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„Ich bin's“

Aus der September 1951-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jesus wandelte auf dem Meer. Markus berichtet, daß die Jünger um die vierte Wache der Nacht „Not litten im Rudern; denn der Wind war ihnen entgegen.“ Als sie Jesus auf dem Wasser wandeln sahen, schrieen sie aus Furcht; aber „alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht! Und er trat zu ihnen ins Schiff, und der Wind legte sich“ (Mark. 6, 48. 50. 51).

„Ich bin's“. Jesus stellte seine Wesenheit fest, nicht als ein materieller Körper eine körperliche Persönlichkeit, sondern als das individuelle geistige Ebenbild Gottes, des einen Ich oder Ego. Unsere Führerin, Mary Baker Eddy, bestätigt diese Erklärung, wenn sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ einen andern bekannten Anlaß erwähnt, wo Jesus feststellte, daß er als Gottes Offenbarwerdung wesenseins war mit dem Geist. Sie schreibt (S. 27): „Durch sein Wiedererscheinen nach der Kreuzigung bewies Jesus, daß Leben Gott ist, in genauer Übereinstimmung mit seiner wissenschaftlichen Aussage: ‚Brechet diesen Tempel [Leib], und am dritten Tage will ich [Geist] ihn aufrichten.‘ Es ist, als ob er gesagt hätte: das Ich — das Leben, die Substanz und die Intelligenz des Weltalls — ist nicht in der Materie, um zerstört zu werden.“

Vielleicht haben auch wir wie die Jünger vor alters uns zuweilen vergeblich im Dunkel abgemüht, wenn alles verkehrt zu gehen schien, weil wir unsere geistige Wesenheit als Kinder Gottes aus den Augen verloren hatten. Als wir dann innehielten, hörten wir die Stimme des Christus der Wahrheit in der Stille unseres Herzens sagen: „Sei getrost, ich bin's; fürchte dich nicht!“ Der Wind hat sich gelegt, und als wir geistig erweckt waren, sind wir ermutigt und geheilt worden und fanden Freunde. Wir haben wieder einen Schimmer erhascht, daß unsere geistige Wesenheit die Widerspiegelung des göttlichen Prinzips ist und begriffen daß dies die einzige Wesenheit ist, die es gibt oder je geben kann.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß nicht nur Christus Jesus sich so wissenschaftlich als den geistigen und vollkommenen Menschen, als das Ebenbild Gottes, betrachten konnte, sondern daß jeder Mensch durch geistiges Verständnis schließlich lernen muß, sich auch so zu betrachten, weil kein Mensch eine andere Wesenheit hat. Mrs. Eddy wiederholt diese Wahrheit wie folgt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 249): „Du sagst: ‚Ich habe vergangene Nacht geträumt.‘ Was für ein Irrtum das ist! Das Ich ist Geist. Gott schlummert niemals, und Sein Gleichnis träumt niemals. Die Sterblichen sind die Adamsträumer.“

Glauben wir, daß wir und andere jetzt sterblich seien, hoffen aber, daß alle einmal die Unsterblichkeit erlangen werden? Dann weichen wir in diesem Hauptpunkt von den Lehren Christi Jesu und der Christlichen Wissenschaft ab. Geistige Vollkommenheit ist die Grundtatsache alles wahren Daseins. Jesus erklärte, daß Gott der Geist ist, daß Er der Vater oder Schöpfer aller ist, und daß alles, was aus dem Geist geboren ist, jetzt geistig ist. Das falsche Zugeben einer künftigen Vollkommenheit und einer jetzigen Unvollkommenheit gibt dem Irrtum ein Mittel, den ahnungslosen Sterblichen seine Geltendmachungen der Krankheit und der Sünde aufzuerlegen. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Mensch nicht sterblich und unsterblich, sondern nur unsterblich ist.

Jesus muß alle Menschen in diesem wahren, geistigen Sinne gesehen haben, und wir müssen sie auch so sehen lernen; denn nur von diesem christlich-wissenschaftlichen Standpunkt aus können wir die Kranken und die Sündigen heilen. Die Christliche Wissenschaft ist in diesem Punkt bestimmt. Der begrenzte Blick, der nicht über den sterblichen Anschein hinausgeht, nimmt das falsche Zeugnis an. Als Anhänger dieser Wissenschaft müssen wir das menschlich Persönliche durchschauen und das geistig Individuelle sehen. Wir sollten die sterblichen Züge Selbstsucht, Habgier, Sinnlichkeit, Furcht und Aberglauben nicht als Bestandteile des Menschen gelten lassen, sondern anerkennen, daß Gott in jedem Menschen Liebe, Frieden, Macht, Weisheit und Harmonie ― Seine Eigenschaften ― ausdrückt. Wir lieben und ehren diese bleibenden Eigenschaften, die des Menschen wahres Selbst bilden, unwillkürlich.

