten, auch seine eigenen, vielleicht wenig wert sind.
Wenn die Mitglieder sterbliche Beweggründe beiseite gesetzt haben und auf die Stimme der Wahrheit achten, kann kein Widerspruch, Neid, Streit, keine Enttäuschung und keine Tadelsucht bei einer Wahl oder Geschäftssitzung aufkommen. Die Ergebnisse des Beweisens sind sowohl für die, die in Ämter gewählt wurden, als auch für die, die nicht gewählt wurden, gleich befriedigend. Das heißt nicht, daß alle unbedingt darin übereinstimmen müssen, was das beste Mittel sei, etwas zu vollbringen. Nur persönlich beliebt sein oder unangefochten einstimmig gewählt sein ist nicht unbedingt ein Zeichen der Führung des Prinzips. Die Blumen in einem Garten haben nicht alle dieselbe Farbe, aber sie geben ein einheitliches Bild. Man kann sich sogar abweichenden Ansichten fügen, wenn sie ruhig, unpersönlich dargelegt und liebevoll erwogen werden. Wenn die Kirchenmitglieder in dem grundlegenden Verlangen zusammenkommen, das eine Gemüt widerzuspiegeln, hat der einzelne Gewissensfreiheit bei aller wesentlichen Einheitlichkeit des Zwecks, dem Verlangen nach Übereinstimmung und der Würdigung reiner Beweggründe, und er ist willig, so lang zu bleiben, bis alle geschäftlichen Angelegenheiten richtig erledigt sind.
Wie viel wir doch alle dem großen, allumfassenden Segen, der Christlichen Wissenschaft, verdanken! Wenn wir das, was wir an Liebe schulden, dadurch zahlen, daß wir der Menschheit dienen, drücken wir auch Gott, der das All ist, der alles gibt, und dem wir alles zu verdanken haben, unsern Dank aus. Wenn wir Gott von ganzem Herzen dienen, wird alle Kirchenarbeit das Ergebnis selbstloser, dankbarer Liebe. Der Rat, den David Salomo gab, ist jederzeit angebracht (1. Chron. 28, 20): „Sei getrost und unverzagt und mache es; fürchte dich nicht und zage nicht! Gott der Herr, mein Gott, wird mit dir sein und wird die Hand nicht abziehen noch dich verlassen, bis du alle Werke zum Amt im Hause des Herrn vollendest.“ Gott gibt in reichem Maße Gnade und die zur Ausführung Seines Werkes nötigen Eigenschaften, damit Seine unfehlbaren Absichten in Erfüllung gehen.
Jeder ist auf seinem rechten Platz zur rechten Zeit nötig, und der rechte Platz ist für jeden da. Wer freudig und unerschütterlich den Satzungen des Handbuchs gehorcht, findet, daß sein und aller Menschen Fortschritt unvermeidlich ist.
