Ich weiß nicht, wo
Seine palmgekrönten Inseln sind,
Ich weiß nur, daß aus Seiner Liebe
Und Fürsorge ich mich nie entfernen kann.
In diesen schönen und ermutigenden Worten drückt John Greenleaf Whittier seine feste Überzeugung aus, daß Gottes Gegenwart allumfassend ist. Geistig gesinnte Männer und Frauen haben die göttliche Gegenwart immer gefühlt, und es steht außer Zweifel, daß alle Religionen nicht nur die Sünder, sondern auch die Kranken gern geheilt hätten, wenn sie die geistige und daher wissenschaftliche Bedeutung der Worte und Werke Jesu erfaßt hätten.
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns das ewige Leben, das Gott ist, und das der Mensch, Sein Bild und Gleichnis, ewig widerspiegelt, verstehen. Durch ihre geistige Auslegung der Bibel gibt sie den Menschen wieder die rechte Idee von Gott und dem Menschen, wie sie im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose berichtet ist. Diese Wiederherstellung, die in sich schließt, daß das menschliche Bewußtsein von dem Evangelium durchdrungen und erneuert wird; dieses Enthüllen der Vollkommenheit und des Fortbestehens des schon vollendeten Werkes Gottes ist christlich-wissenschaftliches Heilen. Der Hauptzweck der Christlichen Wissenschaft ist, Unwissenheit über Gott, den Glauben an eine von Gott getrennte Macht und Furcht davor und die sich daraus ergebende Sünde aus dem menschlichen Bewußtsein auszuscheiden. Unsere Führerin, Mary Baker Eddy, sagt uns, daß alle Krankheit aus Sünde, Unwissenheit und Furcht hervorgeht.
Wenn das materielle Dasein wahr und begehrenswert wäre, hätte sich Jesus länger darin aufgehalten, anstatt jeden Augenblick darauf zu verwenden, schleunigst seine Erlösung von falschen Annahmen auszuarbeiten, und der ganzen Menschheit zu zeigen, wie sie es ebenfalls tun kann. Sein Zweck ist aus seinen eigenen Worten ersichtlich (Joh. 10, 11): „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Ein größeres oder völligeres Verständnis des Lebens und der Tatsache, daß der Mensch alles widerspiegelt, was das Leben in sich schließt, ist also höchst wichtig.
Das Leben schließt Gesundheit, Unversehrtheit, Reinheit, rechte Tätigkeit, ein Freisein von Beschränkung jeder Art in sich. Alle diese Eigenschaften sind Eigenschaften Gottes, und der Mensch hat sie durch Widerspiegelung. Folglich kann er sie nicht verlieren. Man kann sie nie verlieren, weil man Gott nicht verlieren kann. Sie sind immer gegenwärtig, weil das Leben sich überall ausdrückt und es keine Macht gibt, seinen Ausdruck zu beeinträchtigen, zu verhindern oder zu verbergen. Die Liebe — die echte, unparteiische, allumfassende göttliche Liebe — ist das Leben. Auch nur in geringem Maße unparteiische und allumfassende Liebe üben gibt einem ein völligeres Verständnis, was wirklich leben heißt.
In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 schreibt Mrs. Eddy (S. 5, 6): „Warum sollten die Sterblichen, da Gott die Liebe und unendlich ist, ein Gesetz ersinnen, eine Frage aufwerfen, eine Lehre formen oder Betrachtungen anstellen über das Dasein von etwas, was ein Gegenteil der unendlichen Liebe und die Kundwerdung dieses Gegenteils ist? Das heilige Gebot:, Du sollst keine anderen Götter neben mir haben‘, bringt alle diesbezüglichen Fragen zum Schweigen und verbietet für immer zu denken, es gebe eine andere Wirklichkeit, da man unmöglich etwas haben kann, was dem Unendlichen ungleich ist.“ Aus sterblicher Gleichgültigkeit und Undankbarkeit lehnt sich das menschliche Bewußtsein dagegen auf, das Denken in Zucht zu halten und sich über den sterblichen Begriff vom Menschen zu erheben und wünscht oft, wie die Kinder Israel, daß es in der Wüste seiner eigenen falschen Annahmen gestorben wäre. Jesus sagte jedoch, daß des Menschen Sohn erhöht werden muß, und daß, wer den geistigen Begriff vom Menschen annimmt, das ewige Leben haben wird. In dem Augenblick, wo man zugibt, daß der Mensch als der Ausdruck Gottes geistig ist, wird man sich des ewigen Lebens, der Gesundheit und der Unversehrtheit bewußt. Die Christliche Wissenschaft will das menschliche Bewußtsein aus Gleichgültigkeit, Unwissenheit und Furcht zu einer Erkenntnis dieser Wahrheit aufrütteln, was in folgender Stelle bestätigt ist (Unity of Good von Mrs. Eddy, S. 58): „Wenn die Sterblichen sich im sogenannten Dasein wohlbefinden, sind sie in ihrem angeborenen Element, dem Irrtum, und müssen aus ihrem Wohlbefinden herauskommen; es muß ihnen bange werden, ehe der Irrtum vernichtet ist.“
Eine Christliche Wissenschafterin, die unachtsamerweise mit einem behaglichen sogenannten materiellen Dasein zufrieden gewesen war, verlor plötzlich einen lieben Angehörigen, ohne dessen Gegenwart ihrer Ansicht nach das Leben nicht lebenswert war. Als ernste Wissenschafterin wandte sie sich restlos an Gott, damit ihr Denken ruhig und empfänglich werde. Als sie betete und lauschte, hörte sie die Worte, die eine fromme Christliche Wissenschafterin fünf Jahre vorher zu ihr gesagt hatte: „Sie werden lernen müssen, daß kein menschliches Wesen zu Ihrem Glück nötig ist.“ Bis dahin hatte sie nicht an die Erklärung geglaubt; aber jetzt war sie ihr eine gütige, heilende Botschaft, und sie fing an, sie zu beweisen.
