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Die Aufgabe, glücklich zu sein

Aus der August 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einer unserer liebenswürdigsten Dichter, Robert Louis Stevenson, der von der Grundlage wahren Christentums aus schrieb, sprach einmal von seiner „großen Aufgabe, glücklich zu sein.“ Langwierige Krankheit hatte die meiste Zeit seines Lebens auf ihm gelastet, und doch können wir aus Berichten über sein Leben ersehen, daß er sich ein gewisses Maß des Glücks wahren und es andern gegenüber ausdrücken konnte. Dies war eine wahrhaft christliche Leistung.

Das altmodische, sauer dreinschauende Christentum aus der Zeit der Puritaner hat seinen Halt verloren, und der Christ von heute hat eine aufgeklärte und freudige Einstellung. In der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika heißt es, daß den Menschen „von ihrem Schöpfer gewisse unveräußerliche Rechte verliehen sind, darunter Leben, Freiheit und das Trachten nach Glück.“ Ohne den verheißenen Lohn, die Gewißheit des Glücks, wäre nichts im menschlichen Leben der Mühe wert. Das Ziel allen Gesetzes, aller Gebote und christlichen Forderugen, der ganze Grund, warum sie befolgt werden, ist die Überzeugung, daß wir dauerndes Glück erlangen werden. Glück ist also das Ziel alles christlichen Strebens. Dieses Ziel heißt „Himmel“, und Mary Baker Eddy beschreibt im Glossarium auf Seite 587 im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ Himmel als „Harmonie“, oder mit andern Worten, als Glück.

Die altkirchliche Theologie lehrt gewöhnlich, daß ein persönliches Gutsein das Ziel des Christentums in dieser Welt sei. Dies hat in vielen Fällen mit Bezug auf das Erlangen persönlichen Gutseins zu einer Selbstzufriedenheit geführt, die nichts weiter als bedauerliche und unschöne Selbstgerechtigkeit war. Unser Meister wies auf die Gefahr dieser Gemütsverfassung hin, als ihn jemand „guter Meister“ nannte. Seine Erwiderung war (Matth. 19, 17): „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.“

Niemand darf sich einbilden, daß er an und für sich gut sei. Durch Befolgung der gütigen Forderungen Gottes erweist sich jeder als ein einzelner, individualisierter Strahl des leuchtenden Lichts des Guten, das Gott ist; aber das Gute selber ist der eine Gott. Der Lohn des einzelnen für seinen Gehorsam gegen Gott ist nicht ein persönliches Gutsein, sondern Glück. Der Musikschüler wird durch sein Musikstudium nicht Musik, sondern es wird ihm die Freude, das Verständnis und die Erhebung zuteil, die sein Befolgen der Gesetze der Musik mit sich bringt. Jesus sagte nicht, daß er das unendliche Gute, die eine Quelle, sei. Er lehrte, daß er die Eigenschaften Gottes, des Guten, widerspiegelte, was übereinstimmt mit der Lehre der Christlichen Wissenschaft, daß Geist, Gott, Quantität und Qualität bedeutet, und daß nicht die Quantität, sondern nur die Qualität auf den Menschen Bezug hat (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 93).

Eine Annahme, daß wir an und für sich gut seien, führt zu einem heimtückischen und oft versteckt überlegenen Verhalten andern und allen Wesen gegenüber, das ein wirkliches Glück vollständig ausschließt. Nur die Haltung, sowohl in andern als auch in der Natur die Eigenschaften Gottes ausgedrückt zu sehen, ermöglicht Freude. Unser Lehrbuch gibt uns den Hinweis, dem wir vertrauensvoll Folge leisten können (S. 57): „Glück ist geistig, aus Wahrheit und Liebe geboren.“

Die körperliche Heilung in der Christlichen Wissenschaft ist ein großer Schritt zur Zufriedenheit, und Dankbarkeit für bewahrte oder wiederhergestellte Gesundheit ist ein wichtiger Bestandteil des Glücks. Gesundheit allein genügt jedoch nicht. Unzählige Menschen sind gesund, aber nicht glücklich. In diesem Falle haben sie den Sinn des Lebens noch nicht erfaßt. Jesus gilt im allgemeinen als „ein Mann des Leides“ (Jes. 53, 3; engl. Bibel); aber er kannte auch Freude, denn er sagte (Joh. 15, 11): „Solches rede ich zu euch, auf daß meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.“

