Wenn der Mensch nicht schon vollkommen wäre, so würde es uns niemals möglich sein, Vollkommenheit zu demonstrieren oder zu erlangen; denn wir können niemals etwas demonstrieren oder beweisen, das nicht schon eine Tatsache ist. Von der Grundlage dieses Verständnisses aus, erklärte Christus Jesus (Matth. 5:48): „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Er besaß eine genaue und wissenschaftliche Kenntnis Gottes als der einzigen durch sich selbst bestehenden und vollkommenen Ursache, sowie des Menschen als des genauen Ebenbildes Gottes. Er kannte die unendliche Vollkommenheit der Ursache sowohl wie der Wirkung — die Vollkommenheit allen Seins. Es war das Verstehen dieser Urtatsache, was all seinen Heilungen und seiner Demonstration unübertroffener geistiger Kraft zugrunde lag, und dieses selbe Verständnis der Vollkommenheit ist auch heutzutage die Basis der Heilung in der Christlichen Wissenschaft.
In Beziehung hierauf schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 259): „In der göttlichen Wissenschaft ist der Mensch das wahre Bild Gottes. Die göttliche Natur fand ihren höchsten Ausdruck in Christus Jesus, der den Sterblichen die wahrere Widerspiegelung Gottes leuchten ließ und ihr Leben höher hob, als ihre armseligen Gedanken-Vorbilder es gestatteten — Gedanken, welche den Menschen als gefallen, krank, sündig und sterbend darstellten. Das christusgleiche Verständnis vom wissenschaftlichen Sein und vom göttlichen Heilen umfaßt als Basis des Gedankens und der Demonstration ein vollkommenes Prinzip und eine vollkommene Idee — einen vollkommenen Gott und einen vollkommenen Menschen.“
In all den verschiedenen Büchern der Bibel wird die Vollkommenheit Gottes immerwährend verkündet und betont. Die Wege Gottes seien vollkommen, wird uns gesagt. Weiter heißt es, Er sei vollkommen in Verstand und Weisheit. Seine Schöpfung, alle Seine Werke, sind vollkommen und werden von vollkommenem Gesetz regiert. Vollkommenheit ist die wesentliche und fundamentale Natur Gottes, wie diese in der Christlichen Wissenschaft verstanden wird, und ist die ewige Tatsache allen Seins. Einer der Ausdrücke, die am meisten im Wortschatz der Christlichen Wissenschaft vorkommen, ist „vollkommen“, und deshalb sollte seine volle und inspirierende Bedeutung klar verstanden und geistig assimiliert werden von allen, die ihn gebrauchen. Um Vollkommenheit voll zu verstehen, müssen wir verstehen und würdigen, was „vollkommen“ wirklich bedeutet.
Wörterbücher definieren „vollkommen“ gewöhnlich als das, was vollständig, ganz, gesund, unverletzt, richtig, tadellos, rein, heilig, fehlerlos, fleckenlos und makellos ist. Nur wenn wir die Vollkommenheit in ihrer Fülle betrachten, können wir das, was vollkommen ist, wirklich erkennen, erklären und im Bewußtsein fest begründen. In der Christlichen Wissenschaft ist daher Gott in Seinem unendlichen, allumfassenden Sein vollständig, ganz, unverletzt, rein, heilig und in jeder Weise richtig. Seine Natur ist fehlerlos, fleckenlos und makellos. Sein Wesen und Sein besitzt die göttlichen Attribute vollkommener Vorzüglichkeit. Der Psalmist war sich wahrhaft der Vollkommenheit des All-Gottes bewußt, als er schrieb (Ps. 36: 7, 8, 10): „Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie eine große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Vieh. Wie teuer ist deine Güte, Gott, daß Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! ... Denn bei dir ist die Quelle des Lebens“.
Daher sieht Gott, das ewige, durch sich selbst bestehende Gemüt, von dem Standpunkt der Vollkommenheit aus die gänzlich reine und vollkommene Offenbarwerdung Seines eigenen Seins. „Gott sind alle seine Werke bewußt von der Welt her“ (Apg. 15:18), und Er kennt sie und sieht sie in ihrer ewigen Vollkommenheit.
