An einem milden, sternenhellen Juniabend hatte sich eine Gruppe junger Männer auf der Freitreppe der Kapelle ihrer Hochschule zusammengefunden, um den abgehenden Studenten Gelegenheit zu einem ungezwungenen Abschied zu geben. Mehrere der Scheidenden gaben ihrer Dankbarkeit Ausdruck für den Fortschritt, den sie gemacht hatten. Vielen kamen jedoch beim Rückblick auf ihre Hochschulzeit versäumte Gelegenheiten und persönliche Unzulänglichkeiten so sehr zum Bewußtsein, daß sie die immerhin ansehnliche Arbeit, die sie getan hatten, ganz aus den Augen verloren.
Warum konnten Selbstvorwürfe und Selbstherabsetzung diese guten jungen Leute so leicht und unbewußt überwältigen? Warum hatten sie keine bessere Meinung von sich selber? Sie schenkten der Einflüsterung Glauben, daß man persönlich gut oder entsprechend persönlich schlimm sein könne, und dies hatte dazu beigetragen, die Tatsachen des geistigen Selbst vor ihnen zu verbergen.
Die Christliche Wissenschaft scheidet Selbstherabwürdigung und Selbstsucht durch die Enthüllung der Wahrheit aus, daß der Mensch das Ebenbild Gottes ist. Jesus, der seine Einheit oder sein Einssein mit Gott klar erkannte, wies wachsam und entschieden jede persönliche oder materielle Ansicht von Gutsein ab. Als ihn jemand „guter Meister“ anredete, wies er diese persönliche Verehrung sofort zurück mit der Erklärung (Mark. 10, 18): „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.“ In völliger Übereinstimmung mit Jesu Antwort lehrt die Christliche Wissenschaft, daß der Mensch keine eigene Eigenschaft oder Befähigung, kein eigenes Wirken hat, sondern genau den Charakter, das Wesen und das Wirken seines Schöpfers, Gottes, ausdrückt.
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