Im zweiten und dritten Kapitel der Offenbarung finden wir viele Verheißungen des Guten, die dem, der überwindet, als Lohn zuteil werden sollen. Unter anderem lesen wir, daß er von dem „Holz des Lebens“ essen und „einen neuen Namen“ erhalten wird, daß er „Macht über die Heiden“ haben und „auf Gottes Stuhl sitzen“ wird; und in der Offenbarung 2:28 heißt es: „Ich will ihm geben den Morgenstern“.
Wenn wir ausdauernd und getreulich arbeiten, um schwierige Situationen zu überwinden, wenn Kummer und Entmutigung wirklich und allzu hartnäckig scheinen, dann laßt uns des „Morgensterns“ gedenken. Er wird ohne Frage denen aufgehen, die geduldig anhalten am Gutestun und zuweilen gerade dann, wenn die Dinge am dunkelsten und hoffnungslosesten erscheinen.
Eine Mutter hatte die ganze Nacht gewacht und für ihr Kind gearbeitet, das sich in einem kritischen Krankheitszustand befand; doch als die Stunden so dahin schlichen, wurde sie verzagt und müde. Sie hatte das trostreiche Wort Gottes in der Heiligen Schrift gelesen, sowie die kostbaren Wahrheiten, die in dem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy und in ihren übrigen Schriften enthalten sind. Sie hatte den Irrtum mit allem Nachdruck verneint und die Wahrheit bejaht, und sie hatte sich aufrichtig darum bemüht, ihre Erklärungen auch zu verstehen; und dennoch schien der Zustand des Kindes unverändert. Schließlich war sie so mutlos, daß sie gerade das Zimmer verlassen wollte, um sich den Beistand eines andern zu erbitten, als sie einen schwachen Schimmer der Morgendämmerung wahrnahm, die an den Seiten des vorgezogenen Vorhangs hereinfiel. Es war ihr, als ob hier ein Stern der Hoffnung leuchte, und sie sagte sich: „Ich habe die ganze Nacht gearbeitet; soll ich nun alles aufgeben, wenn der Morgen anbricht? Nein, ich will fortfahren und im Verständnis anhalten, denn ich habe den ‚Morgenstern‘ gesehen.“ Als sie sich dem Bett des Kindes zuwandte, fand sie es sanft eingeschlafen; und sehr bald, als das Morgenlicht das Zimmer durchflutete, bekundete sich das volle, strahlende Licht von Gottes heilender Wahrheit in der Heilung dieses physischen Zustandes.
Wenn uns Lasten schwer erscheinen, dann wollen wir uns darüber erheben und uns über die vor uns liegende Gelegenheit freuen. Wenn wir uns klar machen, daß ein sogenanntes Problem oder eine Prüfung nur eine Gelegenheit ist, die Allheit Gottes zu beweisen, dann sind wir gerade in dem Augenblick der Freude des Überwindens gewahr geworden. In den biblischen Schriften spricht Paulus, dieser grandiose Charakter, von der Freude inmitten der Trübsal. Er erklärt (Röm. 5:3, 4): „Wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, daß Trübsal Geduld bringt; Geduld aber bringt Erfahrung; Erfahrung aber bringt Hoffnung.“ Es ist Erfahrung, die uns Wachstum verleiht. Unsere verehrte Führerin schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 296): „Fortschritt wird aus Erfahrung geboren.“
Aber in welcher Weise sollen wir die gebotenen Gelegenheiten nützen und den Irrtum voll Freude überwinden? Der Weg ist uns in der Christlichen Wissenschaft klar vorgezeichnet, die Regeln sind eindeutig festgelegt und die Bahn steht uns offen. Wenn unser Verlangen aufrichtig ist, bemühen wir uns unentwegt, und der Erfolg bleibt dann nicht aus. Zuweilen mag ein Problem wie ein schweres Kreuz erscheinen, aber das Wort „Gelegenheit“ steht in leuchtenden Lettern und führt mit seinem Schein den Weg zum Licht der Freude und zum krönenden Stern des Sieges.
Mit der Christlichen Wissenschaft können alle menschlichen Nöte behoben, jede Schwierigkeit gemeistert werden. In der Tat ist die Christliche Wissenschaft die Antwort auf den Ruf der Menschheit nach Trost und dem Ende des Irrtums. Jesus prophezeite ihr Kommen. Die Christliche Wissenschaft entfaltet die Wahrheit über den Menschen und seine Gotteskindschaft, indem sie in christlicher Weise und mit christlichen Worten Trost, Liebe und Mitgefühl darbietet. Sie versorgt und stillt die menschlichen Bedürfnisse und führt so die Menschheit sanft doch sicher hinan zu den göttlichen Begriffen und zu dem Reich Gottes. Laßt unser Emporstreben in unserer Suche nach der göttlichen Metaphysik nicht so ätherisch werden, daß wir die menschlichen Gefühle übersehen, denn dann vergessen wir die erhabenen Zwecke der Christlichen Wissenschaft, ihre heiligen Methoden und ihre beglückenden. Erfüllungen. Unsere geliebte Führerin schreibt (ebd., S. 25): „Die Göttlichkeit des Christus wurde in der Menschlichkeit Jesu offenbar.“
Christus Jesus versäumte nie, auch den menschlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Er heilte die Kranken, wandelte die Sünder um, erweckte die Toten, speiste die Menge, versorgte, dem augenblicklichen Bedarf entsprechend, mit Geld und zeigte auf diese Weise allen die heilende Kraft und die zärtliche Fürsorge der göttlichen Liebe; und zwar dies alles in Erfüllung von Jesajas Worten (40:1): „Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott.“ Doch Jesus verhieß noch einen andern Tröster; und mit dem Kommen der Christlichen Wissenschaft, mit deren klarer Definition von Gott, dem göttlichen Prinzip, und ihren Anleitungen zur Demonstration, wurde uns ein Regelbuch gegeben, aus dem wir alle erlernen können, dem Beispiel Christi Jesu zu folgen. Mrs. Eddy bewies viele der von ihr dargelegten Wahrheiten, ehe sie „Wissenschaft und Gesundheit“ veröffentlichte.
