Der von Gott geschaffene Mensch ist der Mensch, der versteht. Seine Umgebung ist die Gegenwart Gottes, des Guten. Seine Kenntnis von dieser Gegenwart nimmt beständig zu. Der Mensch, der versteht, ist niemals beunruhigt oder im Zweifel, welchen Weg er einschlagen soll, denn sein geistiges Verständnis macht ihn sicher und leitet ihn. Im Gegensatz zum Menschen, der versteht, gibt es scheinbar ein Gemisch von Annahmen, — der Sterbliche genannt — das in einer Umgebung von Unsicherheit, statt im Reich des geistigen Verständnisses, zu leben scheint. Diese falsche Vorstellung vom Menschen wird von Annahmen beeinflußt und handelt den Überredungskünsten dieser Annahmen entsprechend.
Dieser sterbliche oder materielle Begriff ist nicht der Mensch, und in der Christlichen Wissenschaft lernen wir, diese falsche Vorstellung gegen die wahre Idee vom Menschen auszutauschen. Dadurch erwachen wir zu der Entdeckung, daß alles wahre Sein Gottes Sein, die Immergegenwart des Guten, ist, die dem Menschen durch Widerspiegelung zu eigen ist. Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 517, 518): „Der Mensch ist nicht dazu geschaffen den Acker zu bauen. Herrschaft ist sein Geburtsrecht, nicht Unterwerfung. Er ist Herr über die Annahme von Erde und Himmel — allein seinem Schöpfer untertan. Dies ist die Wissenschaft des Seins.“
Wieviel von der wahren Männlichkeit und Weiblichkeit begreifen wir? Wieviel von der erhabenen Herrschaft der Wahrheit können wir ausüben? Wir besitzen nur das, was wir beweisen können, und wenn wir die Erklärungen der Wahrheit, die durch die Christliche Wissenschaft erlernt werden, lebendig erfassen, so können wir hier und jetzt beweisen, daß unsere wahre Identität nicht im Bereich der Annahmen, sondern im Reich geistigen Verständnisses besteht.
Der primitive Sterbliche hegt Befürchtungen, die dem Aufgeklärteren töricht und unbegründet vorkommen. In alten Zeiten beunruhigten Geister unsere Vorfahren, und wann immer Aberglaube vorherrschend war, verdunkelten Unwissenheit, Furcht, üble Vorzeichen und Zauberei die vernünftige Überlegung und trübten das geistige Verständnis.
Man kann ein Kind an den Weihnachtsmann glauben machen, es durch Gespenstergeschichten verängstigen oder durch Märchen beeindrucken. Kinder sollten dazu erzogen werden, nicht an Fabeln zu glauben, denn sonst kann der Aberglaube der Kindheit in späteren Jahren andere und gefährlichere Formen annehmen. Ein Kind kann die Poesie und das Reizvolle des Lebens genießen und doch frei von abergläubischen Ansichten sein.
Auch bei vielen Erwachsenen ist der Gespensterglaube nicht völlig zerstört. Die Sterblichen werden unter seinem scheinbaren Einfluß gehalten. Wenn wir zu Männern und Frauen heranwachsen, so bedürfen wir der Wachsamkeit gegenüber den Resten von Aberglauben in verwandelter Form.
Das größte und anmaßendste Gespenst ist das Hirngespinst der Materialität, der Aberglaube, daß wir in der Materie leben und daß unser Dasein von materiellen Gesetzen abhängig ist. Die Materialität umschließt einen weiten Umfang an Aberglauben. Sind wir nicht alle gelegentlich einmal durch das Gespenst der Furcht beunruhigt, durch böse Krankheitssuggestionen erregt oder durch das Gespenst des Todes erschreckt worden?
Mrs. Eddy schreibt (ebd., S. 353): „Die wahre Idee des Seins ist geistig und unsterblich, und hieraus folgt, daß nur das Gespenst abgelegt wird, d.h. irgendeine unwirkliche Annahme.“ Der Apostel Johannes gibt den Rat (1. Joh. 5:21): „Kindlein, hütet euch vor den Abgöttern.“
Wir können auch die listigsten Formen des Irrtums durch die Pflege geistigen Verständnisses überwinden. Wir brauchen nicht die Opfer der modernen Formen des Aberglaubens zu werden, die unsere Zeitungen überschwemmen und über den Rundfunk ausgesandt werden. The Christian Science Monitor ist eine zuverlässige Zeitung, weil sie das menschliche Gemüt nicht mit Furcht, Unreinheit und Aberglauben füllt.
Wir können unsere Gespenster eins nach dem anderen verscheuchen, obgleich ihre Zahl erschreckend groß zu sein scheint. Laßt uns unser Geburtsrecht in der Christlichen Wissenschaft beanspruchen und anerkennen, daß wir als Gottes Kinder die Güte Gottes verstehen und daher verständnisvoll unter Gottes Führung und Schutz stehen. Wenn wir die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft studieren und beweisen, so wachsen wir zu dem Maße Christi heran, mit immer größerer Herrschaft über den Aberglauben der materiellen Existenz.
Genau wie ein Kind von seinen nächtlichen Ängsten befreit wird durch die tröstende Gegenwart und die Ermutigungen seiner Mutter, deren Stimme es im Dunkeln bereits hört, bevor sie noch das Licht angeschaltet hat, genau so können wir in unserem sterblichen Traum die tröstenden Worte unseres Vater-Mutter Gottes, der Liebe, hören. Es ist Gottes Liebe, die unsere Düsternis erleuchtet und uns Stärke und Vertrauen für unsere Aufgaben verleiht.
Unser großer Meister kam, um den Aberglauben zu zerstreuen und das Verständnis wiederherzustellen. Er wußte wohl um die grobe Unwissenheit der Leute, aber er hielt sie nicht darin. Im Gegenteil, er erweckte sie zum Licht. Er offenbarte die Herrlichkeit Gottes und den Platz des Menschen in Gottes Reich der Freiheit.
Nach dem Scheiden des Meisters wurde das geistige Verständnis lange durch den Aberglauben unaufgeklärter Zeiten verdunkelt; in unseren Tagen jedoch hat Mrs. Eddy das Verständnis wiederhergestellt, und im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft gibt sie uns ausführliche Anweisungen, um uns auf dem Wege zu halten. Wir haben wahrlich Grund zur Dankbarkeit dafür, daß wir den rechten Pfad gefunden haben.
Aberglaube kann in der Form von Krankheit mit Todesdrohung auftreten; oder als Sünde verkleidet mag er uns Gewinn oder Vergnügen versprechen. Der Christliche Wissenschafter wird sich jedoch nicht irreführen lassen, er weiß, daß diese gespenstischen Besucher vor dem Licht geistigen Verständnisses fliehen werden. Gott hat uns Herrschaft über das Böse und allen Aberglauben verliehen.
Der in der Offenbarung (2:17) erwähnte weiße Stein — symbolisch für Christus — enthält unseren neuen Namen. Es ist der Christus, der den Goliath des Materialismus überwindet, allen Aberglauben und Götzendienst zu Boden wirft, und den Gott Israels erhöht, vor dem die Heerscharen des Irrtums in Verwirrung und Furcht fliehen. In anschaulicher, dichterischer Sprache schreibt der Prophet Hosea (13:3) über die Götzenanbeter: „Darum werden sie sein wie die Morgenwolke und wie der Tau, der frühmorgens vergeht; ja wie die Spreu, die von der Tenne verweht wird, und wie der Rauch von dem Schornstein.“
