„Gehe zu deinem Pastor“. Diesen Rat gab eine liebende Mutter stets ihrer kleinen Tochter, wenn diese mit ihren verschiedenartigen Kindheitsproblemen zu ihr kam; „für Heilung und Hilfe gehe zu deinem Pastor.“ Das Kind verstand wohl, was damit gemeint war. Einige Jahre zuvor war seine Mutter durch die Christliche Wissenschaft geheilt worden, nachdem die Ärzte erklärt hatten, daß sie nichts mehr für sie tun könnten; so hatte sich das Elternhaus des Kindes von einem Ort der Traurigkeit und Qual in einen der freudigen Aktivität und des reichen Lebens verwandelt. Das Kind wußte, wer sein Pastor war, nämlich die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy. Es wußte auch, daß Mrs. Eddy diese beiden Bücher für immer als den Pastor der Kirche Christi, Wissenschafter, eingesetzt hatte. Dieser Pastor war stets zur Verfügung, immer absolut richtig und gerecht in seinem Rat, unendlich trostreich, unendlich weise, unendlich liebevoll, praktisch anwendbar und zuverlässig; und an ihn wendete es sich in vollkommenem Vertrauen und der Erwartung des Guten.
In den folgenden Jahren hat die Dankbarkeit des Kindes für seinen Pastor sich immer mehr vertieft. Es hat an seiner ewigwährenden Botschaft der Liebe und des Schutzes in Zeiten strahlender Gesundheit und Zufriedenheit festgehalten und sich in dunklen Stunden des Schmerzes und der Angst auf ihn für Heilung und Erlösung verlassen. Er hat niemals versagt. Er kann nicht versagen, weil er das Wort Gottes ist — das Wort des allmächtigen, des allgegenwärtigen, des allwissenden Gottes, des Schöpfers der Menschen und des Universums.
Es ist interessant, daß in der Anfangszeit der christlich-wissenschaftlichen Bewegung diejenigen, die durch die Christliche Wissenschaft geheilt worden waren, als persönliche Pastoren wirkten. Es wurden christlich-wissenschaftliche Predigten gehalten, die viel Gutes zeitigten. Aber Mrs. Eddy, die beständig für das Beste ihrer Kirche betete und arbeitete, erkannte bald, daß persönliche Auslegungen des Gotteswortes, persönliche Kommentare zu den Bibelstellen, nicht immer die besten „Prediger“ für das wissenschaftliche Christentum abgaben. Und im Jahre 1895 setzte sie die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“ zum Pastor aller Kirchen der Christlichen Wissenschaft ein.
Ein Sturm der Entrüstung erhob sich. Niemand wird in die Kirche gehen, war die allgemeine Meinung, wenn wir keinen persönlichen Pastor haben, der die Gemeinde inspiriert und die Heilige Schrift auslegt. Niemand wird etwa eine Stunde lang in der Kirche sitzen und dem Vorlesen von Stellen aus Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“ lauschen, die ebenso gut zu Hause gelesen werden könnten. Man war allgemein der Ansicht, daß die bedeutenden und beredten Geistlichen und Prediger des Evangeliums die Kirchen füllten und große, dankbare Gemeinden schufen. Ohne Zweifel — das war die allgemeine Meinung — war die neue christlich-wissenschaftliche Kirche dem Untergang geweiht.
Aber im Gegensatz zu der Voraussage wirkte dieser Pastor der Kirche Christi, Wissenschafter, vom ersten Tage an herrlich und erhaben. „Die Predigten unseres neuen Pastors, der Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von unserer Pastorin Emerita, der verehrten Mary Baker Eddy, eingesetzt, wirken unermeßlich Gutes“ schrieb der Schriftführer Der Mutterkirche im Oktober 1895. „Es wird in vielen Fällen von Personen berichtet, die durch jahrelanges Kranksein des Lebens müde geworden waren und in Verzweiflung die Gottesdienste besuchten, und die durch die Macht des Geistes von ihren Gebrechen geheilt und Gott lobend und preisend von dannen gingen“ (Historische Skizzen von Clifford P. Smith, S. 194).