Wenn wir dieser großen Führerin folgen und den Regeln und Weisungen, die sie uns gegeben hat, gehorsam sind, lernen wir auch verstehen, daß das von uns Befolgte wahr ist, denn wir können es beweisen. Es gibt nichts, was einer Demonstration gleichkommt. Sie ist der Gipfel der Christlichen Wissenschaft. Jedermann sollte danach trachten und sich darum bemühen, sich die Wahrheit zu beweisen. Ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft ist ein Helfer, und wir sind unaussprechlich dankbar für diese helfer; doch das Ausarbeiten unseres Heils bleibt unsere individuelle Aufgabe. Wir alle gehen ein in das Reich Gottes, einer nach dem andern. Die Siege auf diesem Wege sind freudige Gelegenheiten, denn wir können nicht umhin, das Zunehmen der Kraft unseres Verständnisses zu spüren und zwar in dem Maße, wie wir die Wahrheit demonstrieren.
Das einfache Erkennen, daß ein sogenanntes Problem eine Gelegenheit zur Demonstration ist, führte bei einer Anhängerin der Christlichen Wissenschaft zu einem beglückenden Resultat. Sie hatte aus Versehen ihre Tasche, die einen erheblichen Wert hatte, in einem öffentlichen Waschraum liegen lassen. Neben dem beträchtlichen Wert der Tasche an sich, enthielt sie auch noch eine Brieftasche mit Geld und einer großen Anzahl wichtiger persönlicher Papiere. Als sie dorthin zurückging, mußte sie feststellen, daß die Tasche verschwunden war; aber freudig überwand sie das Gefühl eines Verlustes mit dem Gedanken der guten Gelegenheit und sagte sich: „Was ist mir doch hier für eine Gelegenheit geboten, die Rechtschaffenheit des Menschen und die Allheit Gottes zu demonstrieren!“ Und dies blieb auf dem Rückweg zu ihrem Sprechzimmer der vorherrschende Gedanke.
Sie erzählte diesen Vorfall einer Freundin, die um Hilfe zu ihr gekommen war, und unterstrich den Gedanken, daß es sich hier um eine Gelegenheit anstatt um ein Problem handele. Es wurden keine tief metaphysischen Erklärungen oder Argumente erörtert, statt dessen große Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht für das Vorrecht, Gottes Allheit zu beweisen. Während sie noch über diese Wahrheiten sprach, öffnete sich die Außentür, und eine junge Angestellte aus einem der Ärztebüros in dem Gebäude trat ein und brachte die vermißte Tasche. Ob es sich hier um die Versuchung, die Tasche zu behalten, gehandelt hatte, oder ob sie lediglich aus dem Waschraum genommen worden war, um sie aufzubewahren, ist weder bekannt noch so wichtig wie die Tatsache, daß die Kraft der verstandenen Wahrheit und die zum Ausdruck gebrachte Dankbarkeit für das Vorrecht, diese Wahrheit zu kennen, hier demonstriert worden waren. Die dabei anwesende Freundin erklärte, daß das, was sich hier vor ihren Augen abgespielt hatte, ihr mehr geholfen habe, als alle Worte, die ihr an dem Nachmittag hätten gesagt werden können.
Alle Christlichen Wissenschafter sind dem Werk geweiht, die Allheit Gottes zu demonstrieren. Mrs. Eddy erklärt in „Nein und Ja“ (S. 30): „Gottes Gesetz ist in den drei Wörtern enthalten: ‚Ich bin [das] All‘.“ Oft bekundet sich die Tiefe der Christlichen Wissenschaft durch die Einfachheit ihrer Erklärungen. Wenn in unserem Bewußtsein das Gesetz „Ich bin [das] All“ über allem thront, dann können wir furchtlos an jedes Problem herantreten und beweisen, daß dieses Gesetz jede Situation beherrscht und alles, was dem Guten unähnlich ist, spontan entfernt und vernichtet. Laßt uns stets danach streben, das Böse zu überwinden und nicht vom Bösen überwunden zu werden. Durch die Gnade Gottes können wir den Sieg erringen, denn entsprechend dem, wie wir beten und uns im täglichen Leben dicht bei Gott halten, werden wir stark, gefestigt und befähigt, allen Suggestionen des Bösen entgegenzutreten und sie zu meistern. Laßt uns die Vorrechte erkennen, die vor uns liegen, und fortfahren in dieser Freude des Überwindens.
