Die Verfasserin fragte sich kürzlich: „Was ist das Licht der Welt?“ Und gleichsam wie eine Antwort auf ihre stille Frage kamen ihr die Worte des Meisters Christus Jesus in den Sinn: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh. 8, 12), und: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matth. 5, 14). Wie, dachte sie, konnte Jesus sagen, daß er das Licht der Welt sei, und seinen Nachfolgern zu gleicher Zeit sagen, daß auch sie das Licht der Welt seien?
Als sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy forschte, begann sich ihr Verständnis des wahren Lichts der Welt zu entfalten. Sie lernte verstehen, daß Christus das wahre Selbst Jesu, die geistige Idee der Wahrheit und der Liebe war. Das Ich, auf das Jesus Bezug nahm, war also nicht seine menschliche Persönlichkeit, sondern seine wahre geistige Individualität, der Christus, den er bewies. Er konnte somit zutreffend sagen: „Ich bin das Licht der Welt.“
Aber, dachte sie, er sagte auch: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Wie konnte er das sagen? Als sie wieder in Wissenschaft und Gesundheit forschte, das in der Tat ein Schlüssel zur Heiligen Schrift ist, fand sie für Mensch die Begriffsbestimmung (S. 115): „Gottes geistige Idee, individuell, vollkommen, ewig.“ Nun erkannte sie, daß Jesus auch in diesem Fall nicht auf sterbliche oder menschliche Persönlichkeiten Bezug nahm, sondern auf den Menschen, der zum Bild und Gleichnis Gottes, des Geistes, erschaffen und so vollkommen und ewig wie der Vater ist. Somit konnte er zutreffend sagen: „Ihr seid das Licht der Welt.“
Nun hat ein Licht die Aufgabe, zu scheinen und zu leuchten, die Finsternis zu vertreiben, seine Helle und Wärme zu verbreiten, damit alle, die im Dunkel tasten, ihren Weg finden können. Was für eine heilige Aufgabe uns also verliehen worden ist: das Licht der Welt zu sein! Wir sollen unser Licht scheinen und leuchten lassen durch das Beweisen, daß unser wirkliches Selbst die Widerspiegelung der Wahrheit und der Liebe ist, und dadurch die Finsternis von Schmerz und Leid, von Sünde und Tod vertreiben. Das Wunderbare bei dieser Aufgabe ist, daß wir nicht dafür verantwortlich sind, das Licht zu machen. Wir sind nicht verantwortlich für sein Bestehen, seine klarheit oder seine Fortdauer. Gott allein ist der Schöpfer des Lichts. Sein Christus erleuchtet Sein Weltall immerdar. Er allein ist verantwortlich für die Gegenwart, Macht und Fortdauer dieses Lichts.
Unsere Aufgabe besteht darin, dieses göttliche Licht zu empfangen und auszustrahlen. Mrs. Eddy sagt uns auf Seite 333 in Wissenschaft und Gesundheit: „Durch alle Generationen hindurch, vor wie nach der christlichen Zeitrechnung ist der Christus, als die geistige Idee ― die Widerspiegelung Gottes ― mit einem gewissen Maß von Macht und Gnade zu allen denen gekommen, die bereit waren, Christus, Wahrheit, zu empfangen.“ Man beachte das Wort bereit. Darin liegt unsere Verantwortlichkeit: uns zu vergewissern, daß wir bereit sind, das Licht der göttlichen Wahrheit und Liebe zu empfangen.
Wir dürfen wohl oft innehalten und uns fragen: “Wieviel von dem göttlichen Licht bin ich bereit zu empfangen? Wieviel davon nehme ich in mich auf? Wieviel strahle ich aus oder gebe ich auf?“ Es steht außer Zweifel, daß wir nichts ausstrahlen können, was wir nicht empfangen haben, noch können wir etwas empfangen, was wir nicht bereit sind anzunehmen. Wir dürfen wohl innehalten und uns prüfen, ob wir empfänglich gewesen sind und unser Bewußtsein mit Wahrheit und Liebe erfüllt haben; ob es so von Freude und Dankbarkeit durchdrungen ist, daß nichts uns abhalten kann, den Christus, die Wahrheit, auszustrahlen.
Manche mögen denken, daß dies ein zu langsames und unauffälliges Verfahren sei, die Welt von der heilenden Macht der Christlichen Wissenschaft zu überzeugen. Sie möchten wir jedoch daran erinnern, daß Jesus selber uns angewiesen hat, nach diesem Verfahren vorzugehen, als er sagte (Matth. 5, 16): “Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Und überdies machte er von diesem Verfahren selber Gebrauch. Er wandte an, was er lehrte. Seine Gedanken und Worte wurden in seinem Tun offenbar. Er ließ sein Licht leuchten, und sein herrliches Beispiel leuchtet heute noch, obgleich Jahrhunderte verflossen sind. Warum? Weil er das göttliche Prinzip, die Liebe, wissenschaftlich bewies.
