Einfachheit kennzeichnet die Lehren der Christlichen Wissenschaft und in zunehmendem Maße auch die höchsten und besten materiellen Theorien, die die wissenschaftlichen Denker der Welt durch ihr verstandesmäßiges Ringen entwickelt haben. Von den Schlußfolgerungen dieser Denker kann man mit den Worten der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 268) fraglos sagen: „Die Annahme von einer materiellen Basis, von der alles Vernunftgemäße hergeleitet werden kann, weicht langsam der Idee einer metaphysischen Basis, welche von der Materie ab- und auf das Gemüt hinsieht als auf die Ursache einer jeden Wirkung.“
Es ist das Vorrecht des Christlichen Wissenschafters, naturwissenschaftliche Theorien vom Standpunkt seiner Kenntnis der unbedingten Wissenschaft aus zu betrachten und aufmerksam zu verfolgen, wenn sie der in der Christlichen Wissenschaft dargelegten Erklärung der Materie näher kommen. Kein Christlicher Wissenschafter wird unberechtigt den Anspruch erheben, daß er die verwickelten theoretischen Formeln und die diesbezüglichen sogenannten Grundlagen völlig verstehe; aber es wäre nicht richtig, von vornherein anzunehmen, daß jemand, der ein beweisbares Verständnis der Grundlagen von Mrs. Eddys Lehren hat, jene Gedankengänge im großen ganzen nicht verstehen könne.
Der Christliche Wissenschafter beurteilt jede materielle Theorie nicht vom Standpunkt der Physik, sondern der Metaphysik. Jesus sagte: „Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein“ (Matth. 6, 22). Wenn wir die Allheit und Einheit Gottes, des Geistes, des Gemüts, erkennen und in unserem Bewußtsein daran festhalten, daß dies die volle Wahrheit ist, wird unser Verständnis erleuchtet, und wir werden unverkennbar fähig, Tatsachen und das, was nicht tatsächlich ist, auseinanderzuhalten.
Materielle Theorien bestätigen an und für sich die Christliche Wissenschaft nicht; denn die Bestätigung der göttlichen Wissenschaft kommt durch Beweisführung — durch das Heilen von Krankheit und Sünde und das Überwinden des Todes. Laßt uns zur nachdrücklichen Betonung dieses Punktes eine Heilung durch die Christliche Wissenschaft betrachten und sehen, wie sie die Lehre dieser Religion bestätigt, daß Substanz nicht materiell, sondern geistig ist!
Ein Kind brach das Schulterblatt an verschiedenen Stellen. Der Arzt, der den Knochen einrichtete, machte einen Fehler, und es trat eine Mißbildung in Erscheinung. Der nach dieser Entdeckung gerufene Spezialarzt riet dazu, die Knochen zu brechen und nochmals einzurichten. Die Mutter war Christliche Wissenschafterin; so wurde statt dessen mit Erlaubnis des Vaters ein Ausüber um Hilfe gebeten. Durch das Verständnis, daß der Mensch nicht materiell, sondern geistig ist, und daß daher die Widerspiegelung des Geistes seine einzige Substanz ist, kam die Heilung zustande. Die Knochenbildung wurde ohne materielle Hilfe berichtigt, und zwar so vollkommen, daß der Spezialarzt, der das Kind auf Ersuchen des Vaters nach einiger Zeit untersuchte, nicht erkennen konnte, welche Schulter gebrochen gewesen war.
Gott, der Geist, das Gemüt, ist unendlich und das All. Der Mensch, der nach der Erklärung der Bibel Gottes Bild und Gleichnis ist, ist so vollkommen wie Gott. Unvollkommenheit ist unwirklich, weil sie Gott unähnlich ist, und man kann beweisen, daß Unvollkommenheit ist. Weil Krankheit dem Verständnis Gottes, der Wahrheit, weicht; weil das reine Bewußtsein des wahren Seins Elend jeder Art meistert; weil die großen und kleinen Sorgen und Befürchtungen im menschlichen Leben in Gegenwart des geistigen Sinnes verschwinden — auf Grund dieser Beweise der Wahrheit, die Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit lehrt, braucht der Christliche Wissenschafter keine weitere Bestätigung.
Nach Mrs. Eddys Entdeckung der göttlichen Gesetze des Lebens, die sie Christliche oder göttliche Wissenschaft nannte, hielten die Naturwissenschafter im allgemeinen noch viele Jahre an der so lang geglaubten Annahme fest, daß die Materie feste Substanz sei, und daß mechanische Gesetze (Gesetze, die nur mit materiellen Kräften zu tun haben) alle physischen Erscheinungen beherrschen. Trotz dieser allgemeinen Zustimmung, aber auf Beweise der Heilung wie in dem vorstehend erwähnten Fall gestützt, schrieb die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft die Wahrheiten, die in „der wissenschaftlichen Erklärung des Seins“ auf Seite 468 in Wissenschaft und Gesundheit enthalten sind: „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem“, und bewies sie.
