In der Christlichen Wissenschaft verstehen wir, daß Gott die eine und einzige regierende Macht ist. Er regiert und erhält sein Weltall geistiger Ideen in vollkommener Harmonie. Diese Ideen bilden Seine Kirche. Mary Baker Eddy definiert „Kirche“ in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 583) als „Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“ Auf diese geistige Grundlage eines unwandelbaren Prinzips gründete Mrs. Eddy Die Mutterkirche. Und durch göttliche Inspiration setzte sie deren im wesentlichen demokratische Regierung ein und ordnete die ausgesprochen demokratische Regierung ihrer Zweigkirchen an.
Demokratische Regierung ist weit mehr als ein bloß menschliches Regierungssystem. Ihr Grundwesen ist Liebe zu den Mitmenschen. Sie wurzelt in der Erkenntnis, daß der Mensch ein Recht auf Freiheit unter Gottes Leitung hat. Unter den Kirchenmitgliedern findet sie praktischen Ausdruck in gleichen Rechten und Möglichkeiten, Gleichheit der Geschlechter und geregeltem Beamtenwechsel.
Die Regeln in unseren Zweigkirchen beruhen auf der Tatsache von der Gotteskindschaft des Menschen, der einen allumfassenden Familie geistiger Ideen, die nicht von einem oder mehreren Sterblichen, sondern von dem göttlichen Prinzip regiert werden. Das ist wahre Selbstregierung, denn sie spiegelt die Regierung des göttlichen Gemüts in jedem Einzelmenschen wider. Sie wird veranschaulicht im Gehorsam gegen Jesu Geheiße (Matth. 22:37, 39): „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“, und: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das erfordert den Ausdruck von Wohlwollen, Selbstaufopferung und Zusammenarbeiten, sowie die Bereitwilligkeit, die Regel des Mehrheitsbeschlusses zu stützen.
Die Christliche Wissenschaft offenbart, daß Gott dem Menschen Herrschaft verleiht, die absolute Macht, dem göttlichen Gesetz gemäß zu leben und zu arbeiten. Im Ausdruck dieser Herrschaft respektiert jede Idee die Rechte aller. Wahre Herrschaft bedeutet nicht Diktatur. Gottverliehene Herrschaft ist ein Ausdruck von der Macht der Liebe in Beziehung zu Gottes Schöpfung. Sie ist wohltätig, liebreich und intelligent. Diktatur bedeutet Gewalt eines Einzelmenschen über einen andern und ein Leugnen der Macht und Autorität Gottes.
Der Christliche Wissenschafter, der beim göttlichen Gemüt Führung sucht und seiner Leitung folgt, wird niemals zum Diktator, versucht niemals die Unternehmungen einer Zweigkirche oder ihrer Mitglieder zu beherrschen. Er spiegelt dagegen durch verständnisvolles Zusammenarbeiten mit seinen Mitmenschen die Macht und Herrschaft des göttlichen Gemüts wider. Er arbeitet und er betet um die Führung der Liebe. Unter keinen Umständen strebt er nach einem Amt oder sucht er aus Selbstsucht oder Selbstüberhebung seine Amtszeit zu verlängern. Solch eine Handlungsweise widerspräche dem Grundbegriff christlich-wissenschaftlicher Demokratie.
In den demokratischen Verfahren und Unternehmungen unserer Zweigkirchen täte jedes Mitglied wohl daran, sich jene Worte Jesu (Luk. 22:42) oft ins Gedächtnis zu rufen: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“, und in all seinen Beziehungen zur Kirche die Führung des Christus zu suchen. Mrs. Eddy zeigt uns ganz klar, wie wir dieses rechte Ziel erreichen können. Sie schreibt in ihrem Werk „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 213): „Wachet über euren Gedanken und sehet, ob sie euch näher zu Gott und zur Eintracht mit Seinen wahren Nachfolgern führen. Beschirmt und befestigt eure eigene Burg immer stärker.“ Ein Befolgen dieser Mahnung führt niemals zu selbstsüchtigem Ehrgeiz oder zum Streben nach Stellung und Macht, sondern es segnet den Einzelmenschen sowie die Kirche bei der Erfüllung ihrer Bestimmung, das Menschengeschlecht zu heben und Kranken, Sündern und Unglücklichen Heilung zu bringen.
Der getreue Christliche Wissenschafter besucht immer bereitwillig und dankbar die Geschäftssitzungen seiner Zweigkirche. Bei diesen Zusammenkünften werden die Richtlinien und der Verwaltung der Kirche festgelegt. Hier hat jedes Mitglied das Recht, seine Ansichten in geordneter Weise und gemäß bestimmten Regeln des Verfahrens darzulegen. Es ist nicht nur sein Vorrecht, sondern seine Pflicht, die Gedanken, die ihm zum Fortschritt der Kirche in den Sinn kommen, zum Ausdruck zu bringen. Seine Meinung mag sogar im Widerspruch stehen mit den von anderen Mitgliedern geäußerten Meinungen und Gedanken. Doch — wie ein Mitglied es einmal ausdrückte — „wir müssen lernen, im Widerspruch zu stehen, ohne widerspenstig zu sein.“
Es ist ratsam, sich dessen eingedenk zu bleiben, daß alle Mitglieder auf verschiedenen Stufen ihrer Entfaltung stehen. Die Mitglieder, die schon Erfahrung in der Betätigung der Verfahren haben, sollten geduldig sein mit den noch unerfahrenen und unweisen. Die neuen Mitglieder sollten verstehen lernen, daß auch sie durch Gebet und Inspiration neue Vorschläge zum Fortschritt der Kirche machen können. Erörterungen sind in Kirchenversammlungen immer angebracht und berechtigt. Doch bloße Diskussion und Polemik gehört nicht in die Verwaltung einer christlich-wissenschaftlichen Kirche. Verständnisvolles Gebet ist der machtvollste Beitrag, den ein Mitglied seiner Kirche und der Allgemeinheit machen kann.
Mitgliedschaft in einer Zweigkirche bietet allen Mitgliedern unbegrenzte Gelegenheit für Dienstleistungen und für freudige Mitarbeit. Die wahre Basis für die Entfaltung und den Fortschritt des Einzelnen und der Kirche beruht auf unserer Liebe zu Gott und dem Menschen. Das treue Kirchenmitglied ist ein geistiger Baumeister. Es arbeitet und betet für das Gute. Es vereinigt sich mit denen in der Kirche, die göttliche Führung suchen, in der Gewißheit, das die Liebe alle Disharmonie und Herrschsucht überwinden wird. Durch den Christus — den Ausdruck von der Macht der göttlichen Liebe — kommt die Befreiung von allen unharmonischen Zuständen.
In dem Maße, wie die Kirchenmitglieder in ihrem täglichen Leben und in ihrer Kirchenverwaltung die Regierung des göttlichen Gemüts widerspiegeln, werden sie zum Beispiel und zur Inspiration für die Einführung wahrer Demokratie in allen menschlichen Angelegenheiten. Der geistige Begriff von „Kirche“ als „Bau der Wahrheit und Liebe“ wird, wenn er von den Kirchenmitgliedern gehegt und gepflegt wird, die ganze Gemeinde segnen. Und die Zweigkirchen werden ihre göttliche Bestimmung in den menschlichen Angelegenheiten erfüllen, wie diese von unserer Führerin im zweiten Teil der Definition von „Kirche“ dargelegt wird, wo sie sagt: „Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“