Wenn wir das große Verlangen haben, die Welt möchte besser vertraut werden mit der Tatsache, daß die Christliche Wissenschaft heilt, brauchen wir nur unser eigenes Licht leuchten zu lassen. Was für einen besseren Beweis könnten wir bieten? Zu Hause, so daß unsere Angehörigen und Nachbarn es sehen können. Bei der Arbeit, so daß unsere Mitarbeiter, unsere Kunden, unsere Handwerksleute es sehen können und sich fragen, was uns so gesund und glücklich macht. In der Schule, in der Kirche, wo unser Beruf uns auch hinführen mag, müssen wir mit unserer göttlichen Tätigkeit beschäftigt sein: unser Verständnis der geistigen Idee der Wahrheit und der Liebe leuchten zu lassen. Nur diejenigen, deren Hoffnung durch das stille Beispiel Christlicher Wissenschafter von neuem entfacht wurde, können vollständig würdigen, wie wirksam dieses Verfahren ist. Das Licht, das sie widerspiegeln, zieht mehr als irgend sonst etwas diejenigen an, die der Schmerzen und des Leids müde, der Fehler und versäumter Gelegenheiten überdrüssig, noch in der Finsternis des Irrtums weilen und Sünde und den Tod fürchten. Das Licht der Wahrheit, das wir widerspiegeln, ist eine unwiderstehliche Anziehung, ein Hoffnungsstrahl, ein Leitstern, der sie zu Gott führt.
Eine junge Frau, die in einem großen Warenhaus arbeitete, war schon eine Zeitlang krank. Sie wußte nicht viel von der Christlichen Wissenschaft, beschloß aber, um Behandlung zu bitten. Bald merkten alle, die mit ihr arbeiteten, daß sowohl gesundheitlich als auch in ihrem Aussehen eine gründliche Veränderung vorgegangen war; sie strahlte jetzt so viel Freude und Zuversicht aus. Ihre Mitarbeiter fragten sie, was sie getan habe, um diese Veränderung herbeizuführen, und sie sagte ihnen, daß sie durch die Christliche Wissenschaft geheilt worden sei.
Nicht lange danach fragte eine junge Mutter, die neben ihr arbeitete, ob sie denke, die Christliche Wissenschaft könnte ihrem Söhnchen helfen. Es schien, daß der Arzt angeordnet hatte, es müsse ein wundärztlicher Eingriff vorgenommen werden, um eine schwere Vergiftung des Knochens im Bein zu beseitigen. Es wurde der Mutter versichert, daß dem Knaben geholfen werden konnte, und sie bat um christliche-wissenschaftliche Behandlung. Nach ein oder zwei Tagen spielte der Knabe Fußball mit seinen Freunden. Er war vollständig geheilt, und die Heilung war von Dauer. Später wurde die Mutter des Knaben von einem inneren Leiden geheilt, das sie mehrere Jahre lang gehabt hatte, und seine Großmutter wurde von einem Nierenleiden geheilt, das 17 Jahre lang bestanden hatte.
Bald bat eine andere Mitarbeiterin um Hilfe bei einem schweren Nervenzusammenbruch, den die Ärzte nicht hatten heilen können, und sie wurde in kurzer Zeit geheilt. Eine Frau im Lagerraum, die auf das Licht der Wahrheit, das die Christliche Wissenschafterin widerspiegelte, aufmerksam wurde, bat um Behandlung für ihr Töchterchen, als das Kind von heftiger Blinddarmentzündung befallen wurde. Der behandelnde Arzt hatte das Urteil gefällt, daß das Kind nur durch eine Operation geheilt werden könne. Als sie am Abend nach Hause kam, war das Kind auf, angekleidet und spielte im Freien. Jede der hier genannten Heilungen war unmittelbar das Ergebnis davon, daß eine ernste Christliche Wissenschafterin ihr Licht leuchten ließ und die Gesundheit, Freude und Liebe bekundete, die die Wissenschaft in ihr Leben gebracht hatte.
Mrs. Eddy legt ihren Begriff, was unsere Aufgabe ist, klar dar in den nachstehenden Zeilen in Wissenschaft und Gesundheit (S. 367): „Ein Christliche Wissenschafter nimmt in der heutigen Zeit die Stelle ein, über die Jesus mit folgenden Worten zu seinen Jüngern sprach: ‚Ihr seid das Salz der Erde.‘ ‚Ihr seid das Licht der Welt. Es mag die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.‘ Laßt uns wachen, arbeiten und beten, daß dieses Salz seine Würze nicht verliere, und daß dieses Licht nicht verborgen bleibe, sondern in mittäglicher Herrlichkeit erstrahle und erglänze.“
Wir müssen bereit sein, es zu empfangen und auszustrahlen! Es darf nicht verborgen sein oder erlöschen. Weder Sünde, Krankheit, Tod, Atombomben noch Krieg können die geistige Idee, den Christus, vernichten.
