„Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen im Rat der Frommen und in der Gemeinde“ (Ps. 111:1). Wie treffend können diese Worte des Psalmisten auch heutzutage von dem Anhänger der Christlichen Wissenschaft geäußert werden. Alle, die die heilende Berührung des Christus, der Wahrheit, gefühlt haben, sind Gott tief dankbar für die Segnungen der wiederhergestellten Gesundheit und Harmonie. Auch sind sie Mary Baker Eddy dankbar; denn es war durch ihre Entdekkung der Christlichen Wissenschaft, daß der Christus als der immer gegenwärtige Heiland offenbart wurde, der auch heute bei uns ist, um zu segnen und zu heilen wie zu Zeiten Christi Jesu.
Mrs. Eddy liebte die Menschheit mit herzlichem Erbarmen und sehnte sich danach, sie von ihren falschen materiellen Annahmen zu befreien. Sie weihte ihr Leben der Gründung einer Organisation, durch die ihre Entdeckung allen zugänglich gemacht werden sollte. Und das Ergebnis dieses hingebenden Lebenswerkes ist die große weltumfassende christlich-wissenschaftliche Bewegung, die nun für alle Zeiten fest begründet und gemäß dem „Handbuch Der Mutterkirche“ unserer Führerin geleitet wird.
Die christlich-wissenschaftliche Organisation bietet viele Wege, durch welche die Offenbarung der Wahrheit die Menschheit erreichen und segnen kann. Einer derselben ist die mittwöchliche Zeugnisversammlung, die jeden Mittwoch in Der Mutterkirche und in den Zweigkirchen der ganzen Welt abgehalten wird.
Für die Christlichen Wissenschafter ist der regelmäßige Besuch dieser wöchentlichen Zeugnisversammlungen ein frohes Ereignis, worauf sie sich schon vorher freuen. Aktiven Anteil daran zu nehmen durch die Abgabe von Zeugnissen über die heilende und erneuernde Kraft der Christlichen Wissenschaft in der individuellen Erfahrung ist unser Vorrecht. Doch gar oft machen wir keinen Gebrauch davon. Warum wohl? Vielleicht sind wir zu apathisch oder gleichgültig, oder wir sind der Ansicht, daß wir nichts zu berichten haben, das wichtig genug ist, keine Aufsehen erregende Heilung, von der wir erzählen könnten. Doch keine Demonstration der Wahrheit, wie unbedeutend sie dem, der sie gemacht hat, auch scheinen mag, ist unwichtig. Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 329): „Schon ein geringes Verständnis von der Christlichen Wissenschaft beweist die Wahrheit von allem, was ich über dieselbe sage.“
Manchmal mag das Hindernis in der Annahme bestehen, daß wir nicht die Ausdrucksfähigkeit besitzen, um gut in der Öffentlichkeit sprechen zu können; manchmal auch in der Annahme, daß Gott, da Er doch das allwissende Gemüt ist, schon von unserer Dankbarkeit weiß, und daß es daher nicht notwendig ist, sie auszudrücken. Doch Mrs. Eddy erklärt (Handbuch, Art. VIII, Abschn. 24): „Zeugnis in bezug auf das Heilen der Kranken ist äußerst wichtig. Es ist mehr als ein bloßes Aufzählen von Segnungen, es ersteigt den Gipfel des Lobes und veranschaulicht die Demonstration des Christus, der da ‚heilet alle deine Gebrechen‘ (Psalm 103:3).“
Die Liste der Gründe für unser Schweigen ist verschiedenartig. Aber, was das sterbliche Gemüt auch angeben mag, die Wahrheit ist, daß nichts als Furcht uns schweigend an unsere Bank fesselt. Wir mögen uns dessen nicht voll bewußt sein, denn das sterbliche Gemüt, das den Anspruch erhebt, den freien Ausdruck eines dankbaren Herzens ersticken zu können, indem es dasselbe mit Furcht erfüllt, verbirgt gar oft die Furcht unter dem Deckmantel logischer menschlicher Vernunft, der Teilnahmlosigkeit, eines Minderwertigkeitgefühls und dergleichen, so daß ihr wahres Wesen nicht erkannt wird.
Vor einigen Jahren hatte eine Christliche Wissenschafterin den ernstlichen Wunsch, ihre Dankbarkeit gegen Gott für diese Wissenschaft dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß sie an einer Mittwochabend-Versammlung ein Zeugnis ablegte; doch sie schien nicht imstande zu sein, dies zu tun. Bei einem Vortrag über die Christliche Wissenschaft hörte sie die Worte, die ihr offenbarten, was der Irrtum war, der sie scheinbar an ihren Sitz fesselte. Der Vortragende sagte, daß, wenn unter der Zuhörerschaft an dem Nachmittag irgend jemand wäre, der nie ein Zeugnis abgelegt hätte und der nicht an dem folgenden Mittwoch aufstände, um eins zu geben, er damit zugäbe, daß er einen Gott der Furcht anbetete.
