Kirchenbau ist in der Christlichen Wissenschaft eine ununterbrochene geistige Tätigkeit. Zusammen mit ihrer Entdeckung der Wissenschaft des Seins wurde Mary Baker Eddy dazu geführt, das Bedürfnis nach einer Organisation zu erkennen, durch welche der Welt der Christus, die Wahrheit, gebracht werden konnte. Dieses Bedürfnis wurde von ihr durch die Gründung Der Mutterkirche, Der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Massachusetts, befriedigt, sowie durch Vorkehrungen für ihre Zweige und deren geordnete Tätigkeit. Sie begründete die Bewegung so gut, daß Archibald McLellan, der Schriftleiter der Zeitschriften, beim ersten Erscheinen des Christian Science Monitor die Bemerkung machte: „Sie hat uns nichts zu entdecken oder zu erschaffen übrig gelassen — wir haben nur auszuführen und fortzufahren.“ (Berichtet in „Mary Baker Eddy und ihre Bücher“, S. 120, von William Dana Orcutt.)
Das Kirchenmitglied findet viele Gelegenheiten, auszuführen und fortzufahren, und wenn sich sein Denken geistig entfaltet, so bemerkt es, daß seine Gelegenheiten auch den Kirchenbau einschließen. Es mag zuerst geneigt sein anzunehmen, daß diese Tätigkeit beginnt, wenn ein Raum benötigt wird, in dem Gottesdienste abgehalten werden können — der wahre Begriff von Kirchenbau ist jedoch viel größer. In Wirklichkeit beginnt der Kirchenbau, wenn jemand zuerst Kirchenmitgliedschaft erwägt. Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 35): „Unsre Kirche ist auf dem göttlichen Prinzip, Liebe, erbaut. Wir können uns mit dieser Kirche nur vereinigen, wenn wir neu geboren werden aus dem Geist, wenn wir das Leben erreichen, das Wahrheit ist, und die Wahrheit, die Leben ist, indem wir die Früchte der Liebe hervorbringen — Irrtum austreiben und die Kranken heilen.“ Wer diese Bedingungen erfaßt und erfüllt, demonstriert die wahre Idee von Kirche.
Man erbaut also die Kirche, wenn man lernt, mit anderen vom Standpunkt des Prinzips aus in Ausschüssen und Vorständen zusammenzuarbeiten und sich an das göttliche Gemüt zu wenden, um seine Mittel und Wege, die Menschheit zu segnen und zu heilen, zu ermitteln. Man baut die Kirche, wenn man gewissenhaft die Gottesdienste und Geschäfts versammlungen seiner Kirche besucht und für sie betet; wenn man die Kirchenämter ehrt und unterstützt und sich weigert, herabsetzende Kritik zu üben, sondern statt dessen den Irrtum vom Menschen trennt und erkennt, daß er keinen Platz in der Kirche haben kann. Man baut die Kirche, wenn man es für sein Vorrecht und seine Pflicht hält, bei den Mittwochabend-Versammlungen Zeugnis dafür abzulegen, was die göttliche Liebe für uns getan hat. Und wenn man gebeterfüllt für die Vorträge arbeitet und erkennt, daß diese Wirksamkeit Der Mutterkirche die Welt umspannt, so erbaut man die Kirche.
Und wenn all diese Hingabe des Denkens an das Gute das Bedürfnis nach einem Kirchengebäude oder größeren Räumlichkeiten bewirkt hat, so ist es unser Vorzug, die Kirche Christi, Wissenschafter, fester im Gemeinwesen zu verankern und ihre Türen weiter zu öffnen. Im Denken der Mitglieder müssen drei Schritte unternommen werden, wenn sie mit dem Bau eines Kirchengebäudes beginnen, nämlich sich weihen, geben und bauen. Diese Schritte führen zur Errichtung des äußeren Gebäudes, zur Bezahlung und zur Einweihung.
Da alle christlich-wissenschaftliche Tätigkeit das Ergebnis der Entfaltung geistiger Ideen ist, so beginnt der Gedanke an das Erbauen einer Kirche im Bewußtsein. Äußerste Hingebung ist geboten. In „Rückblick und Einblick“ schreibt Mrs. Eddy (S. 28): „Ich hatte verstehen gelernt, daß das Denken vergeistigt werden muß, damit es den Geist erfassen kann. Es muß ehrlich, selbstlos und rein werden, um auch nur das geringste Verständnis von Gott in der göttlichen Wissenschaft zu bekommen. Das Erste muß das Letzte werden. Unser Verlaß auf irdische Dinge muß umgewandelt werden in die Wahrnehmung der geistigen Dinge, auf die wir dann vertrauen. Wenn der Geist in der Beweisung allerhaben sein soll, so muß er auch in unseren Neigungen das Erste sein, und wir müssen mit göttlicher Macht angetan werden.“
Wenn wir uns diesem großen Werk geweiht haben, so mag es sich für uns als notwendig erweisen, geben zu lernen. Dies erfordert Demut und führt zu dem Verständnis von wahrer Substanz. Die Verfasserin ist Mitglied einer Zweigkirche, in der beschlossen wurde, die zur Errichtung eines Kirchengebäudes benötigte Summe gemeinschaftlich aufzubringen. Sie stimmte von ganzem Herzen zu, und als ihr der Gedanke kam, daß sie eine bestimmte Summe beitragen könnte, erkannte sie darin die göttliche Führung, obgleich der Betrag, menschlich gesehen, über ihre Verhältnisse ging; und innerhalb von vier Monaten war die Summe im Kirchenschatz. Sie sah ein, daß Substanz unbegrenzt und immer verfügbar ist, da sie geistig ist, und daß das Gesetz Gottes, des Guten, die Versorgung für jedes gerechte Unternehmen zur Verfügung stellt. Sie behielt diese Wahrheiten beständig im Sinn; und als nach drei Jahren das Gebäude fertiggestellt war und eingeweiht wurde, war das Fünffache des ursprünglichen Betrages zu ihr gekommen, um dem guten Werk zugeführt zu werden.
