In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1900 schreibt Mary Baker Eddy (S. 4): „Glauben die Geistlichen, daß Gott ein einiger Gott und das Alles-in-allem ist? Dann muß doch alles, was wirklich ist, von Gott, dem Gemüt, ausgehen und ist Seine Widerspiegelung und Wissenschaft. Der Mensch und das Weltall bestehen in der Wissenschaft zusammen mit Gott, und sie spiegeln Gott wieder und nichts anderes. In der göttlichen Wissenschaft schließt die göttliche Liebe all diese Widerspiegelung in sich, alles, was wirklich ist, alle Persönlichkeit und Individualität. Paulus erklärt in seiner schönen Sprache diese Grundwahrheit in Beziehung auf die Gottheit als den ‚Vater unser aller, der da ist über euch allen und durch euch alle und in euch allen‘. Diese wissenschaftliche Erklärung hinsichtlich des Ursprungs, des Wesens und der Regierung aller Dinge stimmt überein mit dem ersten der Zehn Gebote und läßt keinen Raum für Götzenanbetung oder überhaupt irgendetwas außer Gott, dem Guten.“
„Ein einiger“ ist ein wichtiger Ausdruck im Wortschatz der Christlichen Wissenschaft, die in Übereinstimmung mit dem Mosaischen Gesetz erklärt und lehrt, daß Gott „ein einiger Gott“ ist, das allumfassende, aus sich selbst bestehende Gemüt, die eine schöpferische Ursache oder Intelligenz. Sie erklärt, daß Gott als das eine ewige, ununterbrochene Leben offenbart ist; als der eine alles-durchdringende, allgegenwärtige Geist; als die Liebe, das einzige Gesetz und Prinzip des Seins; als die Seele, der Urquell und Ursprung aller Inspiration, Schönheit und Harmonie; als die Wahrheit, das Licht und die Grundlage aller Wirklichkeit; als das göttliche Prinzip, das Grundwesen aller Regierung und allen Gesetzes. All diese Synonyme definieren wechselweise das eine Ego oder ICH BIN.
Auf Seite 3 ihres Buches „Unity of Good“ (Die Einheit des Guten), das besonders von der Einheit und Allheit Gottes handelt, schreibt Mrs. Eddy: „Gott ist Alles-in-allem. Daher ist Er allein in sich selbst, in Seiner eigenen Natur und Seinem eigenen Charakter, und Er ist vollkommenes Sein oder Bewußtsein. Er ist alles Leben und Gemüt, das es gibt oder geben kann. Er schließt alle Verkörperungen des Lebens und des Gemüts in sich.“
Alles geistige Folgern und alles geistige Wissen geht also von dem Standpunkt dieser Einheit aus. Gott ist „ein einiger Gott“, und Gott ist Alles, weil es nur einen Unendlichen geben kann. In dem Maße, wie die göttlichen Tatsachen hinsichtlich der Gottheit erscheinen, erkennt man, daß es nur ein Gemüt gibt, und daß dies unendlich ist, was die Möglichkeit vieler Gemüter ausschließt. Es gibt nur ein Leben, und das ist unendlich und ewig, daher nicht aufgeteilt in getrennte endliche Leben. Es gibt nur eine Seele, und die ist unendlich und wird folglich nicht durch viele Seelen ausgedrückt, die in materiellen Körpern wohnen. Es gibt nur einen Geist, und der ist unendlich und offenbart sich somit nicht in vielen Geistern oder durch viele Geister.
Da Gott das eine all-wirkende Höchste Wesen ist, gibt es keine Hemmnisse, keine Unterbrechungen, nicht die geringsten Abweichungen von der unendlichen Harmonie jenes vollkommenen Höchsten Wesens. Da es nur ein einziges unendliches Bewußtsein gibt, so schließt diese Tatsache die Möglichkeit verschiedenartiger, widerstreitender und einander bekämpfender Gemütszustände aus. In der Wissenschaft lernen wir, daß alles wahre Bewußtsein die Erkenntnis dessen sein muß, was wirklich und gut ist.