In einer Bibelkonkordanz findet sich unter „Pastor“ oder „Hirte“ folgende Bemerkung: „Jemand, der eine Herde von Schafen hütet und Sorge trägt, nicht nur, daß sie gute Weide haben, sondern auch, daß ihnen nichts zustößt.“ In welch wundervoller Weise erfüllt doch der christlich-wissenschaftliche Pastor all diese Pflichten! Mit welcher Fülle speist er die Hungernden! Wie liebevoll und wie vollkommen hütet er seine Herde!
Im Buch des Propheten Jeremia finden sich etliche Hinweise auf die damaligen „Pastoren“ oder „Hirten“, von denen die meisten ihnen Pflichtvergessenheit vorwerfen und das Versäumnis, das Volk mit geistigem Verständnis und geistiger Nahrung zu versorgen. Aber mit diesem Vorwurf Hand in Hand geht Gottes Verheißung (Jer. 3:15): „[Ich] will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die euch weiden sollen mit Lehre und Weisheit;“ und (Jer. 23:4): „Ich will Hirten über sie setzen, die sie weiden sollen, daß sie sich nicht mehr sollen fürchten noch erschrecken noch heimgesucht werden.“
Gottes Verheißung hat sich erfüllt. Der christlich-wissenschaftliche Pastor ist nicht von menschlichen Begrenzungen und Mißerfolgen abhängig. Es ist das Wort Gottes, welches segnet und heilt; welches die Menschheit aus der Knechtschaft der Furcht und des Schmerzes, der Sünde, der Krankheit und des Todes befreit. Welchen Trost, welchen Frieden des Herzens wir doch finden, wenn wir uns an unsern Pastor wenden; welche unfehlbare Weisheit, Führung, Heilung und Schutz; welche unermeßliche Versorgung! Unser Pastor predigt das Evangelium, die gute Botschaft von der Gegenwart, der Macht und Liebe Gottes; von Gottes gutem Willen und Gesetz, erhaben auf Erden, wie im Himmel.
Um Gottes Gesetz zu demonstrieren, muß man es verstehen und alles verneinen, was mit ihm in Widerspruch stehen würde. Das Gesetz Gottes kann nicht null und nichtig gemacht werden; es muß Gottes Absichten für die ganze Menschheit dienen.
Und was ist Gottes Absicht? Auch hier gibt der Pastor die Antwort, indem er offenbart, daß Gott den Menschen zum Zeugen Seiner Herrlichkeit erschuf. „Dies ist der Anschlag, den er hat über alle Lande“ spricht der Prophet Jesaja (14:26, 27): „Der Herr Zebaoth hat's beschlossen — wer will's wehren? —, und seine Hand ist ausgestreckt — wer will sie wenden?“ Gottes Absicht für den Menschen ist gut, weil Gott gut ist. Die Aufgabe des Menschen ist, Gott widerzuspiegeln und dem Guten Ausdruck zu verleihen.
Die Predigten, die der Pastor der christlich-wissenschaftlichen Kirche hält, nämlich die Lektionspredigten im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft, gründen sich auf die Einheit und Allheit Gottes, den wir als Geist, Seele, Gemüt, Wahrheit, Prinzip, Leben und Liebe verstehen. Die praktische Anwendbarkeit dieser Predigten wird täglich bewiesen durch rechtes Denken und rechtes Handeln, wozu sie inspirieren.