Die Christliche Wissenschaft offenbart klar, daß der Geist die Quelle wahren Glücks ist, und sie beweist dessen Beständigkeit (oder Unsterblichkeit) dadurch, daß sie die wertvollen Eigenschaften der göttlichen Liebe in den Herzen der Menschen verankert. „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit“ (Gal. 5, 22). Das Ausdrücken dieser Eigenschaften wird gewöhnlich als eine Art Eintrittskarte in einen künftigen Himmel betrachtet; aber dies ist nur ein aufgeschobenes Glück. Diese in die Tat umgesetzten Eigenschaften sind das Glück; sie sind untrennbar vom Glück. Sie sind der Himmel in uns, die Harmonie, die nicht begrenzt oder selbstsüchtig ist, sondern auf unsere ganze Umgebung erstrahlt. Wir können von Personen umgeben sein, die sittlich einwandfrei und völlig gesund sind, ohne zu fühlen, daß sie für uns ein besonderer Segen sind; aber wenige können der geistigen Ansteckung eines wahrhaft glücklichen Menschen widerstehen. Durch die Wissenschaft wächst unser eigener Friede und unsere Zufriedenheit unwillkürlich, und dies ist wohl eines der größten Mittel, wodurch die Christliche Wissenschaft am besten verständlich wird und man sie andern mitteilen kann.

Wenn wir behaupten, Christliche Wissenschafter zu sein, jedoch nicht einigermaßen Gelassenheit und Freude empfinden, dürfen wir uns wohl unverzüglich prüfen, um zu sehen, in welcher Form Ängstlichkeit, abfälliges Urteilen, Trägheit, Selbstüberhebung, Zweifel, Eigenwille oder ein persönliches Verantwortlichkeitsgefühl uns das kindliche Vertrauen und den Frieden rauben, die der Tröster, die Christliche Wissenschaft, uns bietet. Ein unfehlbares Heilmittel für mangelndes Glück ist Dankbarkeit für das Gute, das wir schon haben, ein bewußtes Beachten, daß es zugegen ist. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 61): „Das Gute in den menschlichen Neigungen muß das Übergewicht über das Böse haben und das Geistige über das Tierische, sonst wird das Glück niemals gewonnen werden.“ Ein stets glücklicher Christlicher Wissenschafter wurde einmal gefragt, warum er immer so großes Gewicht auf Dankbarkeit lege. Er erwiderte: „Weil sie einen immer nach etwas Gutem schauen läßt und einen dadurch zu Gott und zum Glück führt.“

Ein junger Mann, der Mitglied der Presbyterianerkirche war, erwähnte in einem Gespräch einmal, daß er mit dem Westminster Katechismus erzogen worden sei. Was dort mit Bezug auf des Menschen Verhältnis zu Gott gesagt ist, habe tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Es heißt dort: „Der Hauptzweck des Menschen ist, Gott zu verherrlichen und sich Seiner ewig zu freuen.“ Die Christen geben wohl allgemein zu, daß es des Menschen Vorrecht ist, Gott zu verherrlichen; aber es dürfte schwer fallen, einen zu finden, der denkt, ewig Freude in Gott zu finden. Dieser erhebende Gedanke ist in einem beliebten Kirchenlied hervorgehoben (engl. Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 58):

Als die Kinder Deines Hauses
Sind wir gegen Furcht gefeit,
Sehen einzig Deine Schöpfung,
Teilen Deine Seligkeit.

Wir stellen uns Gott vor als liebevoll, weise, gütig, erbarmungsvoll, mächtig, unendlich, allgewaltig; denken wir aber je daran, daß Er glücklich ist? Wenn jedoch Seine Güte Ihn nicht glücklich macht, wie kann dann des Menschen Güte für ihn einen dauernden Himmel zur Folge haben? Gott sah Seine Schöpfung an und fand, daß sie „sehr gut war“ (1. Mose 1, 31). Sollte Er sich also nicht freuen und froh sein über das Werk Seiner Hände? Kann Gott je anders als glücklich sein in dem unendlichen Guten, das Ihm ewig gehört? Wir freuen uns über einen herrlichen Sonnenuntergang, eine duftende Blüte, die Kameradschaft eines lieben und verstehenden Freundes. Sollten wir uns dann nicht freuen über den teuren und gütigen, liebreichen und wahren Geist, die Intelligenz, die Kraft und Gesundheit, die Liebe unseres liebenswerten Gottes? Wir verehren Ihn, lieben Ihn, wenden uns an Ihn, gehorchen Ihm, ehren Ihn und beten Ihn an; sollten wir uns da Seiner nicht jetzt und ewig freuen?

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