Ich hatte als Kind große Sehnsucht, Gott besser verstehen zu lernen, und ich betete oft darum. Als ich in die Christliche Wissenschaft kam und erkannte, was Gott wirklich ist, wußte ich, daß meine Gebete erhört worden waren.
Vor mehreren Jahren führte ich auf einer Reise eine beträchtliche Geldsumme mit mir. Eines Tages fuhr ich mit einer Freundin in der Straßenbahn; mein Geld war in einer Geldbörse in meiner Handtasche. Als der Wagen zu einer Umsteigestelle kam, hielt er mit einem so plötzlichen Ruck, daß ich ein wenig das Gleichgewicht verlor, als die Menge auszusteigen begann. Nachdem ich mein Gleichgewicht wiedererlangt hatte, bemerkte ich, daß meine Handtasche offen war, und ich vermißte meine Geldbörse. Ich war unangenehm überrascht und voll Furcht, als mir klarwurde, daß all mein Reisegeld verschwunden war.
Ich erzählte meiner Freundin, was geschehen war, und wir stiegen beide aus. Als ich versuchte, mir Gottes Gegenwart zu vergegenwärtigen, wurde mir klar, daß ich es mir nicht leisten konnte, den Lügen des sterblichen Gemüts zu glauben, und daß ich mich fest an mein Verständnis von der Allheit Gottes klammern müsse. Meine Freundin bestärkte mich in der Überzeugung von der Wahrheit, indem sie erklärte: „Der Mensch ist ehrlich; der Mensch ist ehrlich.“ Jeder Anspruch von Furcht, Mangel, Unehrlichkeit und Heimtücke mußte durch die der Lage entsprechende Wahrheit ersetzt werden. Ich fragte mich selbst, was Geld ist, und ich erkannte, daß es ein Tauschmittel ist, durch welches Dankbarkeit für Waren und Dienste ausgedrückt wird. „Die Währung der Liebe ist nicht materiell,“ erklärte ich. „Sie ist geistig. Sie ist mir so nahe, wie Gott ist, und ich kann ebensowenig davon getrennt werden, wie von Gott.“
Wir standen ungefähr eine halbe Stunde an der Straßenecke und vergegenwärtigten uns Gottes Gegenwart und Schutz. Dann fragte meine Freundin: „Wohin gehen wir nun von hier?“ Ich antwortete nicht, sondern dachte daran, was Jakob zu dem Engel sagte (1. Mose 32:27): „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Außerdem wiederholte ich Mrs. Eddys Erklärung (Wissenschaft und Gesundheit, S. 574): „Gerade den Umstand, den dein leidender Sinn für schreckensvoll und quälend erachtet, kann Liebe zu einem Engel machen, den du ohne dein Wissen beherbergst.“
Sofort geschah etwas ganz Wunderbares. Ein Gedankenbild von dem Gesicht eines Mannes erschien vor mir. Das Bild was so klar, daß ich seine Züge ganz genau sehen konnte. Als ich mich zu meiner Freundin wandte, um ihr dies zu erzählen, hörte ich sie sagen: „Da ist der Mann, der Dein Geld hat. Geh hin und nimm es.“ Sie deutete in der meinem Blick entgegengesetzten Richtung und auf einen Mann, der in unserer Nähe die Straße überquerte. Es war derselbe Mann, dessen Gesicht mir in dem Gedankenbild erschienen war.
Ich ging ihm nach und brachte die Einflüsterung zum Schweigen, daß ich nicht einen fremden Mann ansprechen und ihn nach meinem Geld fragen könnte. Ich wußte, daß Gott mir gezeigt hatte, wo mein Geld war, und daß ich hingehen und es zurückfordern mußte. Als ich ihn erreichte und ihn danach fragte, versuchte er zu entkommen. Ich hielt ihn fest und sagte ihm sehr bestimmt, daß er mein Geld hätte und daß ich es zurückhaben wollte. Er griff zögernd in seine Tasche und gab mir meine Geldtasche mit allem Geld darin. Ich kann das Gefühl der Heiligkeit nicht beschreiben, daß mich in diesem Augenblick einhüllte, und klarer als je zuvor erkannte ich, daß Gott bei mir war und daß der Ort, darauf ich stand, heilig Land war.
In dem Gefühl, daß ich etwas zu dem Mann sagen müsse, bat ich das Gemüt demütig, mir einzugeben, was ich sagen sollte. Dann erklärte ich ihm, daß er ein ehrlicher Mann sei, weil er ehrlich geschaffen sei, und daß ich wüßte, daß dieselbe Macht, die mir mein Geld zurückgegeben hatte, ihn niemals wieder stehlen lassen würde. Ich hatte diese Erfahrung vor mehreren Jahren, aber jedes Mal, wenn ich daran denke, fühle ich dankerfüllten Herzens, daß der Mann durch diese Erfahrung ebenso gesegnet wurde wie ich.
Können wir wohl je voll unsere Dankbarkeit ausdrücken für die wunderbaren Erfahrungen, die wir durch das Studium der Christlichen Wissenschaft machen, oder für die Freude, Demut und Liebe, die wir erwerben, wenn wir in unserem Studium Fortschritte machen? Ich danke Mrs. Eddy von ganzem Herzen dafür, daß sie die heilenden Wahrheiten Jesu in einer verständlichen und praktischen Weise für alle, die sie anwenden wollen, erklärt hat.
Ich bin für die vielen erhaltenen Segnungen sehr dankbar, sowie für das Vorrecht, in unserer sich stets erweiternden heilenden Bewegung dienen zu dürfen.— Detroit, Michigan, U.S.A.
Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin beharrt und ist nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat. — Jakobus 1:25.