Nach ernstem Forschen erkannte sie, was sie hier lernen mußte: daß nicht endliche Personen, sondern die Eigenschaften Gottes, die ein Mensch ausdrückt, es sind, was wir lieben und was liebevoll ist; daß die Eigenschaften Gottes sich im Menschen in ihrer ewigen Kundwerdung ausdrücken; daß nichts Gutes sterben kann, und daß diese liebevollen und liebenswerten Eigenschaften immer zugegen waren, ihre Umgebung zu bereichern. Sie sah auch, daß sie den christlich-wissenschaftlichen Weg allumfassender Liebe finden mußte. Da sie wußte, daß dies alles wahr war, betete sie, es sehen zu können, und ihr Gebet wurde erhört. Sie fand, daß sie in dem Verhältnis, wie sie eine unpersönlichere und allumfassendere Liebe ausdrückte, gewahr wurde, daß sie überall davon umgeben war, nicht bloß als von etwas Gedachtem, sondern von einer liebevollen Freundlichkeit, die alle Zweifel über die Zukunft vertrieb. Statt des dunklen, einsamen Weges, den sie gefürchtet hatte, sah sie nun einen von der Liebe erfüllten, von der Liebe beleuchteten, von der Liebe gewiesenen und von der Liebe beschützten Pfad, der immer aufwärts, vom Selbst hinweg und darüber hinaus führte.
Eine erweiterte Auffassung des Liebens brachte ein völligeres Verständnis vom Leben mit sich. Es bildeten sich dauernde Freundschaften. Die Verwicklungen und Schwierigkeiten menschlicher Annahme wurden durch die natürliche Einfachheit der Wahrheit Schritt für Schritt überwunden. Das unvermeidliche Leiden im sogenannten Dasein hatte sie gezwungen, ein höheres Verständnis des Lebens zu suchen, wodurch viele Irrtümer vernichtet wurden.
Wenn man den Christus, die Wahrheit, in sein Bewußtsein einläßt, tauscht man einen sterblichen Begriff vom Menschen gegen die Erkenntnis ein, daß man geistig und unsterblich, das Kind Gottes ist. Dann sieht man, daß das Leben Gott, die einzige Intelligenz, ist, die sich in einer unendlichen Mannigfaltigkeit von Ideen, dem Menschen und dem Weltall, dem Spiegelbild des Gemüts, tätig ausdrückt. Wenn man das materielle Dasein unerfreulich findet — wie alle es sicher einmal finden werden — braucht man nur die reine Freude geistigen Lebens zu kosten, um zu sehen, wie wahrhaft unbefriedigend die Freuden des Sinnes sind. Man braucht nur einen Augenblick die Gegenwart der göttlichen Liebe zu fühlen, um zu erkennen, wie flüchtig und unzuverlässig das ist, was die Sterblichen Liebe nennen, eine Liebe, die dem Geheiß der sterblichen Annahme gemäß lebt oder stirbt.
Die Christliche Wissenschaft lehrt und beweist, daß Gott der große Ich Bin ist, und daß die Heilung für alles menschliche Leiden in den beruhigenden Worten des Jakobus zu finden ist (4, 10): „Demütiget euch vor Gott, so wird er euch erhöhen.“ Nichts kann einen über allen Glauben an die törichten und hinfälligen Machenschaften des sterblichen Gemüts schneller erheben als auch nur ein flüchtiges Erblicken der Unendlichkeit und Allmacht des göttlichen Gemüts. Nur die Wahrheit der Vollkommenheit Gottes und des Menschen in Seinem Gleichnis kann die Leere der Annahmen des sterblichen Gemüts ins Licht rücken und sie zerstören. Nur das reine Empfinden der göttlichen Liebe kann zeigen, wie armselig und nutzlos es ist, an Haß zu glauben und ihm zu frönen.
Jede christlich-wissenschaftliche Behandlung beruht auf den vorstehend erwähnten Grundwahrheiten, die die Vollkommenheit Gottes und des Menschen enthüllen, und sie wird gegeben in liebevoller und dankbarer Befolgung des Gebots Jesu: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium.“ Eine christlich-wissenschaftliche Behandlung ist mit der Macht der Wahrheit und der Liebe angetan; sie segnet und heilt jeden empfänglichen Gedanken und gibt ein volleres Verständnis des ewigen Lebens.
Mrs. Eddy erhoffte Großes von ihren Anhängern. Alle können ihre Bitte auf Seite 14 in „The People's Idea of God“ einigermaßen beherzigen und befolgen: „O Christlicher Wissenschafter, der du der Kirche der von neuem Geborenen angehörst, erwache zu einer neuen und heiligeren Liebe zu Gott und dem Menschen; lege die ganze Rüstung der Wahrheit an; sei freudig in Hoffnung, geduldig in Trübsal, — daß du an ein Schmerzenslager treten und mit einem höheren Sinn der Allmacht angetan auf diesen Traum von Leben in der Materie blicken und wieder einmal die Macht des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe sehen kannst, den Menschen zu heilen und ihn wieder in Gottes Bild und Gleichnis einzusetzen, wo er, einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe‘ hat.“