Als Jesus Lazarus aus dem Grab hervorrief, ließ er sich nicht täuschen durch den Augenschein des körperlichen Sinnes, daß Lazarus ein toter Sterblicher sei. Jesus wußte, daß es nur den einen Lazarus gab, dessen wahres, einziges Sein nie starb. Ebenso sah der Meister, als er zu dem Menschen mit der verdorrten Hand sagte: „Strecke deine Hand aus!“ den unzerstörbaren Menschen, der nicht verkrüppelt, geschwächt oder entstellt sein konnte; sonst hätte er den Leidenden nicht heilen, das heißt, ihn nicht zu einem Erkennen seines eigenen wahren Selbst erwecken können. Ein anderer Fall geistigen Erkennens ereignete sich auf dem Berg der Verklärung, als nicht nur Jesus, sondern auch Petrus, Jakobus und Johannes durch den geistigen Sinn Mose und Elia sahen, durch und Jesus mit ihnen redete. Dieser Fall beweist, daß der wirkliche, der einzige Mensch nie stirbt, nie aus der Allgegenwart hinausgeht, sondern immer hier und jetzt in der Gegenwart des Gemüts ist.

Hier kann jemand mit Recht fragen: Wie kann man diese wahre Selbst, unser eigenes und das anderer Menschen, finden? Wenn man durch ein tiefes Unbefriedigtsein mit dem sterblichen Dasein genügend aufgerüttelt ist, so daß man sich davon abwendet und das Himmelreich von ganzem Herzen sucht, beginnt man sich selber zu entdecken. Dann legt man das alte Ich oder die Persönlichkeit ab, und zieht das neue Ich oder die geistige Individualität, den Ego-Menschen, an oder entdeckt ihn, und zwar durch Gebet und das Erforschen und hingebende Anwenden der Christlichen Wissenschaft, wobei man das Materielle und das sterbliche Denken unablässig aufgeben und durch die Dinge des Geistes oder geistiges Bewußtsein ersetzen muß. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, uns nicht als materiell, sondern als geistig zu betrachten.

Unsere Führerin bestimmt den Begriff Mensch auf Seite 475 in Wissenschaft und Gesundheit als „die bewußte Identität des Seins, wie wir sie in der Wissenschaft finden, in welcher der Mensch die Widerspiegelung Gottes oder des Gemüts ist und daher ewig ist.“ Wir können, wenn wir täglich daran arbeiten, den gegensätzlichen menschlichen Begriff, daß der Mensch geistig und materiell sei, zu vernichten, in unserem Denken im stillen mit Überzeugung behaupten: „Ich bin dieser Mensch.“ Wenn wir am Morgen aufwachen, können wir uns immer von neuem durch Nachdenken und stilles Vertiefen besonders in die Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft mit unserem wahren geistigen Zustand vertraut machen. Dann werden wir den ganzen Tag über nicht nur unser eigenes wahres Selbst, sondern auch das anderer immer mehr sehen, und das Ich bleibt im Vater. Bei diesem klaren geistigen Bewußtsein speisen uns die stärkenden, erhaltenden, lebengebenden Ideen, die Gott, das göttliche Gemüt, Seinen Kindern immerdar in unendlicher Fülle gibt. Können wir ermüden, verzagt oder einsam sein, solange wir bei dieser Engelschar weilen? Im Gemüt gibt es keine Krankheit, keinen Unfall, keine Sünde und keinen Tod, und die Bibel erklärt, daß wir im Gemüt, in Gott, leben. Wenn Einflüsterungen die Klarheit des geistigen Verständnisses zu trüben scheinen, sollten wir uns klar machen, daß Gott gegenwärtig ist, und daß der Mensch von den Sinnesträumen nicht berührt wird.

Wenn wir eifrig arbeiten und wachen und beten, wird unser aufgeklärtes Verständnis durch das Dunkel des sterblichen Denkens hindurch sehen, wie der Ego-Mensch, der Christus, auf den Wogen des Irrtums wandelt und sagt: „Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht.“ Wenn wir diese neugefundene Erkenntnis von ganzem Herzen in uns aufnehmen, stillt sie die Stürme des Sinnes, so daß eine große Stille eintritt. Dann versteht man, daß der einzelne Mensch in den Worten: „Ich bin's“, inbegriffen ist.

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