Wenn einer etwas wahrhaft erkennt, so muß alles, was in dieser Erkenntnis einbegriffen ist, wahr sein. Wenn Zweifel, Ungewißheit oder irgendein Element der Furcht zurückbleibt, so ist die Wahrheit noch nicht vollständig erkannt worden, und die Allheit und Einheit der Wahrheit wird deshalb noch nicht ganz verstanden.
In jeder Lage ist die Frage, die wir uns stellen sollten, immer: Wessen bin ich mir bewußt; was nehme ich subjektiv an; was erkenne ich in meinem Bewußtsein als Wirklichkeit an? Wenn wir von dem Standpunkt der Einheit aus denken, so schließt das die Möglichkeit aus, dem Bösen oder dem Irrtum in irgendwelcher Form Wirklichkeit beizumessen. Sollten wir also etwa in einem Büro mit Zwist und Meinungsverschiedenheiten zu schaffen haben, so steht uns das Heilmittel immer zur Verfügung in dem Erkennen, daß hier der materielle Sinn Dualität suggeriert, eine Annahme vieler Gemüter — eine Suggestion, welche die Wahrheit uns nicht anzunehmen erlaubt. Diese falsche Darstellung des sterblichen Gemüts kann bekämpft und überwunden werden durch eine klare Erkenntnis von der Einheit des Seins, in der alle Ideen Gottes in liebevoller und harmonischer Beziehung zueinander stehen.
Der Anhänger der Christlichen Wissenschaft bemerkt bald, daß er, je mehr er an der Einheit und Allheit des Wesens der Liebe festhält, desto sicherer die trügerischen Argumente des Dualismus erkennt, wenn sie sich geltend machen wollen. Wenn jemand zum Beispiel Gefühle der Besorgnis und Furcht vor der Zukunft hegt, — was ist wohl die Grundlage für solch eine Suggestion? Nicht ein Verständnis von der Einheit Gottes und der Allgegenwart des Guten, sondern eine Annahme von Dualismus, eine Suggestion, daß das Böse als eine Wirklichkeit bestehe, und daß Gott nicht das eine unendliche Höchste Wesen sei, sondern daß es widerstreitende Kräfte oder Wesenheiten gebe.
Die Christliche Wissenschaft offenbart, daß das Verstehen eines einheitlichen Seins alle Forderungen der Logik und Vernunft erfüllt. Da Gott unendlich, die einzige aus sich selbst bestehende Existenz, ist, muß Er „ein einiger Gott“ sein, und jeder Ausdruck Seines Wesens und Seins muß übereinstimmen mit der Einheit Seines unendlichen und allumfassenden Gesetzes und in vollkommener Harmonie damit wirken.
Christus Jesus erkannte und demonstrierte, daß alles Denken oder Wissen von dem Standpunkt der Einheit ausgehen muß. Er wußte, daß das Prinzip und seine unendliche Idee eins sind und ganz vollkommen. Sein Erfassen des Seins bewies eine vollkommene „Einfältigkeit“ des geistigen Bewußtseins, die standhaft für die Einheit und Allheit des Guten eintrat; und von dieser geistigen Höhe aus weigerte er sich, dem Bösen irgendwelche Wirklichkeit zuzusprechen. Mit Beziehung hierauf sagte er (Lukas 11:34, 36): „Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn nun dein Auge einfältig ist, so ist dein ganzer Leib licht; so aber dein Auge ein Schalk ist, so ist auch dein Leib finster... Wenn nun dein Leib ganz licht ist, daß er kein Stück von Finsternis hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn ein Licht mit hellem Blitz dich erleuchtet.“
Die Christliche Wissenschaft macht es uns möglich, unsere Wahrnehmung und unser geistiges Schauen „einfältig“ zu erhalten. Sie befähigt uns, die Einwendungen des Dualismus zu erkennen, wenn sie sich geltend machen, und sie wissenschaftlich zu widerlegen. So können wir wahrhaft das Geheiß des Meisters befolgen und beweisen, daß das individuelle Bewußtsein „ganz licht“ sein kann; denn unsere Erkenntnis entspringt der Einheit und Allheit des Guten.
