„Gott sah“ (1. Mose 1:4). Dies ist das erste Mal, daß Sehen in der Bibel erwähnt wird. Gott sieht sich selbst, und Er sieht Sein eigenes Universum, einschließlich des Menschen, als Offenbarwerdung seiner eigenen Vollkommenheit, Harmonie und Kraft. Dies Sehen ist ewig und unzerstörbar.
Mary Baker Eddy gibt in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ den Ausdruck „Wahrheit“ als eine der sinnverwandten Bezeichnungen für Gott, und die Arbeit des Anhängers der Christlichen Wissenschaft besteht darin, das zu sehen, was tatsächlich wahr ist, in Verbindung mit jeder Einzelheit des täglichen Lebens; denn auf diese Weise wird das göttliche Heilen vollbracht. Christus Jesus gab uns eine wunderbare Verheißung, als er sagte (Joh. 8:32): „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, die Wahrheit wird euch frei machen.“ Wahres Erkennen oder Sehen ist mit Freisein von allem Unwahren verbunden. Die Wahrheit kennt nur das, was wahr ist. Eine Lüge, das Gegenteil der Wahrheit, kann immer als machtlos bewiesen werden, denn wie Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt (S. 475): „Für Wahrheit gibt es keinen Irrtum — alles ist Wahrheit.“
Ehe wir etwas von der Christlichen Wissenschaft wußten, nahmen wir das Zeugnis der körperlichen Sinne als wahr an, da wir dazu erzogen worden waren zu glauben, daß wir jetzt materiell sind, daß wir jedoch eines Tages, wenn wir diese Daseinsebene verlassen haben, mehr von unserem wahren Selbst wissen werden. Doch die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott die Seele ist, und demonstriert den geistigen Sinn, durch den wir die Wissenschaft des Seins verstehen können.
Geistiges Schauen ist klar, ungetrübt und unbehindert, denn es bedeutet das Wahrnehmen der Wirklichkeit, das Erkennen geistiger Ideen, das Bewußtsein von Gott als der Substanz aller Fähigkeiten, mit denen Sein Ebenbild und Gleichnis göttlich ausgestattet ist. Klarheit des Denkens ist durchsichtig, unberührt von jeglichem Trüben oder Unwahren. Die Pflege des geistigen Sinnes ist von höchster Wichtigkeit, wenn wir unser wahres Selbst verstehen lernen wollen, wie Gott selbst uns kennt.
In Jesaja (32:3) lesen wir: „Der Sehenden Augen werden sich nicht blenden lassen.“ Auf wen bezieht sich das? Wohl auf denjenigen, der den Menschen sieht, wie Gott ihn erschaffen hat, und der dieses geistige Schauen bei jeder Einzelheit seines täglichen Lebens anwendet. So erbringt der Mensch, der die Eigenschaften der Wahrhaftigkeit, der Genauigkeit, der Zuverlässigkeit und der Aufrichtigkeit ausdrückt, der Welt, in der er lebt, einen klaren Beweis von des Menschen Einssein mit Gottes Gegenwart und Macht.
Die Annahmen des sogenannten Lebens in der Materie — die Annahme von Altersschwäche, die Annahme, daß beständiger Gebrauch der Augen Ermüdung und Schmerzen verursachen könnte, die Annahme, daß zu einer gewissen Zeit im Leben das Tragen einer Brille unbedingt notwendig werde, die Annahme, daß Sehen, Hören und Wissen von gewissen körperlichen Organen abhängig sei, die ermüden, sich trüben, zerstört, ja sogar verloren werden könnten — solche Annahmen würden drohen, das wahre Schauen zu vermindern oder zu verdunkeln. Doch all diese Vorstellungen werden von Mrs. Eddy widerlegt, die in ihrem Lehrbuch schreibt (S. 486): „Gesicht, Gehör, alle geistigen Sinne des Menschen sind ewig. Sie können nicht verloren gehen. Ihre Wirklichkeit und Unsterblichkeit beruhen im Geist und im Verständnis, nicht in der Materie — daher ihre Fortdauer.“
Geistiges Schauen ist gleichbedeutend mit geistigem Verständnis. Das Studium der Christlichen Wissenschaft und die Anwendung ihrer Regeln in unserem eigenen Leben bringt einem jeden von uns diese geistige Erkenntnis. Es befähigt uns, die falschen Vorstellungen mit der geistigen Tatsache zu widerlegen, der Stimme der Wahrheit zu lauschen, den Menschen so zu sehen, wie er wirklich ist — nämlich als vollkommenen Ausdruck des vollkommenen Schöpfers.
