Der wissenschaftliche Begriff von Gesundheit umfaßt mehr, als was mit guter Materie bezeichnet wird. Wenn das menschliche Bewußtsein nicht erzogen und darüber unterrichtet wird, was gute Gesundheit erzeugt, kann die gute Materie von heute schon morgen schlechte Materie sein. Gesundheit ist nicht ein materieller Besitz und wird weder durch die Materie hervorgebracht noch von ihr beherrscht. Sie ist nicht ein veränderlicher, flüchtiger Zustand des physischen Körpers, welcher Vererbungsgesetzen, der Medizin und der Hygiene unterworfen ist. Wenn Krankheit nicht in dem materiellen Körper gefunden wird, dann wird ebenso wenig Gesundheit darin gefunden. Wenn keine von beiden im Körper existiert, was nützt es dann, sie im Körper zu suchen?
Die Christliche Wissenschaft enthüllt, daß dauernde Gesundheit geistig und wissenschaftlich ist, daß sie in unserem Verständnis von Gott und in der Beziehung des Menschen zu Gott zu finden ist. Wahre Gesundheit dauert an, wandelt sich nicht, ist nicht abhängig von Alter, Zeit und Umständen. Sie bedeutet Heiligkeit oder Gesundheit des Denkens, sie bedeutet das Bewußtsein von Harmonie und von nichts anderem. Man braucht sie nicht zu suchen, oder zu warten, daß sie sich zeige. Man braucht sie lediglich zu erkennen und Anspruch darauf zu erheben.
Mary Baker Eddy erklärt die Tatsache, daß nicht die Materie oder der Körper des Kranken verändert oder geheilt werden muß, sondern allein sein Denken. Auf Seite sieben in „People's Idea of God“ schreibt sie: „Um jene Sinnesvorstellungen zu beseitigen, die Krankheit und Leiden genannt werden, müssen wir uns an das Gemüt wenden, damit es seine Gedankendinge und -bilder verbessere und dem Körper jene reinere Auffassung vermittele. Die wissenschaftliche Entdeckung und die Inspiration der Wahrheit haben mich gelehrt, daß die Gesundheit und der Charakter des Menschen in dem Verhältnis vollkommen werden, wie seine Gemütsvorbilder mehr oder weniger geistig sind.“
Da Krankheit ein mentaler Zustand ist, gibt sie den geistig mentalen Einflüssen nach. Krankheit ist immer abnorm; Gesundheit ist immer der normale Zustand des Menschen. Wenn die illusorische Natur der Krankheit und der normale Zustand von Gesundheit verstanden werden, kann man beweisen, daß Krankheit nicht eine so hartnäckige Tatsache ist, wie man zu glauben erzogen wurde;, daß sie lediglich etwas von den materiellen Sinnen Auferlegtes ist, dessen Existenz, Macht und Wirklichkeit davon abhängt, wie fest daran geglaubt wird.
Welchen Wert es hat, Gesundheit als den normalen und natürlichen Zustand des Menschen anzusehen, wird durch einen dem Verfasser wohl bekannten Vorfall illustriert. Eine Frau, die an organischen Beschwerden und inneren Komplikationen litt, stand vor einer Operation, die ihr von zwei Ärzten angeraten worden war. Der Zustand war bedenklich, und man war um den Ausgang besorgt. Die Patientin hatte in früheren Fällen die heilende Wirkung der Christlichen Wissenschaft erlebt und wurde nun angeregt, sich an das Heilungsgesetz Gottes zu wenden und rückhaltlos auf das Prinzip des Gemüt-Heilens zu vertrauen.
Sie setzte sich mit einem Ausüber in Verbindung, der sie daran erinnerte, daß die sogenannten Gesetze der Medizin und der medizinischen Annahmen ihr keine Bedingungen auferlegen konnten. Er versicherte ihre weiterhin, daß Gemüt, Gott, überall gegenwärtig ist, und daß allein das göttliche Prinzip immerdar wirksam ist. Der Ausüber bejahte die Grundwahrheit, daß der von Gott erschaffene Mensch nicht von einem physischen Körper beherrscht wird, nicht von ihm abhängt, noch sein Opfer ist. Er ist eine geistige Idee, gebildet, beschaffen und erhalten durch das göttliche Gemüt.
Wenige Tage später machte die Patientin in einem Telefongespräch die Bemerkung: „Ach, wenn ich nur die Wahrheit, die mich frei macht, erkennen und verstehen könnte.“ Der Ausüber antwortete: „Die Wahrheit, die Sie frei macht, ist die Wahrheit, daß Sie frei sind.“ Damit gab die Patientin den Kampf gegen ein körperliches Problem auf. Die Symptome ließen nach und in kurzer Zeit war sie frei. Der genaue Zeitpunkt, wann die physischen Anzeichen verschwanden, ist nicht bekannt, aber als sie wieder daran dachte, waren sie nicht mehr da. Sie hatte angenommen, daß ein Fehler an ihr sei, der der Heilung bedürfe. Sie hatte diese Annahme mit sich herumgetragen und gewartet, daß sie davon geheilt werde. Nun erwartete sie nicht nur eine Heilung; sie erkannte sie an. Sie lernte verstehen, daß das Gute der Gegenwart angehört; daß Gesundheit und Zufriedenheit nicht von der Materie abhängen; und daß Erlösung für alle vorhanden ist. Diese Heilung trug sich vor einigen Jahren zu und sie ist von Dauer gewesen.
Diese Frau war von der Christus-Idee, wie die Christliche Wissenschaft sie lehrt, berührt worden, gleich dem leidenden Mann am Teich Bethesda, der von dem Christus berührt und geheilt wurde, als Jesus zu ihm sagte (Joh. 5:8): „Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin.“
Es sind diese grundlegenden Tatsachen — daß das Leben ganz geistig ist und daß die Materie keine wirkliche Existenz besitzt, daß Fleisch und Blut nicht den wirklichen Menschen ausmachen — welche Gesundheit und Harmonie zu einer gegenwärtigen Wirklichkeit machen. Mit Gott vereint zu sein und Gott zu verstehen, hebt die disharmonischen und üblen Zustände des menschlichen Körpers auf. Das Zeugnis des materiellen Sinnes kann niemals den Sieg über die geistigen Tatsachen davon tragen.
Wer der Heilung bedarf, möge sich rückhaltlos vom materiellen Sinnenzeugnis eines Gemüts in der Materie abwenden und sich hinwenden zu der Anerkennung der strahlenden Vollkommenheit des Geistes. Möge derjenige, der sich selbst für das Opfer einer chronischen oder unheilbaren Krankheit hält, sich bedingungslos den heilenden Strömen wahrer Geistigkeit zuwenden; dann wird er Freiheit finden von den Ängsten und Schmerzen des Sinnes. Wenn der Augenschein der Sinne durch den Beweis ersetzt wird, den das geistige Verständnis darbietet, den einzig wahren Beweis, den es gibt, dann erhebt sich das menschliche Bewußtsein zu der Wahrnehmung, daß Gesundheit eine geistige Segnung ist, die Gott allein verleiht, erhält und bewahrt.