Wenn die bisherigen Räume genügen, während die neuen fertiggestellt werden, und der Beschluß gefaßt wird, die einzelnen Arbeiten jedesmal zu bezahlen, wenn sie ausgeführt worden sind, so kann dies zu einer freudigen und lohnenden Erfahrung werden. Doch nach welchem Plan auch immer gebaut wird — es ist hilfreich, schnelle Bauarbeit und unverzügliche Einweihung zu erwarten. In dem Maße, wie wir die Vollständigkeit der wahren Idee von Kirche erkennen, werden wir beweisen, daß die göttliche Liebe in ihrer Wohltätigkeit und Macht die Erfüllung jeder rechten Tätigkeit möglich macht. Und Liebe ist stets der Weg. In nahe beieinander gelegenen Orten waren zwei Kirchen, die zur gleichen Zeit bauten. Die eine Kirche, die das im Augenblick größere Bedürfnis der anderen erkannte, gab ihrer Nachbarin das beträchtliche Ergebnis einer Sonntags-Kollekte. Später half eine ähnliche Gabe seitens der Empfängerin der ersten Kirche, deren Verpflichtungen zu erfüllen.
Wir sollten uns alle bemühen, der Demonstration unserer geliebten Führerin nahezukommen, die sie in ihren Büchern „Pulpit and Press“ (Kanzel und Presse) und „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes) beschreibt. Wir sollten verstehen, daß Gott sowohl Architekt wie Baumeister ist, und daß die geistige Entfaltung immergegenwärtig ist, die Arbeit zu inspirieren und zu leiten. Wenn jedes Mitglied eifrig bemüht ist, genau am rechten Platz und in der rechten Weise zu dienen, so hat sich eine harmonische Arbeitergruppe gebildet. Je höher, je klarer der Begriff von Harmonie und selbstloser Liebe ist, desto schöner wird die Demonstration sein. Der Apostel Paulus sagt (1. Kor. 3:11): „Einen andern Grund Kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Jesaja singt (26:1): „Mauern und Wehre sind Heil.“ Und Petrus sagt uns, daß wir „lebendige Steine“ in diesem geistigen Bau sind (1. Petr. 2:5).
Häufige Mitgliederversammlungen vor dem Bauen und während des Bauens dienen dazu, das Denken wachsam zu halten und Interesse und Einigkeit zu fördern. Die Verfasserin kennt eine Zweigkirche, die fortfährt, von Zeit zu Zeit Kirchenbauversammlungen abzuhalten, obgleich das Gebäude längst eingeweiht ist. Diese Kirche erkennt, wie ununterbrochen, ja wie geistig Kirchenbau ist. Diese Versammlungen sind größtenteils dem Austausch von Studienerfahrungen gewidmet, und sie fördern die Bildung einer starken „Kirchenfamilie“, die der Wissenschaft des Seins geweiht ist.
Obgleich es sich um drei verschiedene Denkvorgänge oder Schritte handelt, so gehen sie doch beständig ineinander über und überschneiden sich. Man sollte beständig alles für Christus aufgeben durch das Austreiben jedes zudringlichen Irrtumsargumentes. Man sollte sich beständig vergegenwärtigen, was die Kirche Christi, Wissenschafter, wirklich ist — die große Gabe der Liebe an die Menschheit. Dann wird man mit neuem Verständnis erkennen, warum Mrs. Eddy schrieb (Wissenschaft und Gesundheit, S. 583): „Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“
Kirchenbau in der Christlichen Wissenschaft ist also mit der Einweihung eines Gebäudes nicht zu Ende. Die fortgesetzte innere und äußere Unterstützung der verschiedenen Unternehmungen der Bewegung, zusammen mit dem aus früheren Erfahrungen im Dienste unserer geliebten Bewegung gewonnenen vermehrten Verständnis der Wirklichkeit, sind notwendig und werden den Tag beschleunigen, an dem Gottes Himmelreich auf Erden aufgerichtet ist und Wahrheit und Liebe allerhaben regieren. Dann wird bewiesen, daß die wahre Idee von Kirche das ist, was Mrs. Eddy sagt (ebd., S. 583): „Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“
So leget nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alles Afterreden, und seid begierig nach der vernünftigen, lautern Milch als die jetzt geborenen Kindlein, auf daß ihr durch dieselbe zunehmet, so ihr anders geschmeckt habt, daß der Herr freundlich ist, zu welchem ihr gekommen seid als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott ist er auserwählt und köstlich. Und auch ihr, als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Hause und zum heiligen Priestertum, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum. Darum steht in der Schrift: „Siehe da, ich lege einen auserwählten, köstlichen Eckstein in Zion; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden.“ — 1. Petrus 2:1–6.