Also sehen wir in der Wissenschaft, daß der Mensch, die ewige und ununterbrochene Widerspiegelung Gottes, fleckenlos und fehlerlos ist, makellos und rein. Vollkommenheit und Vollständigkeit charakterisieren Seine ganze individuelle Selbstheit. Es kann an nichts fehlen oder mangeln. „Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade“ (Joh. 1:16). Der Mensch, der unendliche Ausdruck des Seins Gottes, zeigt und entfaltet eine jede Eigenschaft, die mit der vollen Bedeutung der Vollkommenheit verbunden ist, und er spiegelt diese Eigenschaften wider.
Mrs. Eddy erkannte die ewige Vollkommenheit Gottes und dementsprechend die Vollkommenheit des Menschen als Gottes Ebenbild, die jetzt und immerdar besteht, als der niemals gefallene Ausdruck seines Vater-Mutter Schöpfers. Sie schreibt in ihrem Lehrbuch (S. 476): „Als Jesus von den Kindern Gottes sprach, nicht von den Kindern der Menschen, sagte er:, Das Reich Gottes ist inwendig in euch,' d. h. Wahrheit und Liebe herrschen in dem wirklichen Menschen und zeigen, daß der Mensch als Gottes Bild ungefallen und ewig ist. Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eignes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken. So lehrte Jesus, daß das Reich Gottes unversehrt und allumfassend, und daß der Mensch rein und heilig ist.“
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß alle Besserung, alles geistige Wachstum und aller Fortschritt der Tatsache entstammt, daß die Vollkommenheit die gegenwärtige und ewige Wirklichkeit ist. Wenn wir wollen, daß die Harmonie und das Gute immer mehr in unseren Angelegenheiten in die Erscheinung treten, so müssen wir alle darnach streben, nur das zu kennen und anzuerkennen, was das Gemüt kennt, nämlich das Gute. Die Norm der Vollkommenheit ist Gott und der Mensch. Wenn wir einen unvollkommenen Begriff vom Menschen in unserem Denken beherbergen, so bedeutet das, daß wir noch keinen vollen und wesentlichen Begriff von Gott haben. Die Christliche Wissenschaft verlangt, daß unser Denken und Erkennen immerwährend nur das Gute verherrlicht, anstatt die Ansprüche der Unvollkommenheit anzuerkennen oder auf ihnen zu verweilen. Um in vollem Maße die Liebe auszudrücken, müßen wir den Menschen als den vollkommenen Ausdruck der unendlichen Liebe sehen.
Täglich, ja stündlich, wenn gegenwärtig unser Verständnis der Christlichen Wissenschaft einer wichtigen Probe unterzogen wird, müssen wir wohl darüber wachen, das makellose und reine Bewußtsein des Seins zu bewahren und erhalten. Immerwährend müssen wir uns klarmachen und behaupten, was wir und alle Menschen in unserem wahren Sein wirklich sind; sonst wird die Illusion der Materialität uns die gegenwärtige Herrschaft und Vollkommenheit, die stets unser eigen sind, verdunkeln. Das gerechte Urteil sieht das Böse immer als Irrtum, nicht als Person — nicht als Männer oder Frauen, sondern als falsche Annahemen, die nicht imstande sind, sich der wirklichen Selbstheit, der ewigen Vollkommenheit des Menschen, anzuheften oder sie zu verfinstern.
Gott, der Alles-in-allem, ist der Ursprung und die Substanz des Seins des Menschen, seine wahre Selbstheit, jetzt und immerdar. Wir müssen einen festen Standpunkt einnehmen für die gegenwärtige Vollkommenheit des Menschen, wenn wir sie demonstrieren wollen. Wie Mrs. Eddy in ihrem Buch „Unity of Good“ (Die Einheit des Guten, S. 46) sagt: „Der wissenschaftliche Mensch und sein Schöpfer sind hier; und du würdest bestimmt diesen Menschen ausdrücken, wenn du die materiellen Wahrnehmungen dem geistigen Sinn und Ursprung allen Seins unterordnetest.“