Wie herrlich ist es zu wissen, daß das göttliche Gemüt alles ist, was sieht, spricht, fühlt und weiß. Das Gemüt ist allwissend, und das Gemüt weiß nur das, was wahr ist, denn Gott ist das Gemüt, und das Gemüt ist die Wahrheit. Wenn uns ein körperliches Problem irgendwelcher Art entgegentritt, so können wir uns fragen: „Weiß Gott, das Gemüt, etwas von diesem Problem? Sieht Gott, die Seele, etwas von der Schwierigkeit, die ich eben durchmache?“ Die Antwort auf diese Fragen muß immer verneinend lauten, da Gott die Liebe ist und nur das, was Liebe ausdrückt, im Bewußtsein des Menschen gegenwärtig sein kann. Und in Wirklichkeit sind wir Ideen des Gemüts.
„Der geistige Sinn ist eine bewußte, beständige Fähigkeit, Gott zu verstehen“, sagt unsere Führerin auf Seite 209 ihres Lehrbuchs. Das körperliche Sehvermögen ist begrenzt. Es kann nur auf eine bestimmte Entfernung hin wahrnehmen. Das körperliche Ohr behauptet, daß es manchmal gewisse Laute nicht vernehmen kann, oder auch, daß es von Trübsal und Leiden hört. Die Beschwerde der Kurzsichtigkeit ist oft dadurch geheilt worden, daß der Patient etwas von Gottes Allgegenwart verstanden und erkannt hat, daß Gott nicht an eine bestimmte Stätte gebunden, sondern gleichmäßig überall gegenwärtig ist. Ebenso ist Augenschwäche geheilt worden, wenn erkannt wurde, daß das göttliche Gemüt alles tut, was getan wird, daß es alles weiß, was zu wissen ist, und daß der Mensch, die Widerspiegelung Gottes, ewiglich diese Macht widerspiegelt, zu wissen, was man zu wissen braucht.
Schwerhörigkeit wird oft geheilt, wenn der Patient lernt, auf die Wahrheit zu lauschen und seine Ohren gegen Geschwätz, Einflüsterungen der Furcht und herabsetzende Kritik zu verschließen. Alle Annahmen der Erblichkeit werden geheilt, wenn Gott als der einzige Erzeuger des Menschen erkannt wird, und der Mensch als Gottes vollkommenes Kind. Sprechschwierigkeiten werden überwunden, durch die Vergegenwärtigung, daß die Sprache im Gemüt beruht, niemals in der Materie. Gefühle des Krankseins, des Schmerzes, des Verlustes, des Verletztseins oder der Bitterkeit werden immer wieder geheilt, wenn die Wahrheit anerkannt wird, daß Gefühl eine göttliche Fähigkeit ist — daß die göttliche Liebe sich der Existenz einer jeden Idee bewußt ist, und daß jede Idee die Gegenwart der Liebe fühlt.
Alle Schwierigkeiten der heutigen Welt, gleichviel ob körperlich, finanziell, politisch oder rassisch, beruhen auf der Annahme, daß der körperliche Sinn das Mittel ist, durch das wir sehen, fühlen, hören und wissen können. Doch die sogenannten körperlichen Sinne sind Fälschungen der wahren Sinne.
Wie dankbar sind wir Gott, dem Geber alles Guten, für die Christliche Wissenschaft, für ihre Offenbarung der Wahrheit, die uns des Einsseins des Menschen mit allem Guten vergewissert. Laßt uns Gebrauch machen von unseren von Gott verliehenen geistigen Sinnen; laßt uns lernen, nur das zu sehen, zu hören, zu wissen und zu fühlen, was gut ist, das Weltall geistiger Ideen wahrzunehmen, die Gottregiert, Gott-beherrscht und Gott-beschützt sind. Dies rechte Sehen ist klar. Es spiegelt das göttliche Sehen wider. Es sieht Volkommenheit und Harmonie. Es ist zuverlässig und getreu; denn es ist das Schauen der Wahrheit.
Ein hörend Ohr und sehend Auge, die macht beide der Herr.— Sprüche 20:12.
