Die Christliche Wissenschaft ist wirksam als Heilverfahren, denn sie sucht den göttlichen Beistand und findet ihn. Nichts kann der Kraft der Gottheit gleichkommen, dem Leidenden Erleichterung zu bringen; und die göttliche Wissenschaft benutzt die unendliche Liebe Gottes zu Seiner Schöpfung, um menschliche Furcht und Beschwerde aller Art zu heilen. Die Kraft der Christlichen Wissenschaft beruht in der einzigartigen Weise, in der sie das menschliche Denken über die sterblichen Annahmen erhebt in das wahre Bewußtsein des Geistes und des geistigen Menschen. Arzneien können nicht bei dieser Heilmethode mithelfen, denn das Bewußtsein der Materie gehört gerade den Annahmen des materiellen Lebens an, von denen die Wissenschaft die Menschen erlöst. Sich für die Heilung auf Arzneien zu verlassen, bedeutet, festzuhalten am materiellen Daseinsbegriff, und dem Erwachen zu der Vollkommenheit des Lebens im Gemüt — wo allein bleibende Gesundheit gefunden werden kann — zu widerstehen.
Mary Baker Eddy führte die geistige, arzneilose Methode des Heilens wieder ein, die Christus Jesus seine Nachfolger zu gebrauchen lehrte, und welche die Urchristen etwa drei Jahrhunderte lang anwandten. Sie sagt in ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 270): „Andere Heilmittel zu suchen oder anzuwenden als diejenigen, die unser Meister bei seiner wissenschaftlichen Demonstration des Lebens gebrauchte, bedeutet, die unschätzbare Erkenntnis seines Prinzips und dessen praktischer Anwendung zu verlieren. Er sagte: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.‘ “ Und einige Zeilen weiter unten sagt sie: „Wir können nicht abweichen von seinem heiligen Beispiel, wir können den Christus nicht verlassen um der Schulweisheit willen, die ihn kreuzigt, und doch sein Heilungswerk weiterführen.“
Aus solchen Erklärungen und vielen anderen, die sich direkt auf den Gebrauch von Arzneien beziehen, und die durch ein Aufsuchen der betreffenden Stellen mit Hilfe der Konkordanzen zu den Schriften unserer Führerin gefunden werden können, wird es ganz offenbar, daß ein gleichzeitiger Gebrauch von Arzneien und Gebet nicht zu der Methode des christlich-wissenschaftlichen Heilens gehört. Die Medizin dieser Wissenschaft ist das Gemüt, seine Eigenschaften und Ideen; und Arzneien einzunehmen oder einzugeben, bedeutet eine Abweichung von der Christlichen Wissenschaft. Mrs. Eddy sagt im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 143): „Untergeordnete und ungeistige Heilverfahren mögen versuchen, Gemüt und Arzneien miteinander zu verschmelzen, aber die beiden werden sich in wissenschaftlicher Weise nicht verbinden.“
Es war Äskulap, der Gott der Medizin, den die Einwohner von Pergamus anbeteten, und die Botschaft des Johannes an die Kirche in Pergamus tadelte das Eindringen einer derartigen Götzenanbetung in die Kirche. Er schrieb (Offenb. 2:13): „Ich weiß, was du tust und wo du wohnst, da des Satans Stuhl ist.“ Johannes wußte, daß nur der höchste Grad der Reinheit und des Freiseins von Materialismus die von dem Meister gegründete Kirche kennzeichnen sollte und seine Nachfolger zu der Stärke der christlichen Macht führen konnte, welche Erlösung von der Tyrannei materieller Annahmen bringt.
Die einzige Wirkung, die eine Arznei hervorzubringen scheint, wird durch den menschlichen Glauben an diese Wirkung herbeigeführt; und da der grundsätzliche Zweck der Christlichen Wissenschaft darin besteht, die Menschheit aus dem Reich der Materie zu erlösen, sollte das ernste Streben sich darauf richten, das Vertrauen auf jede Form materieller Annahmen aufzugeben, und das geistige Verständnis, das vollkommene Gesundheit in sich schließt, zu demonstrieren.
Gesundheit ist ein Zustand geistiger Vollständigkeit, den ein jeder als seinen wahren und normalen Daseinszustand beweisen kann, denn er gehört ihm zu als der Idee Gottes. Gesundheit schließt das absolute Bewußtsein von Liebe, Reinheit und Ehrlichkeit in sich. Sie ist eine Begleiterscheinung göttlich wirklicher Eigenschaften, wie der Gerechtigkeit, der Furchtlosigkeit, der Intelligenz und des geistigen Verständnisses; und wer Gesundheit sucht, kann sie nur finden durch den Ausdruck dieser wahren Elemente des Menschentums. Das geistige Bewußtsein schließt Mißgestaltung und Unordnung aus. Ansteckung und Unreinheiten können nicht in dasselbe eindringen. Es kann nicht in Verfall geraten, denn es ist der Ausdruck des Gemüts, das nie hinwelkt.
Können Arzneien uns helfen, die göttlichen Elemente zu erlangen, welche die Gesundheit des Menschen ausmachen? Kann Wahrhaftigkeit durch Chemikalien verstärkt oder hervorgerufen werden? Kann Liebe durch Medizin angeregt werden? Kann Furcht durch körperliche Behandlung überwunden werden? Ganz gewiß nicht. Da Gesundheit ein geistiger Gemütszustand ist, kann nur geistige Offenbarung sie hervorbringen. Nur das Verlangen, christusähnlich zu sein, Gott als das Alles-in-allem zu erkennen, vollkommenes Menschentum und volles Vertrauen auf den Vater ans Licht zu bringen, kann dem Menschen Gesundheit verschaffen, wie die Christliche Wissenschaft offenbart.
Wenn der wohlmeinende Christliche Wissenschafter sich versucht fühlt, zu materiellen Mitteln Zuflucht zu nehmen für die Heilung seiner selbst, seiner Kinder oder seiner Haustiere, so wäre es ratsam für ihn, sich gegen die versteckte mentale Beeinflussung im sterblichen Gemüt zu wehren, welche die Menschen zu beherrschen sucht, um sie im Bann der Materie zu halten. Die Hartnäckigkeit des Glaubens an die Kraft der Arzneien muß dem individuellen Glauben und Vertrauen auf den himmlischen Vater weichen, dessen Hilfsmittel für die Heilung aller menschlichen Gebrechen ausreichen. Die Einwirkung des göttlichen Gemüts ist der einzige Einfluß, der gefühlt werden sollte, und Gottes ewige Gegenwart muß als die einzige Wirklichkeit des Seins erkannt werden.
Zusammen mit dem Entschluß, die Gesundheit durch das Verstehen des uns innewohnenden Himmelreichs zu erlangen, kommt der feste Vorsatz, uns nur auf das göttliche Gemüt und seine reinen Eigenschaften zu verlassen, als ein Gegenmittel gegen Schmerz und Disharmonie. Es ist der Wunsch der Liebe, daß wir diese Entschlossenheit besitzen sollen, und die Liebe segnet diejenigen, die der arzneilosen Heilmethode treu bleiben, die unser Meister gebrauchte, und die unsere Führerin uns anzuwenden lehrte.
