In Irving C. Tomlinsons Buch „Zwölf Jahre bei Mary Baker Eddy“ (S. 61) ist die Geschichte von einer Mutter und zwei Kindern, die Mrs. Eddy besuchten und der Bericht von der Heilung der Tochter, die während des Besuches stattfand.
Ich war der kleine Junge, der bei der Erzählung erwähnt wird. Die Frau war meine Mutter, und meine Schwester wurde geheilt. Vierzig Jahre nach jenem Ereignis und so lange vorher, wie ich mich erinnern kann, war mir die Christliche Wissenschaft bekannt gewesen. Doch hatte ich sie einfach angenommen, wie etwas ganz Natürliches, ohne sie viel zu studieren oder selbst zu arbeiten. Ich trat Der Mutterkirche bei, als ich das dafür nötige Alter erreicht hatte, trat jedoch keiner Zweigkirche bei und ging selten zur Kirche. Wenn ich krank war, so halfen die stellvertretenden Bemühungen meiner Mutter oder irgend eines andern Familiengliedes, mich von meinen Beschwerden zu befreien. Nachdem ich verheiratet war, half meine Frau mir in derselben Art, und mit gelegentlichem Beistand von treuen Ausübern lebte ich so dahin, und es schien mir ziemlich gut zu gehen.
Doch schon näherte sich die Zeit, wo ich gezwungen werden sollte, meine eigene Arbeit zu tun. Eines Tages verlor ich ein geliebtes Wesen, das mir sehr nahe stand, und fast gleichzeitig hatte ich pekuniäre Verluste und geschäftliche Schwierigkeiten, die mich fast mittellos ließen, und das in einem Alter, wo es nicht mehr so leicht sein soll, wenn überhaupt möglich, solche Verluste wieder wettzumachen. Dann folgte kurz darauf ein Unfall, der mich zwang, das Bett zu hüten.
Unter diesen Umständen wandte ich mich der Bibel und den Schriften Mrs. Eddys zu als dem Einzigen, das mir irgendwelche Hilfe zu bieten versprach. Ich entdeckte, daß ich viele „kleine Füchse“, zu denen recht viel Selbstzufriedenheit und Selbstgerechtigkeit gehörten, zu zerstören hatte. Diese hatten in mir Charakterzüge entwickelt, die nicht gerade dazu beitrugen, mir Freunde zu verschaffen.
Beinah vier Jahre lang schleppte ich mich dahin unter einer Wolke von Niedergeschlagenheit. Doch während all dieser Zeit versäumte ich niemals, tagtäglich früh am Morgen die Lektionspredigt aus dem Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft zu lesen. Auch machte ich einen genauen Plan, das Christian Science Journal und den Sentinel zu lesen, in einer Weise, daß ich sie in dem Monat und der Woche bewältigte, in denen sie erschienen. Dieser Plan und mein anderes Studium nahm mich täglich etwa zwei Stunden lang in Anspruch, so daß ich, um all dies zu bewältigen, ehe die Anforderungen des Tages an mich herantraten, manchmal um vier Uhr morgens aufstehen mußte; doch ließ ich nie irgendetwas davon aus, selbst wenn ich es erst am Abend beendigen konnte. Eins bis zweimal bat ich einen Ausüber um Behandlung, doch immer nur für kurze Zeit; denn ich war mir dessen bewußt geworden, daß es für mich besonders notwendig war, selbst bessere Arbeit zu tun. Obwohl es Zeiten gab, wo ich nur wenig von dem zu verstehen schien, was ich las, arbeitete ich getreulich weiter, dankbar, wenn ich einen einzigen inspirierenden Gedanken aus der Arbeit des ganzen Tages schöpfen konnte.
Eines Tages, als ich etwa drei Jahre lang so weiter gearbeitet hatte ohne scheinbaren Fortschritt, kam mir die Suggestion, daß das Problem vielleicht zu groß war für mein Verständnis, und daß ich aufgeben sollte, es auf dieser Daseinsebene auszuarbeiten. Doch wußte ich auch, daß die Christliche Wissenschaft die Wahrheit war, gleichwohl ob ich sie demonstrieren konnte oder nicht; und nun begriff ich zum ersten Mal, was Hiob wohl meinte, als er sagte: „Selbst wenn er mich tötet, so will ich ihm dennoch vertrauen“ (Hiob 13:15, nach der engl. Bibelübersetzung).
Plötzlich wurde es mir klar, daß, was meine Demonstration verzögerte, die Tatsache war, daß ich mich bestrebte, einen Zustand zu berichtigen. Ich machte eine Wirklichkeit aus dem Irrtum. Nun erkannte ich, daß die Schwierigkeit in meinem Denken lag; denn ich hatte vergessen, daß es nur eine vollkommene Intelligenz gibt, das göttliche Gemüt. Ich vergegenwärtigte mir, daß es in Wirklichkeit keine Disharmonie, keinen Widerstreit der Interessen oder Pläne geben konnte, — keinen Neid, keine Eifersucht, keinen Haß. Ich sah ein, daß Gott, das Gemüt, die Intelligenz, alles und alle geschaffen hat und regiert, so daß es weder Mangel noch Untätigkeit geben kann. Ich hatte vergessen, daß der Mensch Gottes nicht untätig sein kann; denn die wirkliche Tätigkeit besteht darin, Gott widerzuspiegeln, und daß ich, so lange ich nur Liebe zu anderen Menschen ausdrückte, harmonisch und gewinnbringend beschäftigt war. Auch hatte ich vergessen, daß es in der Schöpfung Gottes keine Unfälle geben kann, und daß ich daher nicht an den Nachwirkungen eines Unfalles leiden konnte. Kurz, ich begann mich selbst wegen irrigen Denkens zu behandeln, — anstatt materielle Zustände zu behandeln, um sie zu verändern.
Nicht lange hiernach trat ein großer Wandel ein in der Weise, daß ich eine andere Anstellung fand, die mir die interessanteste und ansprechendste Aufgabe zuerteilte, die ich je gehabt hatte. Danach folgten noch verschiedene andere Wechsel zum Besseren, so daß ich schließlich meine Probleme lösen konnte.
Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, nicht nur weil sie mich gelehrt hat, wie ich selber für mich arbeiten konnte, sondern auch, weil sie mich gelehrt hat, wie wichtig es ist, es auch wirklich zu tun. Ich weiß, daß ich mich nun nie mehr fürchten werde. Ich bin auch sehr dankbar für Klassenunterricht, für Mitgliedschaft bei Der Mutterkirche und einer Zweigkirche, und für das Vorrecht, Mrs. Eddy gesehen zu haben und sie haben reden hören. — Glenview, Illinois, U.S.A.
