Weihnachten ist eine Freudenzeit. Sie weist auf das Kommen des Christus zum menschlichen Bewußtsein hin, und daher ist sie geweiht, heilig in ihrer Bedeutsamkeit. Mancher ist vielleicht gelehrt worden zu glauben, daß ein heiliger Anlaß ernst, ja freudlos ist. Aber die Engelsbotschaft an jenem ersten Weihnachtsmorgen straft diesen Glauben Lügen. Der Engel des Herrn, der starke, schelle Bote der Wahrheit, verkündigte den staunenden Hirten, die ihre Herde hüteten (Luk. 2:10): „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.“ Diese geweihte, heilige Geburt bedeutete eine große Freude, die alle Menschen umfassen sollte.
Haben manche Christen etwas von der heiligen Bedeutung der Weihnacht aus den Augen verloren? Wenn das der Fall ist, so wird die Christliche Wissenschaft sie wieder herstellen. Mary Baker Eddy schreibt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 260): „In der Christlichen Wissenschaft bedeutet Weihnachten das Wirkliche, das Absolute und Ewige — die Dinge des Geistes, nicht der Materie.“
Wir lieben es, Weihnachten mit unserer Familie und unseren Freunden zu verbringen, uns um den Kamin zu versammeln und auch den Einsamen und Betagten Freude und Trost zu spenden. Aber Weihnachten bedeutet mehr als all dies. Es ist eine Zeit, in der wir durch den Christus Gott näherkommen und das Vorhandensein des Christus in unseren Worten und Werken beweisen können. Wir können dem Beispiel unserer Führerin folgen. Sie sagt (ebd., S. 262): „Ich liebe es, Weihnachten in Stille, Demut, Wohltätigkeit und Nächstenliebe zu feiern und durch Wohlwollen gegen die Menschen, beredtes Schweigen, Gebet und Lobpreisung meine Vorstellung vom Erscheinen der Wahrheit zum Ausdruck zu bringen.“
Weihnachten gewährt uns Gelegenheit zur Ausspannung und Ruhe; für manche dagegen ist es eine Zeit der Anspannung und Verwirrung. Wir sollten uns davor hüten, denn dies ist eine Phase des tierischen Magnetismus, der die Schönheit des Christus auslöschen und uns in die leeren Traditionen eines heidnischen Festes verwickeln möchte. Das Bedürfnis von heute ist, die Weihnacht zu vergeistigen und den Christus mit all den lieblichen Offenbarungen seines heilenden Einflusses in das Christfest zurückzubringen.
Jeder kann sein Teil zu dieser Erneuerung des wahren Weihnachtsgeistes beitragen. Der Christus ist die göttliche und unkörperliche Idee Gottes, die an Stelle des sterblichen, Körperlichen und irrigen Begriffs vom Dasein tritt. Er offenbart die Unsterblichkeit des Menschen, seine Untrennbarkeit von Gott und sein ewiges und harmonisches geistiges Sein.
Das Kindlein von Bethlehem erschien als ein körperlicher Sterblicher. Es war von einer Jungfrau geboren. Die materiellen Zeugungsgesetze wurden als bloß materielle Annahmen bewiesen. Der wirkliche Mensch erscheint nicht, weil gewisse sogenannte materielle Gesetze in Bewegung gesetzt werden. Gott ist der Schöpfer; der Ursprung des Menschen ist Geist und sein Sein ist geistig.
Das Kind Jesus wurde zum Mittler zwischen dem Geist und dem Fleisch; denn Jesus war nicht durch die Begierden des Fleisches empfangen worden, sondern durch Marias geistigen Sinn und ihre bewußte Gemeinschaft mit Gott. In ihrer freudigen Aufnahme der Verkündigung des Engels erkennen wir klar ihr geheiligtes Verständnis von Gottes Gegenwart, Macht und allumfassender Liebe. Sie sagte (Luk. 1:46, 47): „Meine Seele erhebet den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilands.“
Die Empfängnis der geistigen Idee erfüllte Marias Bewußtsein mit geistiger Erleuchtung. Die Gaben des Geistes wurden verherrlicht. Die begrenzenden Annahmen des fleischlichen Gemüts wurden umgestoßen. Jesu Leben und Bestimmung entfalteten sich von der Grundlage des Geistes aus. Er verstand, daß sein Ursprung göttlich und sein Sein geistig war, und daß sein Geschick von dem unsterblichen Gemüt, das ihn erschaffen hatte, bestimmt werden würde. Er war dazu bestimmt, der Menschheit den Weg von der Materie zum Gemüt zu weisen. Er war zu dem Werkzeug Gottes geweiht, das den Vorhang des Fleisches zerreißen sollte, das heißt, den Schleier, der die Schätze der Unsterblichkeit verhüllte.
Wenn wir in unserem Zeitalter die Dinge des Geistes „erheben“, so werden die Befürchtungen, Zweifel und Beschränkungen, die das menschliche Dasein bedrängen, hinweggefegt. Die Erklärung, die der Engel Maria, der Magd Gottes, gab, besteht zu allen Zeiten als eine ewige Wahrheit für jeden Christen: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich“ (Luk. 1:37). Wir müssen diese Behauptung als eine Erklärung der Wahrheit anerkennen; denn sonst mag uns früher oder später dieser Urteilsspruch des sterblichen Gemüts entgegentreten: „Du bist nicht von Gott geboren; es kann nicht sein. Es ist gegen meine Gesetze und daher ist es unmöglich.“ Diese Lüge wurde durch den starken, geschwinden Engel, den Gedanken von Gott, aufgedeckt, der den geistigen Lebensbegriff einführte und durch sein Erscheinen bei der Auferstehung die Zwischenzeit des Todes überbrückte. Wir können und müssen die althergebrachten Traditionen des sterblichen Gemüts abwerfen, die uns an falsche Annahmen ketten, und uns zu dem geistigen Verständnis unseres gottgegebenen unsterblichen Seins erheben.
Wenn wir das Christfest durch die stille Vergegenwärtigung von Wahrheit und Liebe vergeistigen, so können wir an der Weihnachtsfreude teilnehmen, während wir alle materiellen Vergnügen ablehnen, die ihre Grundlage in den körperlichen Sinnen haben. Unser Beitrag zur Erhebung des Christfestes mag gering erscheinen, aber er kann dazu beitragen, die Weihnachtszeit zu vergeistigen. Mrs. Eddy schreibt in „Pulpit and Press“ (Kanzel und Presse, S. 4): „Ein einziger Tropfen Wasser kann dazu beitragen, die Sterne zu verhüllen oder den Baum mit Blüten zu krönen.“
Möge unser Beitrag zu Weihnachten eine Blütenkrone vom Baum des Lebens sein und nicht eine leblose Gabe, die vom Baum heidnischer Erinnerungen gepflückt wurde. Die Weihnachtsfreude kann unvermindert anhalten, wenn wir in das Neue Jahr hinübergehen. Wir können die Gegenwart und Macht des Christus als etwas Fortdauerndes mit uns nehmen und ihre Anwendung in unserem menschlichen Dasein erleben. Dies ist unser Lohn — eine beständige und freudige Weihnacht!
