„Vergegenwärtige dir die Wahrheit.“ Dies ist die Antwort, die die Christliche Wissenschaft gibt auf die Frage „Was kann ich tun, wenn mir ein Problem zur Zwangsvorstellung wird, und ich nicht aufhören kann, darüber nachzudenken?“ Der Heiland erklärte, daß die Wahrheit uns frei macht (siehe Joh. 8:32) und er bediente sich vieler Gleichnisse, um seinen Hörern die Wahrheit verständlich zu machen.
Die Verfasserin hat häufig in ihrem Streben, die Wahrheit zu demonstrieren dadurch Ermutigung gefunden, daß sie sich vorstellte, in welcher Art ein Musiker sich auf seine Konzerte vorbereitet. Er verbringt nicht Stunden und Tage mit dem Einüben falscher Noten oder damit, in ungenauem Tempo und Rhythmus zu spielen. Wäre dies der Fall, so würde am Konzertabend Disharmonie, statt Harmonie Harmonie erklingen, und wir würden weder den Komponisten noch sein Werk wiedererkennen.
Der Musiker übt, um die Musik genau, wie sie niedergeschrieben wurde, und so vollkommen, wie möglich, zu interpretieren, und die Schwierigkeiten zu überwinden, die ihn an der genauen Wiedergabe der Komposition hindern. Bei einem Fehler ist der Dirigent sich bewußt, daß das Versehen nicht ein Teil der Komposition ist, und mit seinem Taktstock bedeutet er den Musikern, gewissenhaft der Partitur und dem Dirigenten zu folgen. Der Musiker, der das Werk eines großen Meisters ohne Fehler interpretiert, hat fleißig daran gearbeitet, nur das zu spielen, was der Komponist geschrieben hat. Er beachtet und befolgt die Gesetze der Musik. Es würde ihm nicht einfallen, etwas hinzuzufügen oder wegzulassen.
Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 276): „Harmonie ist im Menschen ebenso wirklich und unsterblich wie in der Musik. Disharmonie ist unwirklich und sterblich.“ Der Verfasserin scheint diese Stelle in Wechselbeziehung zu Christi Jesu Worten zu stehen (Matth. 15: 13): „Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht pflanzte, die werden ausgereutet.“ Es ist leicht ersichtlich, daß die unwirkliche und sterbliche Disharmonie, von der Mrs. Eddy spricht, und „alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht pflanzte“ ein und dasselbe sind, nämlich das Böse.
Die Theologie der Christlichen Wissenschaft beruht ganz und gar auf der geistigen Bedeutung der Heiligen Schrift, die nicht zuläßt, daß Gott zu einer Zeit der Schöpfer und Spender des Guten ist und zu einer andern Zeit der des Bösen. Jakobus berührte dies mit seiner Frage (3:11): „Quillt auch ein Brunnen aus einem Loch süß und bitter?“
Der Christliche Wissenschafter anerkennt und bestätigt, daß alles gut sein muß, da Gott alles geschaffen hat. Es kann nicht Materie sein, da Gott Geist ist. Folglich ist alles, was vom Geist ausgeht, rein geistig, gesund und heilig. Der Wissenschafter erkennt, daß sich sein Leben in dem Maße umwandeln wird, wie er solch vollkommene Eigenschaften ausdrückt, wie geistige Ausgeglichenheit, Freudigkeit, Frieden, Liebe, Tätigkeit, rechtes Interesse, Intelligenz, Lauterkeit, Scharfsinn, Genauigkeit und so weiter. Schwierigkeiten werden der Harmonie weichen, Krankheit der Gesundheit, Einsamkeit der Freundschaft, Mißerfolg dem Erfolg, Selbstsucht der Hilfsbereitschaft, Gefühlserregungen der Beherrschung und Mangel der Fülle. Mrs. Eddy offenbart uns Jesu Gebete als aufrichtige Bezeugungen der Wahrheit und seine Fähigkeit, mit dem göttlichen Prinzip in Gemeinschaft zu stehen, als dasjenige, das ihm Herrschaft über jeden materiellen Zustand, einschließlich Sünde, Krankheit und Tod, gab.