Diese Erklärung weckte die Wissenschafterin auf. Sie verneinte energisch diese Suggestion, daß sie, ein Kind Gottes, irgend etwas außer ihren Vater-Mutter Gott, den Urheber ihres Seins und den Urquell all ihrer rechten Gedanken und Handlungen, anbeten könnte. Sie behauptete nachdrücklich ihren Gehorsam gegen das erste Gebot. Sie folgerte, daß der Mensch, da er eins ist mit Gott, auch eins ist mit dem göttlichen Gesetz, daß er völlig davon regiert wird und ihm also gehorsam ist.
Sie folgerte weiter, daß, da doch Gott die Liebe und die Liebe überall ist, die Furcht, die Gott und Seine Allgegenwart und Allmacht leugnet, also nirgends sein kann. Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Rückblick und Einblick“ (S. 56): „Alles Bewußtsein ist Gemüt, und das Gemüt ist Gott. Daher gibt es nur ein Gemüt, und dieses ist das unendliche Gute, das alles Gemüt durch die Widerspiegelung und nicht durch die Aufteilung Gottes verleiht. Was sonst den Anspruch erhebt, Gemüt oder Bewußtsein zu sein, ist nicht wahr.“ So sah sie ganz klar ein, daß diese Tatsache die Existenz eines furchterfüllten Bewußtseins ausschloß.
Sie verstand nun, daß die göttliche Liebe dem Menschen Freiheit gibt, nicht Knechtschaft; Sicherheit, nicht Furcht; Regsamkeit, nicht Apathie; Stimme, nicht Stummheit; Zuversicht, nicht Zweifel; Freude, nicht Niedergeschlagenheit; Herrschaft, nicht Unterjochung. Sie enthüllt dem Menschen seine Verbundenheit mit Gott und offenbart ihm die allgewaltige Wahrheit, daß der Mensch der freie und ungefesselte Ausdruck des vollkommenen Seins Gottes ist; daß er die Offenbarwerdung der ungehemmten Tätigkeit des Lebens ist; daß er der individualisierte Ausdruck der Liebe der göttlichen Liebe ist. Als diese Wahrheiten demütig und dankbar anerkannt wurden, brachten sie der Wissenschafterin schnelle Heilung. Gleich am folgenden Mittwochabend gab sie ihr erstes Zeugnis.
Jemand mag fragen: „Warum geben wir eigentlich Zeugnisse bei den Mittwochversammlungen?“ Um diese Frage zu beantworten, wollen wir uns an die Bibel wenden. Hier finden wir immer wieder, sowohl im Alten wie im Neuen Testament, die Andeutung, daß der freudige Ausdruck unserer Dankbarkeit Gott wohlgefällig ist. Wie viele Male werden wir zum Beispiel in den Psalmen in den verschiedensten Ausdrücken gemahnt, Gott Lob zu singen. Dieser Rat hat für uns heutigentags eine besondere Bedeutung. Er zeigt, wie weise und wie vollkommen natürlich es ist, unserer Dankbarkeit für das Gute, daß immerwährend unser eigen ist, spontan und freudig Ausdruck zu verleihen.
Jedes liebevolle Zeugnis bei einer Mittwochversammlung ist gewissermaßen ein Ausdruck der göttlichen Liebe, der sich selbst ausdrückenden Wahrheit, denn, wie Jesus sagte (Matth. 10:20): „Ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“ Jedes Zeugnis geht aus, um die Menschheit zu speisen und zu segnen. Wir sollten die Worte beachten, die Jesus zweimal an Petrus richtete (Joh. 21:16, 17): „Weide meine Schafe“, und uns klarmachen, daß diese Weisung sich auch heute an einen jeden von uns richtet. Unsere Heilbeweise in der Christlichen Wissenschaft durch Zeugnisse bei Mittwochversammlungen mit andern zu teilen, ist eine liebreiche Weise, in der auch wir diese Mahnung befolgen können. Welch heilige Gelegenheit wird uns so geboten, die hungernden Herzen unserer Brüder zu speisen, die vielleicht gerade auf das Zeugnis warten, das wir zu geben haben.
Laßt uns froh sein, daß die Christliche Wissenschaft die trügerische Verschleierung hinweggerissen hat von den mannigfachen Tücken des sterblichen Gemüts, die den Anspruch erheben, die Wirksamkeit der Wahrheit aufhalten zu können und uns mit Fesseln der Furcht, der Unwissenheit oder der Gleichgültigkeit in Bande zu schlagen. Wir sollten uns in verständnisvoller Weise die geistige Tatsache vergegenwärtigen, daß der Mensch die individuelle und vollkommene Offenbarwerdung des allwissenden Gemüts ist. Diese Erkenntnis befreit uns von den illusorischen Ketten des Irrtums aller Art und verschafft uns Einlaß in das erweiterte Verständnis von der unbegrenzten Fähigkeit des Menschen als Ausdruck des Gemüts. Solch ein Verständnis wird uns alle befähigen, zu den Mittwochabend-Zeugnisversammlungen zu kommen mit dem eifrigen Verlangen, „dem Herrn von ganzem Herzen [zu danken] ... in der Gemeinde.“ Die mit Dankbarkeit erfüllten Herzen sind „im Rat der Frommen“, wo Gottes Lob auf den Lippen eines jeden seiner Kinder ist.