Das Verständnis von Gott führt in der Familie, in der Kirche und im Gemeindeleben zur Widerspiegelung oder zum Ausdruck all Seiner edlen Eigenschaften — der Schönheit und Freudigkeit der Seele, der Weisheit des Gemüts, der Stärke und Fortdauer des Prinzips, der Kraft des Lebens, der Allmacht der Wahrheit, der Allerhabenheit des Geistes, der Lieblichkeit der Liebe. „Ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen, spricht der Herr, Herr“, lesen wir in Hesekiel (39:29). Zweifellos hat Gott Seinen Geist über die Kirche Christi, Wissenschafter, ausgegossen, und in freudigem Gehorsam und in Seinem Dienste erkennen wir dankbar Seine Liebe an.
Nichts kann uns von Gott trennen, so versichert uns unser Pastor. Nicht Zeit noch Raum, noch sogenannte sterbliche Gesetze oder Urteile der Sünde und Krankheit, der Unzulänglichkeit, Begrenzung, Unvolkommenheit oder des Mangels. „Derselbe Geist gibt Zeugnis unserm Geist“ sagt Paulus, „daß wir Gottes Kinder sind ... Gottes Erben und Miterben Christi“ (Röm. 8:16, 17). Gott ist Leben — ohne Krankheit, ohne Alter, grenzenlos und unendlich gut. Und dieses Leben ist unser Leben. Gott ist unsere Gesundheit, unsere Kraft, unser Gemüt, unser Vater, unsere Mutter.
Laßt uns zu unserem Pastor, unserem Hirten gehen! Sind wir krank? Oder arm? Oder einsam? Oder begrenzt? Oder voll Angst? Dann laßt uns Gott suchen! Er ist unser Hirte; uns wird nichts mangeln. Er wird uns nicht verlassen noch versäumen. Er hat es verheißen. Allmacht, die göttliche Allgewalt, ist mit uns, wo auch immer wir gehen und stehen, und segnet, heilt, führt, beschützt und regiert uns. Die Christliche Wissenschaft oder das Wort Gottes zeigt, daß es keine mesmerische Suggestion des fleischlichen Gemüts gibt, die uns erschrecken, uns in Versuchung führen oder uns verletzen könnte. Es gibt keine Macht, keine Ursache, kein Gesetz, keine Stimme, die nicht Gott zugehört. Diese Wissenschaft gibt uns ein demonstrierbares Verständnis von der göttlichen Macht, der göttlichen Liebe.
In „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ schreibt Mrs. Eddy (S. 268): „Über alles, was nicht unter dem:, So spricht der Herr‘ steht, schweige ich wie die stummen Jahrhunderte ohne eine lebende Prophetin.“ Wenn die Entdeckerin und Gründerin ihren Worten nicht das: „So spricht der Herr“ voranstellen konnte, schwieg sie. Was für ein herrliches Beispiel hat sie uns damit gegeben! Wenn wir nicht das: „So spricht der Herr“ dem, was wir sagen, voranstellen können, wenn wir nicht jeden Gedanken, jede Handlung auf Gottes Wort gründen können, dann laßt uns schweigen. Welch herrliche Heilung und Erlösung würde es uns allen bringen, wenn wir unser Denken über uns selbst, unseren Nächsten, unsere Kirche und unsere Welt in dieser Weise läuterten.
So laßt uns denn ehrfürchtig zu unserm Pastor gehen, mit einem Herzen von Dankbarkeit, von Demut, Gehorsam, Vertrauen und Liebe erfüllt; laßt uns das Wort Gottes in Ehren halten und es zu unserem täglichen Gefährten machen. Es gibt kein Problem, das es nicht lösen, keine Wunde, die es nicht heilen könnte.
Laßt uns zu unserem Hirten gehen und die Wahrheit beherzigen, die in den folgenden Worten aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft (Nr. 252) enthalten ist:
O Weisheit, hoch vom Himmel,
O Wort, das zu uns spricht,
Unwandelbare Wahrheit,
Der dunklen Erde Licht!
Wir segnen Deine Botschaft;
Sie leuchtet hoch und weit
Auf unsre zagen Schritte,
Ein Licht aus alter Zeit.