Das Anknüpfen an frühere Besprechungen ist oft eine wesentliche Hilfe beim Unterricht in der Sonntagsschule. Es kann wohl gesagt werden, daß ein Neuaufnehmen und Wiederholen gewisser Themen notwendig ist für guten Unterricht. Obwohl eine bloße Wiederholung von Worten langweilig und uninteressant werden mag, so können Wiederholungen, wenn die Worte mit geistigen Ideen verknüpft werden, dazu beitragen, diese Worte bedeutungs- und eindrucksvoller zu machen.
Der Wert der Wiederholung kann am Studium einer Sprache veranschaulicht werden. Wenn jemand eine Sprache studiert, so erwirbt er gleich in der ersten Stunde einen gewissen Wortschatz. In der nächsten Stunde lernt er einige weitere Worte, die er mit den vorher gelernten Worten zusammen anwenden kann. Das gleiche geschieht in der dritten und in den folgenden Stunden. Die einmal gelernten Worte werden nicht aufgegeben um der neuen willen, sondern sie werden zusammen mit den neuen gebraucht, um den Schüler zu befähigen, sich immer besser in der Sprache auszudrücken. Ebenso ist es mit dem Unterricht in einer Sonntagsschulklasse. Eine biblische Geschichte oder ein Abschnitt aus der Bibel oder „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy, die der Lehrer den Schülern besonders eindrucksvoll zu machen wünscht, können in aufeinander folgenden Unterrichtsstunden in neuer und mannigfacher Anwendung dargelegt werden. So wird das früher Gelernte nicht aus Mangel an Gebrauch vergessen, sondern vielmehr durch die Verknüpfung mit Späterem von neuem betont und beleuchtet; und die Schüler lernen es wie ein richtunggebendes Licht auf ihrem eigenen Lebensweg zu schätzen.
Gewöhnlich erwartet der Sonntagsschullehrer von seinen Schülern, daß sie, wenn sie es nicht schon vorher getan haben, den Wortlaut der „Ersten Lektionen“ auswendig lernen — nämlich die Zehn Gebote, das Gebet des Herrn mit seiner geistigen Erklärung von Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit“ und die Seligpreisungen. Es hat sich erwiesen, daß das den Schülern nicht schwer fällt, wenn diese Lektionen wiederholt auf verschiedene Phasen in ihrer Erfahrung angewandt werden; mit andern Worten, wenn sie verständnisvoll wiederholt werden.
Dies wurde veranschaulicht in dem Falle eines achtzehnjährigen Jungen, der in eine Sonntagsschulklasse mit Schülern seines eigenen Alters kam, ohne die Seligpreisungen auswendig zu können. Er hatte zwar einige Jahre lang eine christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule besucht, und er kannte etwas von dem Wortlaut dieser Bibelstellen — die Anfangs- und die Endworte — war aber nicht imstande, die einzelnen Teile richtig zusammenzufügen. Wahrscheinlich hatte er einmal während seiner Sonntagsschulzeit gelernt, diese Sprüche auswendig herzusagen; da ihre Bedeutung und Anwendbarkeit ihm jedoch nicht klar geworden waren, wurden die Worte zu unzusammenhängenden Sätzen mit wenig geistiger Bedeutung. Er mußte den Wert dieser Lektionen verstehen lernen.
Eines Sonntags erklärte der Lehrer den Schülern, wie die Seligpreisungen, wenn sie verstanden würden, ihre ganze menschliche Erfahrung bereichern könnten. Dies erregte ihr lebhaftes Interesse, und zwei Wochen später, bei der Besprechung der Lektionspredigt aus dem Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft, zitierte der neue Schüler verschiedene Male die Seligpreisungen. Der Lehrer sagte zu ihm: „Nun, Georg, du hast also jetzt wirklich die Seligpreisungen gelernt!“ Seine Erwiderung war: „Ja, und ich habe sie nicht durch bloße Wiederholung der Worte gelernt, sondern indem ich versuchte, sie zu verstehen.“ In dem Maße, wie er Fortschritte im Verstehen derselben machte, lernte er auch, sie praktisch anwenden.
Manchmal kommt es vor, daß ein Schüler, wenn er nach einer der großen biblischen Gestalten gefragt wird, sich kaum an mehr als den Namen derselben erinnert. Ist das nicht darauf zurückzuführen, daß dem Kinde niemals genügend erklärt worden ist, wie es die Eigenschaften, die jenen Menschen groß machten, auch in seinem eigenen Leben zum Ausdruck bringen könnte? Wohl alle Anfangsklassen der Sonntagsschule hören von dem Knaben Samuel, der in seiner Kindheit schon lernte, auf die Stimme Gottes zu lauschen und zu beten: „Rede, denn dein Knecht hört“ (1. Sam. 3:10). Wie kommt es wohl, daß der Schüler nicht immer lernt, wie Samuel auf Gottes Stimme zu lauschen? Mag es nicht sein, weil er im späteren Unterricht nicht von neuem an die Erfahrung des Knaben Samuel erinnert wurde? Vielleicht hat er nie Samuels frühe Erziehung mit der Weisheit verknuhpft, die ihn später befähigte, in einer großen nationalen Krise, unter göttlicher Führung, einen König zu erwählen und zu salben.
Der Lehrer einer Gruppe älterer Knaben und Mädchen bestand darauf, in gewissen Abständen jene frühe Erfahrung Samuels zu wiederholen, bis die Schüler ihre volle Bedeutung erfaßt hatten. Als dann in der Lektionspredigt Samuel erwähnt wurde und sein Besuch im Hause Jesses, mit der Absicht, dort einen Thronfolger für Saulus zu finden, besprach die Klasse von neuem die Jugenderfahrung Samuels, und die Schüler erkannten, daß Samuel keinen Fehler in seiner Wahl machen konnte, weil er frühe gelernt hatte, auf Gottes Stimme zu lauschen. Obwohl er wußte, daß einer der Söhne Jesses zum König erwählt werden sollte, und zuerst dachte, alle Söhne Jesses ständen vor ihm, wurde er dazu geführt, keine Wahl zu treffen, bis auch der jüngste Sohn, David, der zukünftige König, vom Felde hereingeholt worden war. So lernten die Schüler, die Wichtigkeit des Lauschens zu verstehen, und sie erlangten eine vollere Würdigung des Liedes unserer Führerin, das mit den Worten beginnt: „Hirte mein, zeige mir, wie ich soll gehen“ (Christlich-wissenschaftliches Gesangbuch, No. 304).
Eine spätere Lektionspredigt über das Thema „Gemüt“ brachte einen Abschnitt aus dem Kapitel „Zusammenfassung“ in unserem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“, der als Antwort auf die Frage „Was ist Intelligenz?“ (S. 469) lautet: „Intelligenz ist Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht.“ Von neuem wurde die Geschichte von Samuel erörtert, und die Schüler erkannten, daß Samuel dadurch, daß er sich an Gott um Führung wandte, bewies, daß „Intelligenz ... Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht“ ist. So lernten sie auch verstehen, daß sie, wenn sie für sich selbst eine wichtige Entscheidung zu treffen haben oder zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen müssen, oder wenn sie etwas Notwendiges und Richtiges erstreben, sich an jene Stelle im Lehrbuch wenden, sie in Verbindung mit ihrem eigenen Problem betrachten und ebenso göttlich und weise geführt werden können, wie Samuel. Diese Art Wiederholung wirkt niemals monoton, denn die verschiedenartige Anwendbarkeit der unendlichen Wahrheit ist immer frisch und inspirierend.