Wenn ein ungelöstes Problem auf uns lastet, dann tun wir gut daran, uns zu fragen: „Habe ich die Regeln der göttlichen Metaphysik angewendet? Habe ich das Problem im Licht des göttlichen Prinzips überdacht? Habe ich jede unharmonische Suggestion mit der geistigen Tatsache ersetzt; in andern Worten, mit der wahren Idee des Geistes?“ Wenn wir aufrichtig beten und diese Methode anwenden, werden wir gewiß den Irrtum entdekken, der unsere Demonstration zu verhindern sucht.
Vielleicht glauben wir, erblich belastet zu sein, anstatt an der Tatsache festzuhalten, daß Gott Vater und Mutter ist und uns nur Gutes verleiht; oder wir mögen die Annahme eines schwierigen Temperaments haben, statt die Wahrheit anzuerkennen, daß Prinzip den Menschen mit einer beständig glücklichen Natur ausgestattet hat; oder wir mögen uns mit einer schwächlichen oder unsicheren Gesundheit abgefunden haben, statt zu erfassen, daß der Mensch von Anbeginn die gesunde und vollkommene Idee der einen Intelligenz gewesen ist. Vielleicht haben wir gewisse schlechte Gewohnheiten und Gelüste, die uns der reinen und unendlichen Freuden der Seele berauben, noch nicht aufgegeben. Sind wir vielleicht geizig? Dann verstehen wir nicht, daß Gott die Quelle von allem ist, was wir besitzen. Sind wir verschwenderisch, dann schätzen wir nicht die Segnungen des Gemüts und ermangeln vielleicht der Dankbarkeit. Wie Fehler die Harmonie eines Musikstückes entstellen, so würden die Suggestionen des sterblichen Gemüts die Harmonie entstellen, die dem Menschen als Gottes Ebenbild zugehört.
Vor vielen Jahren verlor die Verfasserin durch tragische Umstände ihr Heim, eine ausgezeichnete Stellung und liebende Freunde, und diese Verluste beeinträchtigten ihre Gesundheit schwer. Da sie die Christliche Wissenschaft erst seit kurzer Zeit kannte, ließ sie es zu, daß diese Geschehnisse sie überwältigten. Selbstbedauern, Entmutigung und Verzweiflung machten ihre Bürde noch schwerer.
Als sie eines Nachts wach lag, erkannte sie, daß sie sich nicht Christliche Wissenschafterin nennen durfte, wenn sie die Regeln der Wissenschaft nicht befolgte; genau so wenig, wie sich jemand für einen Musiker ausgeben kann, wenn er die Regeln der Musik unbeachtet läßt. Ein Lichtstrahl durchdrang ihr Bewußtsein, und sie erfaßte, daß der Augenblick für sie gekommen war, ihre Fähigkeit, in Übereinstimmung mit Gottes Willen zu denken, gewissenhafter anzuwenden. Sie erkannte, da der Irrtum nichts mit dem wirklichen Menschen zu tun hat, konnte er auch ihr Vertrauen auf das Gute nicht vermindern, es vereiteln oder zerstören. Deshalb gab sie den Kummer auf, die Furcht, den Groll, das Selbstbedauern und die Schwäche und ersetzte diese Irrtümer durch Freudigkeit, Vertrauen, Nachsicht, Gelassenheit und Tatkraft. Von diesem Tage an wandelte sich ihr Leben um. Dadurch, daß sie diese geistigen Eigenschaften zum Ausdruck brachte, erlangte sie bessere Gesundheit, als sie je gehabt hatte, eine zweckvolle und gesegnete Tätigkeit, aufrichtige Freundschaften und eine zufriedene innere Einstellung.
Mit inspirierter Autorität schreibt unsere Führerin in Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 355): „Laß Disharmonie jedes Namens und jeder Art nicht mehr gehört werden, und laß den harmonischen und wahren Sinn des Lebens und des Seins von dem menschlichen Bewußtsein Besitz ergreifen.“ Es ist das Vorrecht des Christlichen Wissenschafters, diese Wahrheit zu demonstrieren.
Wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde.— Hebräer 11:6.
