Jeder sollte beständige Freude in sich tragen. Die Freude, die sich nicht wandelt noch erlischt unter der Rauheit der Widerwärtigkeit, der Eintönigkeit oder der Enttäuschung, sondern inmitten der menschlichen Wechselfälle ruhig und stark bleibt, ist wirklich so natürlich wie das Singen eines Vogels.
Jemand hat einmal das wahre Wesen der Freude und ihre Vorbedingung, die innere geistige Gnade, erschaut und schrieb: „Hab stets einen grünen Zweig im Herzen, und der singende Vogel wird kommen.“
Die Lehren der Christlichen Wissenschaft offenbaren die Quelle wahrer Freude und zeigen, wie sie erlangt und bewahrt werden kann. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, behandelt dieses Thema eingehend in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ und ihren anderen Schriften. Alles, was sie über die Freude sagt, war vorher in ihrer eigenen Lebenserfahrung erprobt und bewiesen worden — einem Lebenspfad, der manchmal recht rauh und steinig war. Doch das diente nur dazu, sie rückhaltloser Gott, dem Guten, und Seinem vollkommenen Weltall zuzuwenden. Ein Auszug aus ihren Schriften, der ihre Methode offenbart, die Freude aufrechtzuerhalten, ist auf Seite 14 ihres Werks „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften) zu finden, wo sie sagt: „Löse dein Denken los von den sterblichen und materiellen Vorstellungen, die der Allgegenwart und Allmacht des Guten widersprechen; nimm nur die unsterblichen Tatsachen an, die diese Allgegenwart und Allmacht des Guten in sich schließen, und wo wirst du dann Böses sehen oder fühlen und seine Existenz notwendig finden, sei es für den Ursprung oder das Endziel des Guten?“
Mrs. Eddy war eine ernste Forscherin der Bibel, besonders der Lehren Christi Jesu. Auch er wandte das ruhelose menschliche Denken hinweg von der Unsicherheit der Materie zu den wahren, freudespendenden Schätzen des Himmels — zu den geistigen Ideen, die von den materiellen Umständen nicht berührt werden. Sein Rat war (Matth. 6:19–20): „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen.“ Und dann, mit seinem charakteristischen Verständnis dafür, wie sehr die Menschen der Führung bedürfen, um diese so wünschenswerten geistigen Schätze zu erlangen, weist er hin auf das rechte Verfahren: „Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.“ Das ist also die Vorbedingung für bleibende Freude — „Einfältigkeit“ des Schauens, standhafte geistige Erkenntnis, die keine falschen materiellen Annahmen oder Umstände als wirklich anerkennt oder als würdig, in das Bewußtsein eingelassen zu werden.
Eine Frau ließ sich einmal dazu verleiten, durch das fragwürdige Verhalten eines anderen tief enttäuscht zu sein. Tagelang war sie so in Angst und Schmerz versunken, daß ihr klares Denken verdunkelt war und ihr nichts gelang, was sie unternahm. Als Anhängerin der Christlichen Wissenschaft wußte sie, daß die Bibel und die Schriften Mrs. Eddys Trost und Heilung in jeder menschlichen Notlage bieten, gleichviel ob körperlicher oder mentaler Art; und so wandte sie sich in demütiger Erwartung wieder ihren Büchern zu. Eines Morgens las sie die oben erwähnte Stelle in „Miscellaneous Writings“, deren einfache Botschaft sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Nachdem sie die Worte sorgfältig gelesen und darüber nachgesonnen hatte, beschloß sie, sich nicht länger der Allgegenwart Gottes zu widersetzen und an einem materiellen Standpunkt festzuhalten, wodurch sie sich selbst Strafen auferlegte — schwindende Freude und Kummer. Im Vertrauen, daß Gott dieses rechte Verlangen segnen und unterstützen würde, entschloß sie sich, ihr Bewußtsein nur solchen Gedanken zu öffnen, von denen sie wußte, daß sie dem Menschen als der Widerspiegelung Gottes, des Guten, natürlich sind — Gedanken der Reinheit, Liebe und Dankbarkeit. Fast augenblicklich war ihr ganzes Bewußtsein von einem tröstlichen Gefühl der Ruhe und Gelassenheit erfüllt und bald darauf verschwand jede Suggestion des Kummers. Tief dankbar für diese Lektion, beherzigte sie ihre Lehre, denn sie ersah daraus, daß man, um beständige Freude in sich zu tragen, einen Weg dafür bereiten muß, indem man getreulich nur gottähnliche Gedanken hegt. „Hab stets einen grünen Zweig im Herzen, und der singende Vogel wird kommen.“
In dem Kapitel „Mahnung und Rat“ ihres Buches „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 210) schreibt Mrs. Eddy: „Geliebte Christliche Wissenschafter, haltet euer Gemüt so von Wahrheit und Liebe erfüllt, daß Sünde, Krankheit und Tod nicht eindringen können. Es ist klar, daß einem Gemüt, das schon voll ist, nichts hinzugefügt werden kann. Ein von Güte erfülltes Gemüt hat keine Tür, durch die das Böse eindringen, und keinen Raum, den es ausfüllen kann. Gute Gedanken sind ein undurchdringlicher Panzer, damit angetan, seid ihr vollständig geschützt gegen Angriffe des Irrtums jeglicher Art. Und nicht allein ihr seid geborgen, sondern alle, auf denen eure Gedanken ruhen, werden dadurch gesegnet.“