Vor der Jahrhundertwende wurde jedoch der Glaube, daß die Materie die feste Substanz sei, die sie zu sein scheint, durch gewisse naturwissenschaftliche Entdeckungen untergraben. Diese Entdeckungen führten unmittelbar zu der jetzt von Naturwissenschaftern allgemein angenommenen Theorie, daß die Erscheinungen des physischen Weltalls sich in einem absoluten Sinne nicht durch mechanische Gesetze erklären lassen; daß solche grundlegende physische Zustände wie Masse, Raum und Zeit vielmehr nur relativ für das Bewußtsein bestehen, das sie sich vorstellt. Nach dieser Theorie sind Zeit — Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft — und Entfernung, Geschwindigkeit und Form nicht unbedingte materielle Tatsachen, sondern nur Gebilde des sterblichen Bewußtseins. Mrs. Eddy hatte viele Jahre vorher schon erklärt, daß materielle Erscheinungen und das sterbliche Gemüt eins sind; aber sie ging noch weiter und erklärte, daß weder materielle Zustände noch das sogenannte Bewußtsein, aus dem sie hervorgehen, wirklich sind. Ihre Schriften bringen alle wahren Erscheinungen in Beziehung zu Gott, dem göttlichen Gemüt, und erklären, wie schon gesagt, daß alle Wirklichkeit die Offenbarwerdung dieses Gemüts ist.
Die Christliche Wissenschaft zeigt den Menschen, daß die Allheit Gottes die Möglichkeit des wirklichen Bestehens eines Bewußtseins, das die Wahrheit falsch verstehen kann, auschließt. Wenn ein Christlicher Wissenschafter daher den materiellen Augenschein von Übeln wie Sünde, Krankheit oder Tod vor sich sieht, kann er verständnisvoll erklären: „Es gibt kein sterbliches Gemüt; folglich ist keine Wahrheit in den Erscheinungen des sterblichen Gemüts., Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem.‘ “ Wenn er sich die Wahrheit dieser Erklärung zu eigen macht, erwacht er aus dem Irrtum der Annahme zur Erkenntnis des geistigen Seins, und die falschen Erscheinungen verschwinden aus seiner Erfahrung.
Offenbarung, Logik und vor allen Dingen Beweisführung stützen die Behauptung, daß die allem Übel zugrunde liegende Materie ein falscher Begriff ist und nicht als Wirklichkeit besteht. Die Ereignisse einer unglücklichen Vergangenheit, Zukunftsahnungen und Befürchtungen mit Bezug auf Versorgung, Gesundheit und Glück vergehen, wenn man die Immergegenwart der zeitlosen Liebe, der unwandelbaren Wahrheit, des alles durchdringenden göttlichen Prinzips, des unendlichen Geistes, erkennt, und die Annahmen von Zeit, von materieller Substanz und von Raum verschwinden.
Neuerdings haben viele physische Theoretiker öffentlich die Hoffnung ausgesprochen, ein physisches Gesetz zu finden, das alle Erscheinungen des Weltalls umfassen wird. Die Christliche Wissenschaft behauptet, daß das einzige einheitliche Gesetz, da das einzige Weltall geistig ist, geistig und rein metaphysisch sein muß — daß es über dem Physischen, nur im Reich des Gemüts besteht. Alles wahrhaft Bestehende ist eins mit Gott und ist dadurch geistig vereinigt.
Der Christlichen Wissenschaft gemäß ist das Prinzip allumfassend und erhält jede Idee in ihrer vom göttlichen Gesetz regierten Bahn. Der Mensch, die Idee Gottes, bleibt immer dem Prinzip untertan. Das göttliche Gemüt, das geistige und allumfassende Bewußtsein, verliert den Menschen, seine Idee, nie aus den Augen. Jede Bewegung, alle geistigen Gebilde, alles, was besteht, befindet sich im Reich des harmonischen Gemüts und drückt ewig das Wesen Gottes in vollkommener Ordnung aus. In dieser rechten Tätigkeit gibt es keine Stokkung, hat kein wirklicher Zustand einen Anfang oder ein Ende. Der immerwährend von Gemüt regierte Mensch ist immerwährend frei von den falschen Vorstellungen und Vorschriften des sterblichen Gemüts.
Der Christliche Wissenschafter denkt nie gering von der Arbeit derer, die aus Überzeugung naturwissenschaftliche Forschungen betreiben; aber er bleibt überzeugt, daß die größte Wissenschafterin unter allen wahren Wissenschaftern der neueren Zeit, Mrs. Eddy, die Tatsachen des Seins vollständig dargelegt hat. Laßt uns also umso ernstlicher arbeiten, um den Menschen durch den Beweis, der die Kranken heilt und die Sünde materialistischen Denkens austreibt, klar zu zeigen, daß die Christliche Wissenschaft die wahre Wissenschaft ist, die heute in ihrer reinsten Form allen zugänglich ist, die nach Gerechtigkeit hungern und nach dem lebendigen Wasser des Wohlergehens und der Reinheit dürsten!
